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Piratinnen im Gender-KampfEine Debatte für's Netz

Die Mehrheit der Piratenpartei glaubt, das Geschlecht sei überwunden. Im Internet eine weit verbreitete Meinung - die doch wieder zu Benachteiligung führt.

Geschlecht existiert. Oder doch nicht? Bild: sanwe/photocase.com

Wie diskutiert man etwas, das gar nicht existiert? Wie soll eine Partei über Sexismus und Geschlechtergerechtigkeit sprechen, deren Berliner Landesvorsitzender Andreas Baum sagt: "Ich sehe nicht, dass wir ein Gender-Problem haben", und deren Anhänger der Meinung sind, innerhalb der Partei habe man sämtliche Geschlechterfragen überwunden, praktiziere gar "echte Gleichberechtigung", wie es der stellvertretende Vorsitzende Andi Popp formuliert.

Diese Frage stellt sich derzeit nicht nur den weiblichen Mitgliedern der Piratenpartei. Die Debatte darüber, was die Piraten darunter verstehen, das Geschlecht überwunden zu haben, läuft seit ungefähr September letzten Jahres. Sie erreichte in den letzten Wochen einen neuen Höhepunkt, als einige Piratinnen versuchten, sich mittels einer neu gegründeten weiblichen Mailingliste über ihre Erfahrungen in der Post-Gender-Partei auszutauschen.

Hatten viele Piraten 2009 noch behauptet, das gesamte "Genderdings" - wie das Problem in Internetdiskussionen von Piratenanhängern gerne umrissen wird - würde nur von außen an sie herangetragen, wäre spätestens jetzt der Zeitpunkt gewesen, einzusehen, dass auch innerhalb der Partei dringender Diskussionsbedarf herrscht. Die Chance wurde leider verpasst. Ein User löschte einen Eintrag von Lena Simon, der Initiatorin der Gender-Debatte, von einer Piratenseite. Spätestens seitdem geht es rund in Foren und Blogs.

Die Beiträge gehen von dem klaren Vorwurf an die Piratinnen, "der Sache" zu schaden, über Menstruationsblut-Sprüche bis hin zu der Aufforderung, nicht zu meckern, sondern sich bitte aktiv am Findungsprozess der Partei zu beteiligen. So weit der Bogen gespannt ist, so macht er doch vor allem eines deutlich: Nein, die Piratenpartei hat das Geschlecht nicht überwunden. Der lauten Mehrheit scheint im Gegenteil nicht einmal klar zu sein, was genau sie da als überwunden erachtet. Dies zeigt sich zum Beispiel dann, wenn die Piratenverteidiger in den Kommentaren auf taz.de oder zu kritischen Blogartikeln unterstellen, es ginge den PiratenkritikerInnen nur um das Binnen-I. Dass die Diskussion um geschlechtergerechte Sprache nur ein Aspekt der Debatte um Gleichberechtigung ist, begreifen sie gar nicht.

Was allerdings in der Debatte in und um die Piratenpartei zutage tritt, ist ein ureigenes Problem des Internets. Groß waren Hoffnungen und Erwartungen: Wo könnten wir gleichberechtigter sein als im digitalen Leben, verborgen hinter einem anonymen Nick, der es uns erlaubt, völlig geschlechtslos aufzutreten und wahrgenommen zu werden?

Leider stellte sich heraus, dass oft sogar das Gegenteil der Fall ist. Vor allem Frauen begegnen im Internet den gleichen Machtstrukturen und sexistischen Angriffen wie im analogen Leben, und als feministische Bloggerinnen machen wir fast täglich die Erfahrung, dass eine Bemerkung wie "ihr gehört mal wieder ordentlich gevögelt" im Schutze der Anonymität sogar noch leichter von der Hand geht. Weder das Internet noch die Piratenpartei sind also ein Paralleluniversum, in dem alle im "echten Leben" geltenden Regeln und Strukturen außer Kraft gesetzt werden.

Das zeigte sich deutlich beim bedeutsamsten deutschen BloggerInnenkongress "Republica". Dort wurden 2009 alle bloggenden Frauen großzügig in einer einzigen Veranstaltung versammelt. Egal ob politische, feministische, technische oder Strickbloggerin, sie alle sollten sich in der Diskussion mit dem Titel "Wenn Frauen bloggen: Warum Babykotze genauso relevant ist wie das iPhone" wiederfinden. Assoziationen zu Wanderzirkusvorstellungen wie "wenn Hunde Fahrrad fahren" waren zwar wohl nicht intendiert, drängten sich aber dennoch auf, und über keine andere Veranstaltung gab es so viele Witze wie über "die Babykotze".

