Polizeianweisung zum Papstbesuch: Fenster zu, wenn der Papst kommt
Während des 24-stündigen Besuchs von Benedikt XVI. gilt in der Stadt Sicherheitsstufe 1.
Die schwülen Nächte sind vorbei. Trotzdem dürfte es in den Wohnungen am Südstern stickig werden. Am Donnerstag kommt der Papst nach Berlin. In der Apostolischen Nuntiatur in der Lilienthalstraße in Kreuzberg wird er sein Haupt zur Ruhe betten. Kein Scherz: Die Wohnbevölkerung der angrenzenden Straßen hat von der Polizei die Aufforderung bekommen, die Fenster in der Zeit des Papstbesuchs geschlossen zu halten.
In den 24 Stunden, die sich Benedikt XVI. in Berlin aufhält, gilt in der Stadt Sicherheitsstufe 1. Das heißt: Scharfschützen auf den Dächern, versiegelte Gullis, mehrere 1.000 Beamte im Einsatz. Von oben und von unten wird die Wegstrecke, die der Papst durch die Stadt nimmt, überwacht. Erst recht gilt das für die Orte, an den er sich länger aufhalten wird. Am Donnerstagvormittag landet er in Tegel, trifft Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), redet im Bundestag. Er trägt sich im Roten Rathaus ins Goldene Buch der Stadt ein, und abends spricht er im Olympiastadion.
Schon allein wegen der umfangreichen Straßensperrungen ist zu erwarten, dass es in der Zeit zu erheblichen Verkehrsbeeinträchtigungen und Staus kommen wird. Dazu kommt, dass auch die Papstgegner auf die Straße gehen werden. Die für 16 Uhr angemeldete Demonstration darf nicht am Brandenburger Tor losgehen. Das entschied das Verwaltungsgericht am Mittwoch. Jetzt soll der Protestmarsch Unter den Linden stattfinden. Der Aufruf ist von 65 Organisationen unterzeichnet worden, darunter der Lesben- und Schwulenverband und der Verein Christopher Street Day.
Neben den Straßensperrungen hat die Polizei umfangreiche Halteverbote angekündigt. Betroffen davon sind unter anderem Teile der Heerstraße, die Seitenstraßen entlang des Olympiastadions und der Bereiche rund um den Südstern. In Flyern, die seit Mittwoch in den betroffenen Wohngegenden verteilt werden, weist die Polizei außerdem darauf hin, dass in den abgesperrten Straßen auch keine Motorräder und Fahrräder abgestellt werden dürfen. Die Anwohner rund um den Südstern sind zudem aufgefordert, von Donnerstag, den 22. September, ab 4 Uhr bis Freitag um 12 Uhr "die in Richtung der gesperrten Straße liegenden Fenster geschlossen zu halten". Auch die Anwohner rund um das Olympiastadion haben ein Frischluftverbot, aber nur am Donnerstag in der Zeit von 17 und 21 Uhr.
Und was passiert, wenn man das Fenster trotzdem öffnet? Ein Polizeisprecher: "Das kommt auf den Einzelfall an, aber die Leute müssen mit Unannehmlichkeiten rechnen." Inwiefern? "Dass Polizisten nachts bei ihnen klingeln und das Fenster zumachen."
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste