Polizei in Guatemala: Hand in Hand mit der Drogenmafia
Guatemalas Polizeichef soll in den Drogenhandel verstrickt sein und bei einer Schießerei beteiligt. Normalität in Zeiten des Drogenkriegs: Polizei scheinbar von Drogenmafia unterwandert.
Pedro Baltazar Gómez wurde erst im August vergangenen Jahres zum Polizeichef von Guatemala befördert. Seit Dienstag ist er den Posten wieder los. Der Mann war eigentlich dafür zuständig, die erschreckende Zahl von durchschnittlich 15 Morden pro Tag zu senken und die sich immer weiter ausbreitende Drogenmafia im Zaum zu halten. Nun wurde er verhaftet, weil er selbst in den Drogenhandel verstrickt sein soll.
Zudem wird im vorgeworfen, in eine Schießerei zwischen Polizisten und Drogenhändlern verwickelt zu sein, bei der im April letzten Jahres fünf Beamte erschossen wurden. Zusammen mit Gómez wurde Nelly de Bonilla, die Chefin der guatemaltekischen Drogenfahnder, verhaftet.
Gómez ist nicht der erste Polizeichef, der nach wenigen Monaten im Amt schon wieder gefeuert wurde. In den vergangenen 18 Monaten hat Präsident Álvaro Colom vier oberste Ordnungshüter verbraucht. Auch Porfirio Pérez Panigua, der Vorgänger von Gómez, ging aus dem Amt direkt ins Gefängnis. Er soll mindestens 300.000 US-Dollar beschlagnahmte Drogengelder und rund 350 Kilo Kokain aus den Asservatenkammern gestohlen haben. Gómez wurde verhaftet, als er von der Staatsanwaltschaft zu einem Korruptionsskandal vernommen wurde. Bei Benzineinkäufen für die Polizei waren fünf Millionen Dollar verschwunden.
Colom hatte wegen des Benzin-Skandals bereits in der vergangenen Woche seinen Innenminister Raúl Velásquez gefeuert und am Montag durch den als unbestechlich geltenden Journalisten Carlos Menocal ersetzt. Die Glaubwürdigkeitskrise der Polizei konnte er damit nicht überwinden. Der Neue war gerade einen Tag im Amt, da wurde eine brisante Aussage des ehemaligen stellvertretenden Innenministers Francisco Cuevas bekannt. Der hatte in den USA zu Protokoll gegeben, dass die ehemalige Polizeichefin Marlene Blanco Lapola aus ihr ergebenen Polizisten ein Netz aus Todesschwadronen aufgebaut habe.
Die internationale UN-Kommission gegen die Straffreiheit in Guatemala bestätigt, dass es entsprechende Ermittlungen gibt. Die Juristen und Kriminalisten der Vereinten Nationen sollen der Regierung helfen, die Aufklärungsquote von rund 2 Prozent bei Morden deutlich zu erhören. Kommissionschef Carlos Castresana ist nun sauer, dass seine Ermittlungen gegen die polizeilichen Todesschwadrone öffentlich gemacht wurden, bevor seine Kriminalisten zuschlagen konnten.
Auf den verhafteten Gómez wartet nun ein Verfahren wegen Verschwörung, illegaler Hausdurchsuchungen, Amtsmissbrauch, illegaler Verhaftungen, Drogenhandel, Behinderung von Strafverfahren und illegalem Waffenbesitz. Und die Guatemalteken haben einmal mehr erfahren, dass ihre Ordnungshüter bis hinauf zur Spitze vom organisierten Verbrechen unterwandert sind.
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