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Polizeigewalt in den USA„Verdammte Rassisten“

Nach der brutalen Festnahme eines schwarzen Studenten der University of Virginia kam es zu Protesten gegen die Polizei. Der Student wollte eine Bar besuchen.

Martese Johnson, ein Student aus Virginia. Die Spuren des Polizei-Übergriffs sind noch deutlich zu sehen. Bild: ap

RICHMOND dpa/afp | Die brutale Festnahme eines Afroamerikaners im US-Staat Virginia hat an einer dortigen Hochschule Proteste ausgelöst. Polizisten hatten den schwarzen Studenten der University of Virginia in Charlottesville festgenommen, nachdem ihm der Zugang zu einer Bar verwehrt worden war, wie US-Medien berichteten. Videos von Augenzeugen zeigen Martese Johnson mit blutüberströmtem Gesicht auf dem Gehweg liegend, während drei Beamte der Behörde für Alkoholkontrolle ihn festnehmen. Johnson bezeichnet die Polizisten in einem Video immer wieder als „verdammte Rassisten“.

Er sei schockiert gewesen, als sein Gesicht gewaltsam auf das Pflaster gestoßen wurde, erklärte Johnson am Donnerstag bei einer Pressekonferenz mit seinem Anwalt, wie die Washington Post berichtete. Er habe nur einen Gedanken gehabt, „wie kann so etwas nur geschehen?“.

Unklar waren zunächst die Hintergründe des Vorfalls. Johnsons Anwalt Daniel Watkins sprach von einem Missverständnis wegen des Ausweises, den der 20-Jährige vorgezeit habe. Dieser sei aber nicht gefälscht gewesen. Anschließend sei Johnson von den Beamten der Alkoholkontrolle zu dem Ausweis befragt worden. Der Wortwechsel habe schließlich damit geendet, dass Johnson „auf den Boden geworfen wurde“ und tiefe Schnittwunden im Gesicht und am Kopf erlitt.

Nach Angaben der Polizei wird Johnson Fluchen und Trunkenheit in der Öffentlichkeit sowie Behinderung der Justiz vorgeworfen. Universitätsleiterin Teresa Sullivan protestierte gegen die Behandlung des Studenten: „Festgenommen zu werden sollte nicht dazu führen, dass man genäht werden muss“, sagte sie der Washington Post. Berichten zufolge musste Johnsons Wunde mit zehn Stichen genäht werden.

Demonstration gegen Polizeigewalt

Virginias Gouverneur Terry McAuliffe forderte eine unabhängige Untersuchung zur Klärung des Vorfalls. In der Nacht zum Donnerstag versammelten sich Hunderte Studenten auf dem Campus, um gegen Polizeigewalt zu demonstrieren.

In den USA sorgten in den vergangenen Monaten immer neue Vorfälle von teils schwerer Polizeigewalt gegen Schwarze für Proteste. Landesweit geriet besonders die Stadt Ferguson in die Schlagzeilen, nachdem dort der unbewaffnete Teenager Michael Brown erschossen worden war.

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19 Kommentare

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  • 7G
    738 (Profil gelöscht)

    Hierzulande werden Polizisten die Zwangsmaßnahmen durchführen gerne als Nazis bezeichnet. Damit ist bewiesen, dass sie Nazis sind.

    • @738 (Profil gelöscht):

      Polizisten haben Kaiser Wilhelm genau so gedient wie der Weimarer Republik, Hitler, der BRD und der DDR. Da muß man sich nicht über ein leicht ramponiertes Image wundern. Zumal man weiß, daß sie auch der nächsten Diktatur vorbehaltlos dienen werden.

      • 7G
        738 (Profil gelöscht)
        @Friedrich Zoller:

        Damit ist ebenfalls bewiesen, dass nur Diktaturen Polizisten brauchen. Dem brillianten Argument könnte man auch hinzufügen, dass auch Lehrer zu allen Zeiten dem Staat dienten. Das macht sie per se ebenfalls verdächtig.

