Podcast „Telephobia“: Bei Anruf Angst
Die Journalistin Lea Utz hilft Menschen dabei, wichtige Anrufe zu tätigen. Sie zeigt eines viel, was in Podcasts oft fehlt: Mitgefühl.
![Illustration: zwei verschlungene Telefonhörer Illustration: zwei verschlungene Telefonhörer](https://taz.de/picture/7086922/14/Telephobia-16x9-blanco-1.jpeg)
Die Nummer ist schon eingetippt, vielleicht lässt man es einmal kurz tuten, nur um dann hastig wieder aufzulegen. Alle kennen es. Bei manchen ist es eine Angst vor Telefonaten (ein sich verschlimmerndes Problem in der Gen Z). Andere drücken sich vor einem bestimmten Anruf. Wie schön wäre es, wenn jemand einem dabei die Schulter tätscheln und gut zureden würde. Die Journalistin Lea Utz macht genau das in „Telephobia“. Wobei, in den meisten Fällen ist es mehr als die bloße Ermutigung zum Anruf.
„Telephobia – Dieser eine Anruf“, Staffel 2, jeden Mittwoch eine neue Folge in der ARD Audiothek
Utz lacht, weint und ärgert sich mit. Dass man die Begleitung der Gefühle der Gäste miterlebt, wirkt ziemlich therapeutisch. Zugegeben, manchmal auch voyeuristisch. Selbst bei heiklen Themen, Angst vor dem Anruf bei Normans Mobber oder dem Klinikanruf wegen einer Krankheit, weiß Utz die richtigen Fragen zu stellen und ihre Gäste zu ermutigen. In der neuen Staffel geht es bisher vor allem um verlorene Dinge: verstorbene Väter, zerbrochene Beziehungen und ein unvollständiges Fantasybuch. Aber auch um ungeklärte Fragen wie die klassische in Deutschland: War mein Opa ein Nazi?
An den Anrufen lastet oft die Hoffnung, die Vergangenheit besser zu bewältigen oder mit einem aktuellen Problem klarzukommen. Das ist rührend. Schwierig ist dabei, dass nur die Gefühlswelt von der einen Person betrachtet werden kann, die sich schließlich dazu entscheidet, anzurufen.
Was ist mit denen, die überhaupt nicht angerufen werden wollen oder etwas dagegen haben, ihre Geschichte im Podcast ausgebreitet zu hören? Dass es dafür gute Gründe gibt, kommt in mancher Folge zu kurz. Auch, weil Utz durch ihr Mitgefühl die Seite der Gäste einzunehmen scheint. Allein dadurch, dass sie öfter Sätze sagt wie: „Wir schreiben eine Nachricht“, wird das deutlich.
Eine Frage können die Teilnehmer*innen aber nach dem Podcast abhaken: „Was passiert, wenn ich endlich anrufe?“
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
RTL Quadrell
Klimakrise? War da was?
Verlierer der Wahlrechtsreform
Siegerin muss draußen bleiben
Absturz der Kryptowährung $LIBRA
Argentiniens Präsident Milei lässt Kryptowährung crashen
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören