Plan für höhere Mindestbandbreite: Schnelleres Internet für alle
Der Digitalausschuss des Bundestags will den Weg frei machen für höhere Mindeststandards. Doch nicht alle sind damit zufrieden.
Das Recht auf schnelles Internet sieht aktuell vor, dass Haushalte mit mindestens 10 Megabit pro Sekunde im Download und 1,7 Megabit pro Sekunde im Upload versorgt werden. Die Latenz, also die Reaktionszeit, die etwa für Onlinespiele, aber auch Videokonferenzen wichtig ist, darf maximal 150 Millisekunden betragen.
Doch in der Praxis ist selbst das nicht einfach durchzusetzen. Wer einen Internetanschluss hat, der die Mindeststandards nicht erfüllt, muss erst ein aufwendiges Messverfahren durchführen, um die zu geringe Leistung belegen. Ist das geschafft oder gibt es gar keine Versorgung, startet ein Verfahren, bei dem zunächst die Behörde und dann ein Netzanbieter tätig werden müssen – und das sich locker ein Jahr hinziehen kann.
Dazu kommt: „Es ist auch lebensfern, dass die Mindestbandbreite bisher nur draußen an der Hauswand vorhanden sein muss und nicht in den Innenräumen, wo das Internet genutzt wird“, kritisiert Ramona Pop, Vorständin des Verbraucherzentrale Bundesverbands.
Besonders das Gefälle zwischen Stadt und ländlichem Raum ist groß. Denn in Ballungsräumen lohnt es sich für die Netzanbieter eher, Kabel zu verlegen oder Mobilfunkmasten aufzustellen – durch die höhere Zahl potenzieller Kund:innen rentiert sich die Investition schneller. Auf dem Land muss in der Regel ein Fördertopf angezapft werden, was das Verfahren in die Länge zieht.
Nun ist geplant, dass die Standards für die Mindestversorgung steigen: beim Download von 10 auf 15 Megabit pro Sekunde und beim Upload von 1,7 auf 5 Megabit, die Vorgaben für die Latenz bleiben. Aktuell liegen laut Bundesnetzagentur 1,8 Millionen Adressen unter der Mindestversorgung. Werden die Werte entsprechend erhöht, werde diese Zahl auf 2,2 Millionen steigen.
„Eine Erhöhung der Mindestbandbreite ist längst überfällig“, sagt Verbraucherschützerin Pop. Sie kritisiert, dass es trotz der Verbesserungen weitere Probleme gebe: So dauere der Prüfprozess zu lange, Verbraucher:innen müssten, wenn sie berechtigte Ansprüche haben, einfacher und schneller zu ihrem Recht kommen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Repression gegen die linke Szene
Angst als politisches Kalkül