  • Es dürfte noch lange dauern, bis in diesem seltsamen Riesenreich zwischen Klondyke und Rio Grande die elementarsten östlichen Werte durchgesetzt werden.

    Die gemäßigt reformorientierte Zentralregierung Obama hat die Kontrolle über die prorassistischen Separatisten offenbar längst verloren...

  • Herr Karlm, können Sie sich noch an meine Ausführungen zu freiheitsentziehenden Maßnahmen (FEM) erinnern? Es gibt eine Hamburger Studie, die die Anwendung von FEM, bei vergleichbarem Patientengut, in Pflegeeinrichtungen untersucht hat. Da kam heraus: die einen binden jeden zweiten fest, bei den anderen ist es nur jeder zwanzigste. Wie ist das zu erklären? Ich beantworte mal: es kommt auf die Haltung an, die ich habe und die Einstellung und das Verhältnis zum Anderen. Und das ist eben nicht mit fehlendem Geld oder mangelndem Personal allein zu erklären. Es ist vor allem der Wille zu Wissen. Während Leitungskräfte in der Pflege (Pflegethermometer 2014, Studie zur Versorgung von Demenzkranken im Akutkrankenhaus), vor allem das Übel in Personalmangel sehen, betonen Pflegetheoretiker und Ausbilder vor allem die Schlüsselqualifikationen und Fachkompetenzen, die entwickelt werden müssen. Wahrscheinlich haben beide Recht. Jogi Berra sagte einmal: „In der Theorie sind Theorie und Praxis nicht voneinander unterschieden, in der Praxis aber schon.“ Es sind verschiedene Beobachterpositionen. Sie kleben wahrscheinlich zu sehr am Einzelbild, während die Anderen den Titel der Ausstellung sehen wollen. Aber ob nun Gewalt in einer Pflegebeziehung oder in einer Festnahme, immer darf zuerst einmal auch die Frage nach der Verhältnismäßigkeit stehen. Und die wird sehr wohl in ganz besonderem Maße von der Haltung der Handelnden bestimmt.

    • @higonefive:

      Ihrem Resume kann ich mich durchaus anschließen.

  • Warum zeigen die Videos eigentlich nie die Vorgeschichte oder die 30 sec. bevor die Person am Boden liegt?

     

    Das Problem ist, dass man mit der Polizei immer diskutieren muss, anstatt einfach zu akzeptieren, dass es für alle am einfachsten und besten ist den fraglichen Sachverhalt schnell und höflich zu klären. Durch dieses ewige diskutieren, sind manche Polizisten überfordert und reagieren dann u.U. falsch.

     

    Eine solche Verletzung sollte keiner bei einer Festnahme erleiden, aber wenn man sich nicht stehend festnehmen lassen will, dann muss man damit rechnen, dass man auf dem Boden landet.

    • 6G
      60440 (Profil gelöscht)
      @Kleopatros:

      Da haben Sie völlig Recht, Kleopatros. Immer diese Nörgler und Querulanten, die einfach nicht höflich den jeweiligen polizeilichen Aufforderungen nachkommen. Und manche, die immer diskutieren müssen, sind dann eben tot.

      • @60440 (Profil gelöscht):

        Tja, nur steben Bei Widerständen viel zu oft Menschen durch eigene Dummheit und Größenwahn.

        Die nicht zu seltenen Ausnahmen, wie auch von higonfive angemerkt mal ausgenommen.

         

        Und es sind nicht die "Diskutierer", die sterben.

  • Ohne nähere Kenntnis es Falles würde ich mir langsam mal überlegen ob es zweckmäßig ist ständig diese unreflektierte "Rassismus" Geschwätz in jedem Artikel unterzubringen.....

     

    Denn die propagandistische Gegenreaktion auf solch unreflektiertes Rassismus-Geschrei ist auch bei der ZEIT schon angelaufen. Ein ausgewiesener Freund der Atlantikbrücke hat wohl den Tipp bekommen sich über die Kritiker an den gesellschaftlichen Misständen lustig machen zu können. Joffe hat sich einfach die Aussagen des Sektionsbefundes in einen Artikel pressen lassen. Worauf schon mehrfach hingewiesen wurde: Persönlich late ich nach der Faktenlage jeden "Rassismusschreier" im Fall Brown für einen ausgemachten Idioten. Nun kommt die propagandistische Quittung...

     

    Und zum Fall: Was ist das eigentlich für eine "Behörde"? Haben die überhaupt hoheitliche Befugnisse? Gab es einen Widerstand, oder wurden hier Bürgerrechte missachtet? Gab es Urkundenfälschung? USW..

     

    War die Festnahme rechtmäßig, braucht sich der Geschädigte nicht beschweren, es sein denn es wurde mehr Zwang angewendet als erforderlich.

     

    Wäre schön wenn die Details hinreichend geklärt würden, bevor man wieder in unreflektiertes Geschrei verfällt.

    • @KarlM:

      Ansonsten sind Sie auch nicht so zögerlich mit Vorverurteilungen. Und das bei immer gleichem Kenntnisstand.

    • @KarlM:

      Ach, würden Sie sich doch nur an Ihre eigenen Maßstäbe halten...

      • 1G
        1714 (Profil gelöscht)
        @Blondschopf:

        Das kann Karlchen M nicht. Der ist von sich selber so tief überzeugt, daß er nicht mehr erkennt um was es in solchen Vorfällen geht. Selbst wenn die Festnahme rechtäßig gewesen wäre, dann ist das noch lange kein Grund, den Festgenommenen so zu behandeln wie es immer wieder in diesem zivilisierten Land geschieht. Aber das versteht er eben nicht...

        • @1714 (Profil gelöscht):

          Das ist im Prinzip ja richtig.

           

          Dir Frage ist doch in jedem einzelnen Fall war das überhaupt rechtmäßig? Ein Widerstand gar provoziert oder war eben ein erheblicher Zwang anzuwenden, weil massiv Widerstand geleistet wurde?

           

          Das kann dann schon mal so, oder noch übler, aussehen und ausgehen.

          • 1G
            1714 (Profil gelöscht)
            @KarlM:

            Nein, KarlM, es geht eben nicht in jedem einzelnen Fall um diese Details. Die sind zwar immens bedeutsam, doch es geht um die Summe der Verfehlungen der Ordnungskräfte in den USA. Es geht um die gesamte Richtung dieses Handelns. Darum ist es auch nur in der Gesamtheit zu beurteilen. Wer jeden Fall zerlegt --wie das ein Gericht sehr wohl machen muß-- und nicht die Komplexität erkennt, der spielt diesen staatlichen Gesetzesbrechern in die Hände. Es sind alles Mosaiksteine, die einzeln betrachtet viele Ecken und Kanten haben mögen, zusammen aber ein Bild ergeben.

            • @1714 (Profil gelöscht):

              Da bin ich ja auch Irrer Meinung, eben weil man vermuten kann das solche Widerstände oft genug provoziert werden. Nur muss das eben auch bestätigt und verurteilt werden.

        • @1714 (Profil gelöscht):

          Ist ihr Fazit dann wie folgt zu verstehen, wenn ein Straftäter sich nur ausreichend wehrt bei der Festnahme sollte die Polizei gezwungen sein, ihn laufen zu lassen?

          • @Kleopatros:

            Das glaube ich nicht, zumal FLW ja auch auf die Einzelfallprüfung verweist.

             

            Es geht ihm sicher eher um den Verweis auf die verfestigte gesellschaftliche Aufspaltung an der auch "rassistische" Vorurteile einen erheblichen Anteil haben. Halt die Krfäte des Überbaus der das Desaster zusammenhält. Ist ja auch nicht falsch das zu erwähnen.

      • @Blondschopf:

        Wo nicht?