Politische Krise in Venezuela: Protestmarsch in Weiß
Tausende Frauen demonstrieren in Venezuela gegen Staatschef Maduro. 85 Soldaten wurden festgenommen, die Zahl der Todesopfer ist auf 36 gestiegen.
„Wir werden nicht von den Straßen weichen, bis wir Venezuela befreit haben“, sagte die ehemalige Parlamentsabgeordnete María Corina Machado bei dem Protestmarsch weißgekleideter Frauen in der Hauptstadt Caracas. „Wir bitten die Streitkräfte: Eröffnet nicht das Feuer auf unbewaffnete Menschen“, sagte die konservative Politikerin.
„Die Diktatur erlebt ihre letzten Tage und Maduro weiß das“, sagte Machado. „Daher rührt das beispiellose Niveau an Repression.“ An der Demonstration in der Hauptstadt Caracas beteiligte sich auch die Ehefrau des inhaftierten Oppositionspolitikers Leopoldo López, Lilian Tintori. Ähnliche Protestmärsche fanden am Samstag in San Cristóbal und Aragua statt. Dort setzte die Polizei Tränengas ein. Für Sonntag wurden weitere Proteste angekündigt.
Die Gewalt bei Demonstrationen gegen Maduro war zuletzt immer weiter ausgeufert. Mindestens 36 Menschen wurden offiziellen Angaben zufolge seit Beginn der Protestwelle Anfang April getötet und hunderte weitere verletzt. Fast täglich liefern sich Demonstranten und Sicherheitskräfte Straßenschlachten. Beide Seiten machen sich gegenseitig für die Gewalt verantwortlich.
Neue Zusammenstöße
In der Nacht zum Sonntag kam es bei Protesten in Barquisimeto im nordwestlichen Bundesstaat Lara und in Los Nuevos Teques am Rande der Hauptstadt zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Armee. Über mögliche Opfer war zunächst nichts bekannt.
Staatschef Maduro kann sich bislang auf die Rückendeckung der mächtigen Armee verlassen. Verteidigungsminister und Militärchef Vladimir Padrino López hatte Mitte April die „bedingungslose Loyalität“ des Militärs Maduro bekräftigt.
Nach Angaben von Oppositionsführer Henrique Capriles zeigen sich aber erste Risse innerhalb der Armee. 85 Soldaten seien festgenommen worden, nachdem sie ihren Unmut über die „Unterdrückung“ der Proteste geäußert hätten, erklärte Capriles. Er berief sich auf Aussagen von Angehörigen. Von offizieller Seite wurden seine Angaben nicht bestätigt.
Papst appelliert an beide Seiten
Papst Franziskus wandte sich erneut an die Konfliktparteien und brachte seine Besorgnis angesichts „der Toten, der Verletzten und der Verhafteten“ zum Ausdruck. Er rief dazu auf, neue Gewalt zu vermeiden. Nötig sei eine „Verhandlungslösung“, hieß es in einem Brief des Papstes an die katholische Kirche in Venezuela, der am Samstag veröffentlicht wurde.
Venezuela wird seit Monaten von einem erbitterten Machtkampf zwischen der Regierung des linksnationalistischen Staatschefs Nicolás Maduro und der konservativen Opposition erschüttert. Regierungsgegner machen den sozialistischen Staatschef für die schwere Wirtschaftskrise in dem ölreichen südamerikanischen Land verantwortlich. Die Versorgungslage ist vielerorts dramatisch. Immer wieder kommt es zu Plünderungen.
Die Mitte-Rechts-Opposition kämpft für vorgezogene Parlamentswahlen und eine Volksabstimmung über die Absetzung von Maduro, dessen Mandat regulär im Januar 2019 endet. Die Regierungsgegner laufen außerdem Sturm gegen die geplante Verfassungsreform, die der Präsident am Montag angekündigt hatte.
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