Polizisten vergewaltigen in Nigeria: Tatort Nachtklub
Eine Razzia gegen einen Nachtklub in Nigerias Hauptstadt endet mit Vergewaltigungen in der U-Haft. Jetzt ermittelt die Polizei gegen sich selbst.
Die Razzia in der Nacht zum 27. April war von den Behörden mit nächtlicher Ruhestörung sowie Nackttanzen auf der Straße mit der Folge von Verkehrsstau begründet worden, dazu Zweckentfremdung einer Gesundheitsklinik. Beamte der Hauptstadtbehörden für Stadtentwicklung, Umweltschutz und soziale Entwicklung begleiteten die Polizisten.
34 als Nackttänzerinnen bezeichnete Frauen wurden festgenommen. Später wurde ihnen in Medienberichten vorgeworfen, sie seien verheiratet und aus wohlhabenden Familien gewesen.
Dann aber sagten einige von ihnen vor Gericht aus, sie seien schon auf dem Weg zur Wache von Polizisten belästigt worden. Manche sollen mehrere Tage lang in Untersuchungshaft angegriffen worden sein.
72 Menschenrechtsgruppen forderten in einer gemeinsamen Erklärung die Freilassung aller festgenommenen Frauen, Entschädigung und Strafverfolgung. Mehrere Frauen hätten Verletzungen im Intimbereich. Die Razzia habe ausschließlich Frauen gegolten, Männer wurden in Ruhe gelassen, hieß es.
„Als verantwortungsbewusste Bürgerbehörde nehmen wir die Anschuldigungen ernst“, sagte Abujas Polizeisprecher Danjuma ajere Tanimu und erklärte, ein hochrangiges Ermittlerteam sei beauftragt worden, der Sache auf den Grund zu gehen und suche jetzt Zeugen.
„Das Polizeikommando möchte gegenüber der Öffentichkeit seine Null-Toleranz für unprofessionelle Missachtung der Menschenrechte betonen, und irregeleitete Offiziere werden streng bestraft“, warnte Tanimu.
Es ist der jüngste in einer Reihe ähnlich gelagerter Skandale in Nigeria. Vor Kurzem warf ein Menschenrechtsbericht Soldaten vor, festgenommene mutmaßliche Kämpferinnen der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram zu vergewaltigen.
Der Armee wird auch vorgeworfen, in Vertriebenenlagern sexuelle Gegenleistungen für Lebensmittel zu verlangen. Die Militärführung weist die Anschuldigungen als Propagandakampagne zurück.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Das Weihnachten danach
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Der Fall von Assad in Syrien
Eine Blamage für Putin