Pisa 2006: Migrationskinder bleiben Leidtragende
Bei der Pisa-Untersuchung 2006 erreichen deutsche SchülerInnen erneut nur unterdurchschnittliche Werte.
BERLIN taz Gerade gab es noch Jubelmeldungen, weil die Leistungen der deutschen 15-Jährigen in den Naturwissenschaften klar über dem OECD-Schnitt liegen. Bei Mathematik und beim Lesen sieht es leider schlechter aus. In Mathematik erreichen die deutschen Schüler 503 Punkte. Das liegt knapp über dem Pisa-Mittelwert von 498 Punkten. Allerdings hat sich bei der Mathematik nichts geändert - 503 Punkte gab es bereits bei Pisa 2003. Auch der Rückstand gegenüber den Spitzenreitern Finnland (548), Korea (547) und die Niederlande (531) ist gigantisch.
Als der einzig zulässige Trendbericht gilt die Veränderung beim Lesen. Denn da gibt es seit dem Testschwerpunkt "Reading Literacy" in Pisa 2000 nun den dritten Messpunkt. Die Fortschritte der deutschen Schüler sind kümmerlich, 484 Punkte waren es bei Pisa 2000, 491 bei Pisa 2003 und nun sind es 495 Punkte. Der Rückstand auf Korea (565) und Finnland (547) liegt bei fast zwei Lernjahren. Zur Erinnerung: Der miserable Lesewert hatte den Pisa-Schock ausgelöst, seit sechs Jahren hat sich in dieser Kategorie praktisch nichts getan.
Die Leidtragenden dieser Entwicklung bleiben die Kinder mit Migrationshintergrund. Sie hinken ihren deutschen Altersgenossen nach wie vor stark hinterher. In den Naturwissenschaften haben sie durchschnittlichen 73 Punkte weniger.
Besonders schlimm: Die Ergebnisse der zweiten Zuwanderergeneration sind schlechter als die der ersten. Ausländerkinder der ersten Generation liegen um 79 Punkte und Migrantenkinder der zweiten Generation sogar um 95 Punkte hinter ihren Mitschülern ohne Migrationshintergrund zurück.
Das bedeutet: Je länger die Zuwanderer der deutschen Schule ausgesetzt sind, desto schlechter schneiden sie ab.Wie ist es zu verstehen, dass die deutschen Schüler beim Lesen als 10-Jährige so gut sind (548 Punkte) und als 15-jährige so schlecht (495 Punkte)? In der Sekundarstufe nach Klasse vier verändert sich nichts.
Während sich alle Reformbemühungen auf die Grundschule richten, weigern sich die Kultusminister beharrlich, an die Reform der Klassen fünf bis zehn zu gehen - denn dann müssten sie an die Schulstruktur ran.
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