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Pleite eines FamilienimperiumsWie die Schleckers sich ruinierten

Ein knausriger Metzger aus Schwaben errichtet ein Drogerie-Reich der absoluten Kontrolle. Als alles implodiert, müssen die Kinder ran. Ihr Mathelehrer wundert sich.

Eine Familienmontage aus besseren Tagen: Lars, Anton, Christa und Meike Schlecker. Bild: Bild (Montage): dapd

Der Insolvenzverwalter schreitet zur Tat: An diesem Wochenende schließt die Hälfte aller Schlecker-Filialen. Bereits am Dienstag haben mehr als 11.200 Mitarbeiter die Kündigung erhalten. Der Staat soll mit 71 Millionen für eine Auffanggesellschaft einspringen, um die Entlassenen zu qualifizieren und zu vermitteln. Die Länder ringen gerade um die Details. Welches Land kann und will wie dafür bürgen? FDP-Leute äußern sich kritisch und sagen, eine Firma müsse auch mal pleite gehen.

Für die ruinierte Drogeriemarktkette wird ein Investor gesucht. Ende März soll das Insolvenzverfahren beginnen.

Es ist eine historische Insolvenz. Sie steht für den totalen Kontrollverlust des Familienoberhaupts Anton Schlecker. Eines Mannes aus einfachen Verhältnissen, der sich hochgearbeitet hat zum Milliardär und der die Dinge immer im Griff behalten wollte. Zuletzt schickt er Ende Januar seine Tochter Meike vor, damit sie auf der ersten Pressekonferenz, die es von Schlecker seit 20 Jahren gibt, den Verlust des Familienreichtums verkündet: „Es ist nichts mehr da“.

Das Geld ist also weg. Und ein System, das auf gnadenloses Wachstum ausgerichtet ist, am Ende.

taz
SONNTAZ

Die Ganze Geschichte „Die Schlecker-Saga“ von Kirsten Küppers lesen Sie in der sonntaz vom 24./25. März 2012. Außerdem: Freundinnen reden über Sex über 50. Und: Eine Bildwelt aus Kairos Müllviertel. Das alles gibt es direkt am eKiosk, am Kiosk oder gleich im Wochenendabo. Und für Fans und Freunde: facebook.com/sonntaz

Schwäbische Sparsamkeit und Blutwurstkannen

In Anton Schleckers Heimatort Ehingen erzählen die Leute, dass er früher in der Metzgerei seines Vaters putzen musste und die Blutkannen für die Blutwurst durchrühren, wenn man sich dort umhört und den grauen Turm des Firmenhauptsitzes von außen betrachtet. Die Schleckers haben sich immer abgeschirmt - wie die Männer hinter Lidl oder Aldi.

Der gelernte Metzgermeister Anton Schlecker folgte beim Aufbau seines Drogeriemarkt-Imperiums stets dem alten Gebot der schwäbischen Hausfrau: Sparsamkeit. Im Laufe der Achtziger errichtet er so ein Filialnetz. Seine Filialen sind oft klein und in schlechten Lagen, Schlecker zahlt wenig Miete, hält die Kosten gering. Die schlichte Ausstattung der Läden suggeriert, dass auch die Preise niedrig seien. Von diesem Kundenirrtum lebte die Firma lange Zeit.

Und das Geschäft boomt tatsächlich. In den Neunzigern eröffnen jedes Jahr an die tausend neue Schlecker-Filialen, das bedeutet: Bis zu drei neue Schlecker-Märkte pro Tag. Im Jahr 2007 gehören Schlecker mehr als 14.000 Läden in dreizehn Ländern. Wenn er neue Läden eröffnet, räumt ihm die Industrie hohe Rabatte ein. So kann er mit dem Geld von den neuen Filialen die Probleme mit den wirtschaftlich maroden alten kaschieren.

Obwohl nun mehrere zehntausend Menschen für ihn arbeiten, interessiert sich Anton Schlecker nicht für moderne Managementprinzipien. Er setzt auf alte Methoden: Überwachen und Strafen. Seine Mitarbeiter lässt Schlecker bespitzeln, abmahnen, er bezahlt unter Tarif. In den Läden gibt es lange kein Telefon. Er ist der böseste Chef Deutschlands. Er tut nie etwas um diesen Ruf loszuwerden.

Erst als die Firma ins Schlingern gerät, macht er Zugeständnisse. Und weil man einen Neuanfang nicht mit alten Gesichtern verkaufen kann, schiebt Anton Schlecker seine Kinder vor.

„Ich hab mich gewundert, dass die beide jetzt ins Management aufgestiegen sind, dass die überhaupt das Geschäft des Vaters übernehmen wollen. So wie ich die beiden von früher kenne, hätte ich das nie gedacht“, sagte ein ehemaliger Mathelehrer der Schlecker-Kinder der sonntaz.

Jetzt sind Lars und Meike Schlecker die Geiseln der Katastrophe.

