Polizeigewalt in Frankreich: Gummiknüppel statt Tränengas
Landesweite Proteste gegen Polizeigewalt werden von einem massivem Polizeiaufgebot überschattet. In Paris schlagen Beamte auf Demonstrierende ein.

Doch in Paris ging die Polizei gleich zu Beginn ganz massiv gegen die Kundgebung vor – laut den Demonstrierenden ohne Vorwarnung und ohne ersichtlichen Grund. Die „Ordnungshüter“ hatten offenbar die Anweisung erhalten, mit präventiven Interventionen die Bildung von Schwarzen Blöcken um jeden Preis zu verhindern.
Dafür nahmen die Beamten in Kauf, das Bild von mit Knüppeln auf die Anwesenden schlagenden „Flics“, und die Vorwürfe der ausufernden Polizeigewalt der vergangenen Wochen, zu bestätigen.
Der Innenminister Gérald Darmanin sprach von einem Erfolg des Polizeieinsatzes, weil es dieses Mal dank einer offensiven Taktik gelungen sei, die „Randalierer“ an Sachbeschädigungen und Plünderungen in den Pariser Geschäftsstraßen zu hindern. Am 5. Dezember waren in Paris am Rande einer Demonstration Autos in Brand gesteckt, sowie Geschäfte geplündert und verwüstet worden.
Trommeln trotz Kopfwunde
Dem Innenminister und dem Präfekten Didier Lallement wurde deswegen Ohnmacht gegenüber den vorsätzlich gewalttätigen Schwarzen Blöcken vorgeworfen. Und so wurde vor der Demonstration am 12. Dezember ein Maximum von Anwesenden kontrolliert und Verdächtige in Gewahrsam genommen. Laut Innenministerium wurden insgesamt 142 Personen festgenommen.
Statt Tränengas und Granaten verließ sich die Polizei vermehrt auf die direkte Intervention mit dem traditionellen Gummiknüppel. Das Ergebnis ist nicht weniger brutal als der sonst übliche massive Einsatz von Reizgas und Granaten, die seit mehr als zwei Jahren regelmäßig bei so genannte „Ordnungseinsätzen“ bei Demonstrierenden schwere Verletzungen verursachen.
Da dies vorerst noch nicht gesetzlich verboten ist – wie dies aber Innenminister Darmanin fordert –, liefern zahlreiche Journalist:innen und Augenzeug:innen auf Twitter Fotos und Videos dieser Interventionen. So publizierte der Online-Reporter Rémy Buisine auf dem Live-Kanal Brut ein Video, in dem zu sehen ist, wie ein junger Mann, der ihm kurz zuvor ein Interview gab, von der Polizei geprügelt wird.
Sein einziges Vergehen soll es gewesen sein, dass er auf seiner Trommel den Takt angab. Aus einer Kopfwunde blutend trommelt er danach weiter.
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