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Polizei nimmt 39 Neonazis fest

■ In Bad Harzburg beendet eine Hundertschaft von Polizeibeamten einen Rudolf-Heß-Gedenk-Marsch

Hannover (taz) – In Bad Harzburg hat die Polzei am Samstag einen Aufmarsch von 60 Neonazis nach einer guten halben Stunde beendet. Zu dem Rudolf-Heß-Gedenk-Marsch hatten sich die aus dem gesamten Bundesgebiet angereisten Rechtsradikalen gegen 14:30 Uhr in einer Tiefgarage in der Nähe des Bahnhofs der Harzgemeinde formiert.

Einen Polizisten, der anschließend ihren Abmarsch beobachtete, rissen die Rechtsradikalen von seinem Motorrad, und sie traten auf ihn ein, als er am Boden lag. Auch einen weiteren Polizeibeamten, der zu Fuß unterwegs war, griffen die Neonazis an und verprügelten ihn. Bei ihrem Gedenkmarsch, der mitten durch die Innenstadt des Kurortes führte, trugen sie Transparente, die Rudolf Heß zum „Märtyrer des Friedens“ umlogen oder schlicht forderten: „Rudolf Heß – Ein Toter ruft zur Tat“.

Nach Angaben des Innenministeriums in Hannover dauerte es etwa eine halbe Stunde, bis eine Schutzpolizeihundertschaft in Bad Harzburg angerückt war. In der Fußgängerzone der Stadt nahm diese Hundertschaft dann 39 Teilnehmer des Gedenkmarsches in Gewahrsam. Haftbefehle wegen Körperverletzung von zwei Polizeibeamten waren bis Sonntag nachmittag nicht beantragt worden. Die 39 Ingewahrsamnahmen dauerten jedoch noch an.

Bundesweit hatten Neonazis in den vergangenen Wochen etwa 90 Rudolf-Heß-Kundgebungen angemeldet. Auch in Niedersachsen waren diese allesamt verboten worden. Wie das Innenministerium gestern mitteilte, hatte man dennoch mit einem Nazi-Aufmarsch in Südniedersachsen gerechnet und entsprechende Polizeikräfte bereitgehalten. Nachdem die ersten Meldungen über den Aufmarsch in Bad Harzburg eingegangen seien, seien auch von Hannover aus Polizeikräfte nach Bad Harzburg geschickt worden. Diese Kräfte seien in der Landehauptstadt nicht mehr für den Chaos-Tage-Einsatz nötig gewesen, hieß es im Innenministerium.

Auch in der Nähe der mecklenburgischen Stadt Wismar löste die Polizei in der Nacht zum Sonntag ein Neonazi-Treffen auf. Am Tressover See hatten etwa 20 Jugendliche Reichkriegsflaggen gehißt, Nazi-Lieder gesungen und entsprechende Parolen gebrüllt. Als die Polizei auftauchte, versuchten die Jugendlichen zu fliehen oder sich der Festnahme zu widersetzen. Die Polizei nahm schließlich zwölf von ihnen fest und stellte ihre Flaggen sicher. ü.o.

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