Wie die beiden Kinder mit dieser neuen Rolle umgehen, warum das System Schlecker irgendwann zusammenbrechen musste und was es mit dem Ehinger „Sauna-Club“ auf sich hat, lesen Sie in der Ganze Geschichte „Die Schlecker-Saga“ in der sonntaz vom 24./25. März 2012. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und für Fans und Freunde: facebook.com/sonntaz

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8 Kommentare

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  • H
    Haus

    Nun, das Unternehmen Schlecker ist pleite, weil es pleite ist. Das ist nun mal so. Die Familie Schlecker ist nicht wirklich ganz pleite. Das ist nun mal auch so.

     

    Besprechen könnte man die Frage, warum Schlecker mal so groß geworden ist, obwohl Wirtschaft auch anders geht. Aber das ist nun mal wohl auch so.

  • S
    systemix

    Eine Auffanggesellschaft für Schlecker-Mitarbeiter? Wer war von denen gewerkschaftlich organisiert? Eine Angstbelegschaft ist das gewesen. Bei diesen Geschäftsmethoden hätte diese Kette schon vor zwanzig Jahren bestreikt werden müssen. Aber nun springt der Staat ein, weil es ja um Arbeitsplätze geht. Arbeitsplätze, die lange Jahre subventioniert wurden und dem Herrn Schlecker ein Milliardenvermögen schenkten, was am Fiskus vorbei geschmuggelt wurde.

     

    Man kommt sich vor wie in der "Colonia dignidad" nach Schäfers Abgang. Dieses pseudoreligiöse Arbeitsplatzgefasel dient doch nur zur Verschleierung, dass es sich um Ausbeutungsstellen handelt. Jetzt weinen die Leute noch darüber, dass ihre Sklavenhaltung nicht mehr fortbesteht.

     

    Zugegeben, wer nun vor dem Nichts steht, der darf total verzweifelt sein. Aber, wer hat denn das ermöglicht? Wo sind die Arbeitnehmer gewesen, die eine solche politische Entwicklung versuchten zu verhindern? Ich möchte nicht wissen, wie viele davon CDU wählten, weil diese Partei ja bessere Kontakte zur Wirtschaft hat und dadurch geht es uns dann allen besser. Was für eine Märchengläubigkeit.

     

    Das hat wohl die Mehrheit völlig verschlafen, dass der Klassenkampf nie endete, sondern nur in anderer Form weiter ging. Diese Insolvenz ist ein weiterer Beweis dafür.

  • FS
    Fakma Susis

    bla, les ich nicht.

  • D
    Detlev

    "FDP-Leute äußern sich kritisch und sagen, eine Firma müsse auch mal pleite gehen."

     

    ...Und recht haben sie.

     

    Wer weint diesem Unternehmen mit diesen Methoden und Minitarifen wirklich eine Träne hinterher?

    Wenn der Staat dieses Unternehmen jetzt am Leben erhält, dann ist das eine Aussage/Ohrfeige gegen/für alle Unternehmer, die ihren Angestellten ein faires Gehalt zahlen, die Gewerkschaften nicht unterdrücken und die auf Qualität, Innovation und Fortschritt setzen. Aber das Schlimme ist: Es würde zu dieser Regierung passen. Immerhin ruinierte Merkel mit Sarkozy ja schon ein ganzes Land, Griechenland, und erntet dafür auch noch hohe Sympathiewerte.

     

    Aber zurück zum Schlecker: Dieser Laden ist längst überfällig. Seine Läden waren subventionierte Lagerstätten für Hersteller. Wirklich gute Sachen hatten sie nicht und man hat dort auch häufig gar nicht das Richtige gefunden. Zudem waren die Angestellten häufig nicht in der Lage überhaupt auf Fragen zu antworten, weil es eben gar keine echten Angestellten, sondern fast nur Aushilfen gab. Und denen ist es letztlich auch egal, wer sie ausbeutet, eine Perspektive hatten sie bei diesem S..laden sowieso nicht.

  • A
    aka

    "Er ist der böseste Chef Deutschlands!"

    Es ist langsam egal, ob man in die BILD oder die TAZ schaut.

  • D
    daniel

    Der ehemalige Mathelehrer spricht nun.

    Respekt, hat Herr Diekmann mal wieder die Ausgabe uebernommen?

  • Y
    yberg

    die familie schlecker-anton ausgenommen- hält laut spiegel online vermögenswerte die 70 000 euro einkommen monatlich ermöglichen.

     

    allein die spedition LDG-gewinnvortrag 2009 schlapp 40-50 mio,gewinnn jährlich schlapp 4 mio-der beiden kinder, dürfte dem familienverbund dauerhaft ein leistungsloses leben ermöglichen.

     

    beim studieren der bilanzen fällt auf,daß alle gewinnparameter um schlapp 100 prozent im verhältnis zum wettbewerb besser ausfallen.ein deutlicher hinweis darauf,daß aktive gewinnverlagerung aus schlecker heraus über die jahre betrieben wurde.

     

    also auch hier QUARKWIRTSCHAFT:gewinne privat verluste sozialisiert.

     

    ein öffentliches interesse derartige überlegungen anzustellen ist natürlich nicht vorhanden

  • S
    Stuttgarter

    Und natürlich kommt er aus Schwaben....ist natürlich total wichtig, da konnte es ja nur schief gehen :)

    Diese Klischees kotzen mich an!