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Pleite im Nahen OstenKeiner will das E-Mobil

Der israelische Elektroauto-Pionier „Better Place“ ist pleite. Die Austauschbatterien sind schuld. Nur 2000 Kunden wollten die Fahrzeuge des Unternehmens haben.

Grandios gescheitert: Die Firma hatte viel zu wenig Kunden Bild: dpa

JERUSALEM taz | Frische Luft trotz überfüllter Straßen wird es in Israel auf absehbare Zeit nicht geben. Den Traum vom Elektroauto träumt hier kaum noch jemand. Kaum 2.000 der ohren- und umweltschonenden Fahrzeuge fanden seit Gründung des Unternehmens Better Place vor fünf Jahren einen Käufer. Nicht genug, um den Partner Renault bei der Stange zu halten.

Bereits vor wenigen Wochen hatten die Franzosen ihr Engagement reduziert. Am Sonntag musste Better Place Zahlungsunfähigkeit anmelden. Damit ging einer der wichtigsten E-Pioniere weltweit in die Pleite.

Es ließ sich einfach kein Geldgeber mehr für das zukunftsträchtige Projekt finden. Das ursprüngliche Ziel, bis 2016 die 100.000 Neuzulassungen überschritten zu haben – illusorisch. Mitschuld an der Pleite ist für viele Experten die Technik der Austauschbatterie. Immer mehr umweltbewusste Autofahrer, so hieß es bei Renault, setzten auf aufladbare Batterien. Doch gerade die Tauschbatterie, die lange Aufladezeiten überflüssig macht, sollte beim Better-Place-Konzept das Auto attraktiv machen.

Letztendlich blieb es jedoch das mangelnde Umweltbewusstsein kombiniert mit einer Risikoscheu vieler Autofahrer, die Better Place scheitern ließen. Anstatt monatlich hunderte Schekel beim Tanken zu sparen, blieben die potenziellen Käufer konservativ und setzten auf das bekannte, ölschluckende Produkt. Manch einer mag auf eine Senkung des Anschaffungspreises gehofft haben. Freunde des Bequemen dürfte außerdem die relativ kurze Reichweite abgeschreckt haben. Der zusätzliche kleine Absatzmarkt in Dänemark konnte die Firma, die keine rechte Marktstrategie entwickelt hat, auch nicht mehr retten.

Gegründet vom Ex-SAPler

Bereits im vergangenen Herbst hatte Firmengründer Schai Agassi seinen Hut nehmen müssen. Ohne Agassi, einst Manager des deutschen Softwarekonzerns SAP, hätte es das ambitionierte Projekt kaum gegeben. Mit umgerechnet etwas mehr als 600 Millionen Euro Verlust landete Better Place in der Insolvenz.

„Dies ist ein schwieriger Tag für uns alle“, resümierte Firmenchef Dan Cohen das Ende des grünen Versuchs. Schmerzlich ist das Aus von Better Place allerdings nicht nur für die 500 Mitarbeiter des Unternehmens, sondern auch für die Käufer der Elektroautos. Um der kurzen Reichweite der Batterien entgegenzuwirken, ließ Better Place ein dichtes Netz von Batterieaustauschstellen errichten.

Noch ist unklar, ob und wie lange das Netz für die kaum 2.000 Nutzer in Betrieb bleibt, was besonders die Fahrer trifft, die per „prepay“ den Strom für ihr Auto auf Monate im Voraus bezahlt haben. Außerdem ist die Batterie, die alle 150 Kilometer ausgetauscht werden muss, nur Leihgabe und gehört dem Unternehmen. Jetzt ist sie also Insolvenzmasse.

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7 Kommentare

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  • J
    Jupp

    Darf man aus dieser Meldung schließen, wie und was bei den Bemühungen von John Kerry in Nah-Ost herauskommt?

  • D
    Denken2012

    In Angesicht des Endes ist klar, warum die Käufer fern blieben. Das auf den Endkunden verlagerte Risiko ist zu groß und unkalkulierbar. Wenn mir die Batterie nicht gehört habe ich im schlimmsten Fall einen Totalverlust.

  • R
    RIP

    Sehr schade das gerade in einer wichtigen Region die Idee nicht weiter umgesetzt wird. Wie verschiedene Konzeptstudien zeigen ist Better Place seiner Zeit voraus.

    Auf der anderen Seite wird vermeldet:

    "Sehr viele Autos sind Dienstfahrzeuge. Unternehmen unterhalten ganze Flotten. Jedes zweite fabrikneue Auto auf den Straßen sei ein Firmenwagen, schreibt die Wirtschaftszeitschrift Globes."

    Das Durchschnittseinkommen ist in Israel zu gering.

    In Deutschland ähnlich, fast jedes zweite Fahrzeug wird über einen Kredit finanziert.

    Es gibt immer weniger Eigentümer nur noch Besitzer dank umfangreicher staatlicher Quersubventionen, dem Durchschnittseinkommen angepasst. Statistisch fällt das in Deutschland natürlich bewußt nicht auf, raffiniert in der Betrügerökonomie eingefädelt.

    Nicht alle im KfZ Brief genannte sind auch Eigentümer da er als Sicherheit hinterlegt wird. Interessant, ist das einbehalten KfZ-Brief Rechtskonform, analog Immobilie Grundbuchamt I,II,III?

     

    Solange bestimmte Kartelle auf explosionsbetriebene Hubkolben Verbrennungsmotoren mit maximalem Wirkungsgrad von ~50% setzen, solange wird Blut für Öl getauscht.

