piwik no script img

PorträtDer Reumütige

Jugendknast statt Trainingsplatz. Und dem Vereinsrausschmiss nur knapp entgangen: St. Pauli-Jungprofi Joel Keller sorgt derzeit für Schlagzeilen. Doch die sind nicht positiv und haben mit sportlichen Höchstleistungen so rein gar nichts zu tun.

Im Juli vergangenen Jahres, Keller stand noch in Diensten des FC Nürnberg, hat Keller zugeschlagen. Nicht im gegnerischen Strafraum, sondern in einem Nürnberger Fast-Food-Restaurant – nicht mit dem Fuß, sondern mit der Faust. Das spätere Opfer soll Kellers Freundin ein paar Pommes recht provokativ vom Tablett stibitzt haben. Es kam erst zur verbalen, dann zur körperlichen Auseinandersetzung, in deren Verlauf Keller zum Boxer mutierte.

Zwar stellte der Geschädigte keine Strafanzeige, doch da die Polizei auf den Vorfall aufmerksam wurde, kam es zu einer Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung. Das Nürnberger Amtsgericht verurteilte den heute 21-jährigen Schweizer nun zu zwei Wochen Jugendarrest und 80 Stunden gemeinnütziger Arbeit. Als strafmildernd bewertete die Amtsrichterin dass Keller ein Ersttäter sei, Reue zeigte und bislang nicht als „Schläger“ auffällig geworden sei. Für Kellers Freundin, die bei der Schlägerei munter mitmischte, lautet das Urteil ein halbes Jahr Gefängnis auf Bewährung.

Keller – was bleibt ihm auch anderes übrig – akzeptiert das Urteil: „Ich habe einen riesigen Fehler gemacht und bereue mein Fehlverhalten sehr. Ich stelle mich nun den Konsequenzen und werde die Strafe annehmen, sagt der Verteidiger, der unlängst erst einen Profivertrag bis 2018 beim Kiezclub unterschrieben hat.

Den darf er behalten, obwohl er seinem neuen Arbeitgeber seinen Fehlschlag erst vor wenigen Wochen beichtete. „Nach gründlichen internen Gesprächen mit Präsidium, Geschäftsleitung und dem Spieler haben wir entschieden, ihm eine zweite Chance zu geben, ohne dabei die Tat zu bagatellisieren“, bringt Sportchef Thomas Meggle den Stand der Dinge auf einen knappen Nenner. Dazu musste der Jungprofi aber aktiv Abbitte leisten. „Joel hat sich bei dem Opfer entschuldigt, in den Gesprächen mit uns glaubhaft Reue gezeigt. Nichtsdestotrotz haben wir ihm die dunkelgelbe Karte gezeigt“, sagt Meggle.

So muss der Jungprofi keinen Karriereknick befürchten, zumal der Verein erreichen konnte, dass Keller seine Strafe erst am 22. August antreten muss und somit das Trainingslager zur Saisonvorbereitung nicht verpasst. Nur für ein Spiel – Ende August gegen Dresden – wird Keller dem Club, der ihn ursprünglich nur für die Nachwuchsmannschaft verpflichtet hatte, nicht zur Verfügung stehen. Marco Carini

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen