Pleitewelle bei Hamburger Investor: Ein wankendes Imperium
Der Investor Tomislaw Karajica wollte den Hamburger Fernsehturm wieder zugänglich machen. Nun rutschen immer mehr seiner Unternehmen in die Insolvenz.
Es ist ein komplexes Unternehmensgewebe, das der im Stadtteil Stellingen aufgewachsene Karajica geschaffen hat. Sein Aufstieg begann, nachdem er mit einem Schulfreund den Online-Optiker Edel Optics gegründet hatte. Laut eigener Aussage erschuf Karajica damit Deutschlands drittgrößten Anbieter auf diesem Markt. Doch schon seit 2020 steckt das Unternehmen in der Krise, Ende Februar gab es an, Insolvenz anmelden zu müssen.
Seit mehreren Jahren ist Karajica aber vor allem als Immobilienentwickler tätig. Aus dieser Sparte meldeten Anfang März die ersten drei Unternehmen Insolvenz an. Nun kamen drei weitere hinzu, wie zuerst das Hamburger Abendblatt berichtete.
So komplex Karajicas Unternehmenskonglomerat ist, so wenig durchschaubar sind die Gründe für die Pleitewelle. Dem Abendblatt erklärte der zuständige Insolvenzverwalter immerhin: „Sie sind bei den Gesellschaften leicht unterschiedlich – mit einer großen gemeinsamen Schnittmenge: Die Coronapandemie sowie der Ukraine-Krieg mit ihren hinlänglich bekannten Folgen haben die Umsetzung vieler Vorhaben verzögert.“
Projekte kommen seit Jahren nicht voran
Karajica hatte sich in Hamburg vor allem einen Namen gemacht, seit er den Aufstieg des Hamburger Basketballclubs Hamburg Towers vorangetrieben hat. Als Hauptgesellschafter stieg der Klub 2019 in die erste Liga auf, spielte 2021 erstmals im Europapokal. Bis zum vergangenen Jahr war die Spielstätte im Süden Hamburgs nach Karajicas Optiker-Unternehmen benannt.
Doch gerade für seine Basketballer hatte Karajica größere Pläne. Nahe den Elbbrücken wollte er für sie eine größere Sportveranstaltungshalle errichten. Der Elbdome sollte in unmittelbarer Nähe zur Hafencity entstehen, doch kommt das Projekt seit mehreren Jahren nicht voran.
Und dann war da noch seine Ankündigung, die seit mehr als 20 Jahren geschlossene Aussichtsplattform auf dem Hamburger Fernsehturm wieder zugänglich zu machen. Eigentlich sollte die Plattform samt Gastronomie schon im vergangenen Jahr wiedereröffnet werden, doch die notwendige Sanierung kam zuletzt immer wieder ins Stocken.
Ein Sprecher von Karajicas Holding, in dem er seine Unternehmen bündelt, betont allerdings, dass weder die Betreiberschaft des Hamburger Fernsehturms noch das Projekt Elbdome betroffen sind. Beim Fernsehturm werde weiter darauf gewartet, dass die Sanierungsarbeiten abgeschlossen sind. Und beim Elbdome befinde man sich „in sehr vertrauensvollen und partnerschaftlichen Gesprächen mit der Stadt Hamburg“ über die Übertragung des Grundstücks. „Wann mit dem Bau des Elbdome begonnen werden kann und wann mit einer Fertigstellung zu rechnen ist, lässt sich auch aufgrund der aktuell schwierigen Marktlage nicht seriös beantworten“, erklärt der Sprecher.
Viel Geld mit Geflüchteten verdient
2021, als es noch nicht so aussah, dass Vorhaben von Karajica platzen könnten, nannte ihn die Zeit einmal den „Baumeister von Hamburgs Vorzeigeprojekten“. Dass sich nicht alles so entwickeln würde, wie Karajica bei Ankündigungen seiner Projekten darstellte, zeigt sich schon seit mehr als einem Jahr: Im Hamburger Südosten wollte er ein Zentrum für E-Sport, den sportlichen Wettkampf mit Computerspielen, errichten. Was früher ein Tagungshotel war, wollte er umbauen lassen, um dort Computerspiel-Wettbewerbe zu veranstalten, Trainingsräume und Übernachtungsmöglichkeiten inklusive.
30 Millionen Euro kündigte Karajica an, investieren zu wollen, um das größte E-Sport-Zentrum Europas zu eröffnen. Das Potential sei schließlich enorm: Laut dem Deutschen E-Sport-Bund gibt es in Deutschland inzwischen mehr als 1,5 Millionen aktive E-Sportler:innen. Zwar kam es noch zu einer Teil-Eröffnung, doch im März 2023 kam das Projekt ins Stocken. Mittlerweile hat die Stadt das Gebäude angemietet, um dort Geflüchtete unterzubringen.
Risse bekam sein öffentliches Bild allerdings durch den Mundsburg Tower: Karajicas Home United Spaces GmbH hatte 2020 eines der drei Hochhäuser gekauft, wollte es offenbar sanieren und höherpreisig weiterverkaufen. Als die Stadt auf der dringenden Suche nach Unterkünften für Geflüchtete aus der Ukraine waren, vermietete Karajica mehrere Dutzend Wohnungen an die Stadt – und sahnte damit ordentlich ab: Satte 5.400 Euro erhielt der Betreiber pro Wohnung, als „Mietwucher“ kritisierte etwa die Linkspartei diese hohe Miete. Im Januar 2023 gab die Stadt dann überraschend bekannt, das Gebäude gekauft zu haben. Ein Kaufpreis wurde nicht mitgeteilt.
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