Dieses Jahr nun sollte das anders werden. Die Bloggerinnen vernetzten sich unter anderem via Facebook, reichten verstärkt Veranstaltungsvorschläge ein und boten sich als Diskutantinnen für die Podien an. Erreicht haben sie aktuell einen Frauenanteil von circa 20 Prozent - das ist wohl das, was man "Luft nach oben" nennt. Aber immerhin, es scheint sich etwas zu bewegen.

Ja, wir brauchen eine Gender-Debatte im Netz! Geschlecht existiert auch online und Sexismus wird durch Leugnen nicht verschwinden - und das ist übrigens etwas, das die Piraten selbst am besten wissen sollten.

Die Autorin schreibt für den feministischen Blog Mädchenmannschaft.net

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42 Kommentare

 / 
  • M
    Michael

    höhö... kommt mir doch alles ziemlich bekannt vor. Ich finde diese Debatte äußerst amüsant und von erhöhtem Unterhaltungswert.

    Den ganzen Sch... habe ich im Laufe meines Lebens mehrfach mitgemacht, mal gucken, was diesmal dabei herauskommt.

    Mein Tip? Sag ich nicht.

    Solltet Ihr zu einem Ergabnis kommen, lasst es mich wissen.

  • A
    abc

    Wer das Geschlecht als Hauptunterscheidungsmerkmal festlegt, der blendet die Milliarden anderen Eigenschaften, die jeden einzelnen Menschen einzigartig machen, komplett aus.

     

    Die ganze Debatte wäre für mich verständlich, wenn es neben den Beschwerdeführerinnen nicht noch eine ungleich größere Anzahl von weiblichen Piraten gäbe, die sich sowohl nach eigener Aussage weder diskriminiert fühlen als sich auch mit Stolz und reflektiert als "Pirat" bezeichnen: Damit die Geschlechterneutralität des Begriffs zementiert, anstatt boykottiert wird. Es gibt nämlich keinen Ausweichbegriff für männliche Piraten.

     

    Wer also die Gender-Debatte in die Piratenpartei tragen will, der wende sich bitte an diese Piraten (w), und das ohne ihnen gleich vorzuwerfen sie wären Opfer des Stockholm-Syndroms. Als Pirat (m) stehe ich komplett hinter ihnen und versteh' nur zu gut, wenn bei solchen Angriffen schnell das Wort "rumzicken" fällt.

  • B
    Bloggerin

    @ Klaus M.

     

    Kann Ihnen nur Recht geben. Das schönste ist, dass sie dabei offenbar noch von PI gelernt haben, wie man einen kleinen Cyber-Lynchmob organisiert.

     

    Wenn den Piraten was nicht passt, rufen sie einfach ihre Kumpels - Frauen haben sie ja keine - gucken auf der Webseite vorbei und spammen dort ales mit ihrem Geschrei voll.

  • KM
    Klaus M.

    Meine Fresse, Ihr Piraten solltet Euch echt in Kindergarten umbenennen. Dieses nervige: "Papi, ich wars nicht" oder "Mami, die anderen sind schuuuhuld". Mein Gott, jede Partei muss sich solchen Diskursen stellen, aber Ihr natürlich nicht. Ihr seid dem längst entwachsen, wahrscheinlich seid Ihr nicht nur Post-Gender sondern gleich noch Post-Diskurs dazu.

     

    Und was die taz betrifft. Die schreiben wenigstens über das, was sich bei Euch tut, während von netzpolitik und CCC nur eisiges Schweigen im Walde zu vernehmen ist. Schon ziemlich erbärmlich zu sehen, wo die angeblich so aufklärerischen Neuen Medien dann auf einmal gar keine so große Lust mehr haben, aufzuklären.

  • D
    DocBenway

    Frag mich langsam, was überhaupt noch zählt bei Euch Piraten: Nuller und Einser? (Und selbst die sind völlig gleichberechtigt.) Viel mehr wird´s nicht sein, den ganzen Rest (links, rechts, Frau, Mann,...) habt ihr ja - nordkoreamäßig - per Dekret abgeschafft. Respekt! Zur Dekonstruktion des Geschlechts mußtet ihr auch nicht auf Judith Butler zurückgreifen - wer soll denn das auch alles lesen? - schließlich gibt´s Nicknames. Da Frauen, wie ein Kommentator umschreibt, bekannterweise Quasselstrippen - pardon: kommunikationsstark - sind, können sie sich doch echt prima in Chaträumen austoben. Und wenn Frau sich nicht allzu blöd anstellt und sich statt "Rosa" einfach "Lutz" nennt, ist ihr eine Gleichbehandlung so gut wie sicher. Bringt also allen nur Vorteile, dieses Post-Gender-Dasein: "Pirat" läßt sich doch flinker tippen als "Piratin". Mann kann endlich wieder witzeln: "Frau, geh an den Herd!". Und wenn Mann Frau rät, sich mal ordentlich ***sen zu lassen, ist´s auch nicht mehr sexistisch, sondern höchstens ungezogen. Das sind doch in der Tat Freiheiten, auf die so mancher gebeutelte Mann der Neuzeit neidisch ist. Keine Angst, grüne Männer, Eure Knechtschaft ist bald vorüber, spätestens wenn die ersten Piraten in Karlsruhe auflaufen, um festhalten zu lassen, daß Binnen-Is und Frauenhäuser männer- und somit verfassungsfeindlich sind. Das folgendende Grundsatzurteil wird der Welt die Augen öffnen und ein für alle Mal festhalten, was "wahrer Feminismus" eigentlich immer schon bedeutet hat: Alles auf sich beruhen lassen und sich um die wirklich wichtigen Dinge kümmern. Womit wir wieder bei den Nullen und Einsen wären.

  • E
    einPirat

    @ Isquierda,

     

    Vielen Dank, das erste Mal, dass ich in dieser Debatte was vernünftiges höre!

    Das Wort Pirat ist einfach mal nicht geschlechtsneutral.

    Pirat und Piratin als "offiziell beschlossen und geregelten" (aua) Begriff, das sollte eigentlich kein Problem sein.

  • O
    Oliver

    Sicher gehören viele Piraten der Generation an, die von Klein auf gelernt hat, dass zwischen Frauen und Männern kein Unterschied besteht. Dass Gleichberechtigung bedeutet, dass alle gleich sind.

     

    Diese Erziehung ist für das Unverständnis verantwortlich, welches entsteht, wenn jemand an sie heranträgt: "Äh.. ihr habt da ein Gender-Problem".

     

    Man sollte ihnen nicht vorwerfen, dass die Wissenschaft inzwischen entdeckt hat, dass es doch einen Unterschied gibt und es falsch war, wie sie erzogen wurden.

     

    Eher sollte der aktuelle Stand der Forschung mal verständlich vermittelt werden.

    Hier sehe ich ein großes Defizit. Ein sehr großes!

    ..und zunächst einmal zwar wertfrei.

  • NS
    nona sumy

    @Los Wanderos:

    Die Inhalte von Post-Gender sind mitnichten aus Gender erwachsen sondern waren vorher da; sind nur leider von den IchBinSoFrohDassIchEinMähäädchenBinInnen überrollt worden.

     

    Es gab + gibt durchaus erfolgreiche Menschen die sich nicht über Ihr Geschlecht verkaufen und ihr bzw. ein integriertes Ding ohne selbstgewählte Diaspora gemacht haben. Und genau dafür _inhaltlich_ doppelt hart kämpfen mußten statt sich in FeminiSpräch zu flüchten.

    Und die dabei einerseits von BinnenmajuskelInnen behindert werden und sich andererseits in (ehemaligen) Männerdomänen auch noch ständiger Vereinnahmungsversuche ausgerechnet dieser Leute erwehren müssen. So auch hier:

    Warum müssen sich diese Leute unbedingt eine Gemeinschaft mit selbgewähltem explizit anderem Programm suchen um dort übergriffig die (Kommunikations-)Regeln _massiv_ zu verletzen?

    Dito gleiches Muster, anderen Menschen Weiblichkeit (analog Männlichkeit) abzusprechen??

    Und dann auch noch weinerlich zu Mama taz zu laufen und zu behaupten DER (sic!) hätte angefangen???

     

    Genderei hat sich nicht überholt sondern ist ein Irrweg, der Diversifizierung aufgrund vlölig flascher Merkmale manifestieren will. Das war und ist zu einfach!