    Es hält auch die Rüstungsindustrie und Despoten in den Machtzentralen der Welt.

    Neuartige Speichertechnologien sind nur dann erwünscht, wenn es dem Militär dient oder monopolistisch kassiert werden kann. Wie Zuhälter ihre Frauen, wird jeder einzelne am Tropf mit einer Pipeline versorgt.

  • H
    Hupe

    Derweil sollen hierzulande Elektroautos per Regierungsplan durchgeboxt werden...

     

    Aufgeladen aus Windturbinen...

     

    Aufgeladen aus Windturbinen

    Und der Zukunft zugewandt,

    Lasst uns dir zum Guten dienen,

    Deutschland, einig Elektro-Vaterland.

    Alte Stinkerkarren gilt es zu zwingen,

    Und wir zwingen sie vereint,

    Denn es muss uns doch gelingen,

    Dass die Sonne schön wie nie

    Über Deutschland scheint,

    Über Deutschland scheint.

     

    Glück und Frieden sei beschieden

    Deutschland, unserm Vaterland.

    Alle Welt sehnt sich nach Frieden,

    Reicht den Völkern eure Hand.

    Wenn wir brüderlich uns einen,

    Schlagen wir des Volkes Stinkerauto

    Lasst das Licht des Friedens scheinen,

    Dass nie eine Tankstelle mehr

    Ihren Sohn betankt,

    Ihren Sohn betankt.

     

    Lasst uns forschen, lasst uns bauen,

    Lernt und schafft wie nie zuvor,

    Und der eignen Kraft vertrauend,

    Steigt ein frei Elektro-Geschlecht empor.

    Deutsche Jugend, bestes Streben,

    Unsres Volks in dir vereint,

    Wirst Du Deutschlands neues Elektro-Leben,

    Und die Sonne schön wie nie

    Über Deutschland scheint,

    Über Deutschland scheint.

    (frei nach Becher)

  • IQ
    Ignaz Q.

    Es soll ja ohnehin bald das Erdgas aus dem Mittelmeer zur Verfügung stehen, warum sollte man sich dann überteuerte Autos leisten.

    Wozu man aber in solch einem kleinen Land überhaupt Autos braucht, ist eine ernsthafte Frage.

    Den Zirkus mit den notwendigen Batterien für Elektromobile könnte man sich ohnehin sparen, denn Solar- und Windenergie lassen sich bekanntermaßen einfach in Oberleitungen einspeisen,

    die O-Bussen, Straßen- und Eisenbahnen den Betrieb ermöglichten.

     

    Warum man diesen Weg in `Israel´ nicht geht, dürfte als Hintergrund auch haben, dass man sich nicht viel daraus macht, mit Asphalttrassen und anderen Bauwerken die Landschaft und andere Zeugnisse palästinensischer Kultur zu zerstören, da dadurch der Gedanke an diese Vergangenheit nicht aufkommen soll.

     

    Andererseits ist diese Meldung in beruhigender Weise auch dahingehend zu interpretieren, dass die vom Westen auch für Wissenschaft und Forschung zahlreich ins Land gespülten Gelder, in diesem Fall verpufft sind.

    Es ist nämlich gar nicht weit her mit dem sogenannten "Erfindergeist" und der „Wissenschaft“ in dieser Gesellschaft, wenn man diese Unterstützungsleistungen herausrechnet. Der „Erfindergeist“ verpufft in der Ideologie, der die Einwanderer zusammenhält und das Schuldbewusstsein ausschalten soll, das man gegenüber den Indigenen haben müsste.

  • M
    Michatroniker

    Tja, der Pferdefuß der Elektromobilität... wie packt man den Stromvorrat ein?

    Solange es hier keinen Enticklungssprung gibt in der Größenkategorie "Erfindung des Rades, der Dampfmaschine, der Glühbirne, des Computers,..." wird das alles kaum alltagstauglich werden.

    Ansonsten find ich Elektroantriebe extrem geil - man kann da ja beim Bremsen tricksen, und die Getriebe kann man auch schön vereinfachen oder vielleicht auch weglassen... viele Möglichkeiten.

     

    Ebenjener Durchbruch fehlt auch noch bissl bei den erneuerbaren Energien. Wer Atom/Gas/Kohlekraftwerke mit Wind/Solarkraft aufwiegt, vergleicht Äpfel mit Birnen, solange sich bei der Energiespeicherung nix grundsätzliches tut.

     

    (Verschwörungstheorie: Die Ideen/Entwürfe/Patente dazu liegen längst unter Verschluß der Öl/Kohle/Atomlobbies ... die wollen ja auch im Geschäft bleiben, wenn deren primärer Wirtschaftssektor wegfällt. Öl, Kohle und Uran werden alsbald nicht mehr zur Verfügung stehen - am längsten wird wohl die Kohle währen, aber auch die ist irgendwann alle.)

  • RB
    Rainer B.

    Solange es keine neuen preiswerten Stromspeichersysteme gibt, werden sich Elekroautos auf dem Markt auch nicht durchsetzen können.

    Das CO2-Problem wird bei Elektroautos ohnehin nur kaschiert. Der Ladestrom wird ja nach wie vor überwiegend in konventionellen Kraftwerken erzeugt. Es macht da wohl mehr Sinn, sein Auto auf Gas umzurüsten. In anderen Ländern wird davon schon verstärkt Gebrauch gemacht und man kann einfach zwischen Benzin und Gas umschalten - je nach Markt- und Versorgungslage.