Politische Trump-Fans in Frankreich: Sarkozy ist jetzt Systemgegner
Nicht nur Marine Le Pen sieht sich im selben Lager wie Donald Trump. Auch Nicolas Sarkozy will nun von der Anti-Eliten-Stimmung profitieren.
Die Parteichefin des Front National (FN), Marine Le Pen, war unter den Allerersten, die Donald Trump via Twitter von Herzen gratulierte, noch bevor dessen Sieg überhaupt feststand. Das Ergebnis der US-Präsidentschaftswahlen ist „good news“ für die französische Rechtsextremisten. Die französische Rechte setzt auch auf die populistische Trumpfkarte der Ablehnung des Systems und einer „Elite“, die immer noch glaube, gegen das „Volk“ Recht zu haben. Heute kann sie nur mit triumphierender Schadenfreude spotten über diese desavouierten „Eliten der Politik und der Medien“ und ihre „Versuche, die Meinung zu manipulieren“.
Für sie liegt die Analogie zu den USA auf der Hand. Und ihre Gefolgsleute sorgen dafür, dass dies von allen verstanden wird: „95 Prozent der US-Medien machten Kampagne gegen Trump. Alle waren gegen ihn mobilisiert. Erinnert euch das nicht an jemanden?“, fragt der FN-Bürgermeister Steeve Briois aus Hénin-Beaumont. In vielen Punkten überschneidet sich das FN-Programm mit den Wahlversprechen von Trump: namentlich in einer pauschalen und fremdenfeindlichen Ablehnung der Immigration und des Islams und in protektionistischen Vorschlägen für die Wirtschaft.
Im Fernsehen macht FN-Chefin Marine Le Pen bereits ungeniert mit den US-Wahlen Propaganda: „Was das Volk will, das kann das Volk auch“, meinte sie, und selbstverständlich weiß in Frankreich niemand besser als sie, was des Volks Wunsch und Wille sei. Fest steht für sie ohnehin, dass der FN und sie als dessen Kandidatin allein qualifiziert seien, die Macht der „Elite“ zu brechen.
Qualifiziert, den Zorn der Leute zu beruhigen
Das meint von sich aber auch Nicolas Sarkozy. Er fühlt sich ebenfalls beschwingt von Trumps Erfolg. Er ernennt sich selbst zum „Sprecher der schweigenden Mehrheit, die sagt: Wir haben genug!“ Er spricht von einem „Wundbrand“ in einer „von der Elite mit Beschlag belegten Debatte“ in Frankreich.
Nun ist es zweifellos grotesk, wenn ein Politiker, der selbst mehrfach Minister, Parteichef und während fünf Jahren Staatspräsident gewesen ist, sich als außenstehender Systemgegner anbietet. Vor Wochen hat er noch bedauert, „dass 30 Prozent der Amerikaner sich mit Trumps Programm identifizieren. Das sagt viel aus über das ländliche Amerika, und das lässt mich erschaudern.“ Heute meint er, in Frankreich sei er am besten qualifiziert, „diesen Zorn der Leute zu beruhigen“.
Er hat aus den US-Wahlen die Lehre gezogen, dass sich die ständige Transgression in der Rhetorik auszahlen kann. Sein parteiinterner Rivale im Rennen um die Nominierung bei den Vorwahlen Ende November, Alain Juppé, warnt dagegen klar vor den „Risiken der Demagogie und des Extremismus für die Demokratie“.
Und der Parteichef der Sozialisten, Jean-Christoph Cambadélis, gerät fast in Panik: „Orban, Brexit, AfD in Deutschland und jetzt Trump! Frankreichs Linke ist gewarnt: Wenn sie mit ihren Kindereien fortfährt, bekommen wir Le Pen!“
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