     

    Als total schlicht utopischen Anfang könnte man mit der geschlechtsneutralen Nutzung (und damit meine + benutze bzw. BEANSPRUCHE ich _selbstverständlich_ die _vorhandene_ deutsche Sprache in ihrer männlichen Form als neutrale menschliche Form) beginnen, mindestens aber einer andersdenkenden Gemeinschaft nicht sein gestriges Hippietum zu oktroyieren.

     

     

     

    Disclaimer: Kein Piraten-Mitglied, da prä-web2.0-sozialisiert und in anderen (Programm-)Punkten uneinig + abwartend ;->

  • E
    Eviathan

    @Isquierda

     

    Fundierte Kritik?

     

    Indem du die Piraten als "NPD 2.0" titulierst?

     

    Na, dann weiß man ja endlich, wie "fundierte Kritik" ausschaut...

     

    "Piraten sind Frauenhasser und Faschisten und obwohl orange heller ist als braun, beweisen deren Umgang mit Kritikern und deren Politik (...)"

     

    Irre fundiert hört sich das an. :)

  • ST
    Stephan TPunkt

    Los Wanderos)

     

    Die Grünen würden es ebenso schaffen?

    Zum Einen sind Frauenquoten bei etablierten Parteien relativ gesehen höher (Bei den Grünen sind es wohl um die 40%), aber dennoch ist eine Quote notwendig.

     

    Also ich würde diese Quotierung so interpretieren:

     

    Die Frauen bei den Grünen sind so schüchtern oder vielleicht auch einfach unfähig, eine Stelle zu ergattern, sodass eine Quote nötig ist.

     

    Ich finde Quoten in jeder Hinsicht diskriminierend, bei den Grünen werden Männer unterdrückt, die Satzung ist in meinen Augen alles, aber nicht grundgesetzkonform.

     

     

    Ich wette, dass es viele weibliche Grüne gibt, die Ahnung von ihrer Arbeit haben, so wie es diese in jeder Partei gibt... das wird man jedoch niemals erfahren und so werde ich bei Vorsitzendinnen immer die Zweifel haben, ob sie ihrer Fähigkeit oder ihrer Brüste wegen in das Amt gewählt worden.

     

     

    Soetwas hat die Piratenpartei Deutschland gleich mal ausgeschlossen... hier zählt weder Herkunft, Religion, noch Geschlecht oder sexuelle Orientierung.

     

    Wenn bei den Piraten eine Person in ein Amt gewählt wurde, dann kann man sich (fast immer ;)) sicher sein, dass dies aufgrund der Kompetenzen statt fand.

     

     

     

    by the way:

    Die Verleumdnerische Aussage, man habe die Mailingliste gelöscht, sollte in der News überarbeitet werden...

  • RE
    roter edding

    wenn frauen die chance des webs nutzen, dort - vor allem selbst - auf weiblichkeitsklischees zu verzichten, nicht mit rosa-dutzi-wutzi nicknames auftreten und lernen, sachdiskussionen zu führen und gegenargumente gelten zu lassen, dann werden sie wenigstens online einigermaßen klischeefrei wahrgenommen werden.

  • I
    Isquierda

    @Jarama

     

    Die Frauen geben sogar recht häufig die klügeren Antworten (Bildungsgewinnerinnen), aber wenn man sie den Antifeministen als Sparringspartner wider Willen überläßt, haben sie wohl langfristig wenig Lust, sich verheizen zu lassen. Es ist ja nicht so, dass Frauen zu blöd oder desintressiert an politischen Fragen sind, vielmehr sind die Attacken, die ihnen dazu widerfahren, zu aggresiv, um sie zu übersehen und die Gegner zu überheblich (bei gleichzeitigen Defiziten in allem, was man sich vorstellen kann), um noch mit ihnen reden zu wollen. Wenn ich -zBsp- wegen einer fundierten Kritik an der Satzung als "frustriert", "untervögelt" oder "Männerhasserin" tituliert werde (was so nur einer Frau passiert und wofür ich, sollte ich es als Satire gegen einen Mann einsetzen, garantiert sanktioniert würde, denn Männer haben keinen "Humor" - oder was man auch immer braucht, um sowas zu ignorieren...*hüstel*), dann müßte ich schon Masochistin sein, um es dort (!) unter diesen Bedingungen (!!!) weiter zu versuchen. Dann zu behaupten, im Netz wäre alles nur ziemlich cool, total "postgender" (was auch immer das sein soll) und gleichberechtigt, weil die Kollegen eine Kollegin nicht mehr vor der Tür anbinden, sondern Frauen heute schon mitmachen lassen, ist naiv - denn es gibt mehr nackte Frauen im Netz als nackte Männer, es gibt mehr Sexismus gegen Frauen im Netz als gegen Männer und die Attacken gegen Frauen im Netz sehen anders aus als die gegen Männer: Ich habe noch nie erlebt, dass einem männlichen Diskutanten (oder mir unter einem männlichen Nick) vorgeworfen wurde, er (ich) sei "untervögelt" oder "sexuell frustriert" sowie auch "Sex" (nur mit Männern!) den erkennbar mänlichen Usern nicht als Problemlöser für soziale Dillemata vorgeschlagen wird und deren Politiken höchstselten als individuelles Versagen ausgelegt wird. Trete ich im Internet als Frau auf, gehört das aber alles zur refelxhaften, irrationalen Abwehr meiner hochintelligenten Kritiken und konstruktiven Verbesserungs-Vorschläge wie eben eine Horde Flachwichser zu Aktfotos von Pam Anderson...

