Polizei auf dem Fusion-Festival: Keine Wasserwerfer gegen Raver

Räumpanzer und Wasserwerfer – das sahen Pläne der Polizei für das „Fusion“-Festival vor. Jetzt rudert sie zumindest bei diesen beiden Dingen zurück.

Besucher auf dem Fusion-Festvial

Ein Ort der Freude, nicht der Randale: die Turmbühne auf dem „Fusion“-Festival in Lärz Foto: imago images/Frank Brexel

Hamburg/Lärz dpa | Ein Einsatzkonzept der Polizei für das „Fusion“-Festival in Lärz (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) sorgt für Wirbel. Nach einem Bericht von Zeit Online sieht das auf den 12. März datierte Papier der Polizeiinspektion Neubrandenburg vor, dass zeitgleich etwa 100 Beamte, uniformiert und in zivil, auf dem Gelände sein sollen – rund um die Uhr im Schichtsystem.

Eine Sprecherin des Polizeipräsidiums bestätigte am Montag, dass es ein solches Papier vom 12. März gibt, betonte aber: „Das ist ein überholtes Konzept.“ Es orientierte sich an dem inzwischen ebenso veralteten Sicherheitskonzept des Veranstalters.

Die Polizei hatte in diesem Jahr aus Sicherheitsgründen erstmals eine Wache und „anlasslose Streifen“ auf dem Festivalgelände gefordert. Nachdem die Veranstalter der „Fusion“ zuletzt aber ein neues Sicherheitskonzept vorgelegt haben, prüfe die Polizei dieses, sagte die Polizeisprecherin. Es sei möglich, dass die Polizei nicht mehr auf einer eigenen Wache direkt auf dem „Fusion“-Gelände bestehe.

„Wenn das Sicherheitskonzept des Veranstalters so überarbeitet wurde, dass weitreichende Verbesserungen vorgenommen wurden, wird eine dauerhafte Präsenz auf dem Gelände möglicherweise gar nicht mehr erforderlich sein“, teilte die Polizei mit. In einer Stellungnahme am Montagnachmittag hieß es: „Die Polizei erkennt den friedlichen Charakter der Fusion seit 22 Jahren an.“

Keine Wasserwerfer

Nach dem Bericht von Zeit Online sieht das März-Konzept auch vor, dass Räumpanzer und Wasserwerfer außerhalb des Festivals bereitstehen sollten. Dazu sagte die Polizeisprecherin: „Bei einem Gespräch mit dem Veranstalter machte dieser deutlich, dass er nicht für die Sicherheit der Beamten sorgen kann, wenn diese sich auf dem Fusion-Gelände aufhalten werden, da Teile der Besuchermenge nicht steuerbar seien. Aus diesem Grund wurde das Einsatzkonzept mit Stand März 2019 um das Vorhalten von Wasserwerfern etc. erweitert.“

Am Montagabend stellte die Polizei in einer Mitteilung klar, die aktuellen Einsatzplanungen sähen „vor dem Hintergrund des neu vorgelegten Sicherheitskonzeptes des Veranstalters weder Räumpanzer noch Wasserwerfer vor.“

Nach ihren Angaben wurden bis zu 1.000 Betten an der Seenplatte für Polizisten angefragt, die bei dem Festival Ende Juni mit erwarteten 70.000 Besuchern im Einsatz kommen könnten. Bereits in den Vorjahren seien „mehrere hundert Polizisten“ vor allem für Verkehrskontrollen abgestellt gewesen. Auf dem Gelände selbst habe es hingegen keine Polizeipräsenz gegeben – anders als diesmal von der Polizei geplant.

Ein quasi-militärisches Konzept

Scharfe Kritik an dem Papier kam von den Veranstaltern sowie Linken und Grünen. Die Polizei plane ein unverantwortliches Eskalationsszenario gegen das Kulturfestival, sagte Martin Eulenhaupt für den Veranstalter Kulturkosmos. Er forderte die Landesregierung auf, diesem unverhältnismäßigen Vorhaben ein Ende zu setzen. „Das bisherige Einsatzkonzept der Polizei zur „Fusion“ in Lärz ist martialisch und quasi-militärisch. Mit Deeskalation hat das nichts zu tun“, erklärten Eva Maria Kröger und Peter Ritter von den Linken.

Die Linksfraktion will das Thema im Landtag zur Sprache bringen und forderte die Landesregierung unter anderem auf, das Sicherheitskonzept der Behörden auf ihre Verhältnismäßigkeit zu überprüfen und zusammen mit den Veranstaltern nach Wegen „für eine minimalinvasive Sicherheitslösung“ zu suchen. Die Entscheidung über eine Genehmigung des Festivals soll nach Angaben der Ordnungsamtsleiterin im Amt Röbel/Müritz, Marlen Siegmund, frühestens am Donnerstag fallen.

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