  • I
    Isquierda

    Im Grunde rotiert die ganze "Gender"-Diskussion immer wieder und immer neu um das Fehlverständnis "Pirat/Piraten" wären das generische Maskulinum und damit geschlechtsneutral, so wie es in der Satzung steht. Das ist aber einfach falsch. Kritik an dieser Fehleinschätzung als "Feminismus" abzutun und die sowieso intellektuell fehlsortierten Antifeministen vor den Karren zu spannen, geht weit weit zBsp. an meiner Motivation vorbei und ist absolut unnötig: Feminismus bei den Piraten installieren zu wollen, halte ich für ziemlich verwegen, aber bisher geht es ja nur um richtiges Deutsch, sprich: der Pirat/die Piratin.

     

    Eine Genderdebatte haben wir bei den Piraten noch lange nicht, denn dazu müßten diese erstmal die sprachliche und soziale Wirklichkeit (Hossa, es gibt in der Welt mehr Menschen als nur Männer und mehr Ausdrucksformen als die explizit männliche!) begreifen und sie befinden sich ja noch im präpubertären Zustand der Nichtkenntnis geschlechterlicher Spannung - sie selbst nennen es "Post-Gender". Die Piratinnen sind aber auf dem besten Wege, auch dem letzten unwissenden Piraten nachhaltig zu vermitteln, dass es auch im Netz, in der Politik, in der virtuellen Welt und daneben, FRAUEN gibt.

  • IG
    Ignatius Gnatz

    Die Piraten haben es überwunden, die Deutsche Sprache sollte es wieder überwinden, die einzigen die es nicht überwinden sollten sind feministische Autoren,Blogger Journalisten. Ihr seid manchmal mehr mehr Satire als das Fakten Magazin TITANIC, danke für jahrelange gute UnterhaltungIn

  • M
    Murkas

    Mein Problem ist: ich höre immer nur irgendwelches umbestimmtes Geschwurbel, daß irgendein Problem existieren soll. Auch hier wieder.

    Wenn die angeblichen Probleme dann klar benannt werden sollen, kommt entweder betretenes Schweigen oder noch mehr inhaltsleeres Geschwurbel.

    Mein Gefühl bleibt, daß sich einige wenige hier einen netten, warmen Platz auf der Opfercouch suchen wollen.

  • E
    Eviathan

    Geschlechtergerechte Sprache?

     

    Also statt z.B. "die Piraten" (gen. Mask. - der Pirat) fortan die Piraten und die Piratinnen, statt "die Mitglieder" nun also die Mitgliederinnen und die Mitgliederer (gen. Neutrum - das Mitglied) und statt "die Personen" (Gen. Fem.) künftig die Personinnen und die Personer? Oder so ähnlich? Und natürlich die "Bürger- und Bürgerinnenmeister und -meisterinnen" (und welches Geschlecht nennt man dabei dann jeweils zuerst?) statt "die Bürgermeister" nicht zu vergessen.

     

    Den Genderisten kann man es nie recht machen - unterscheidet man die Geschlechter ausdrücklich, dann geht das ja nicht, weil Geschlecht ja lediglich ein soziales Konstukt, also gar nicht richtig vorhanden ist, unterscheidet man sie nicht ausdrücklich und wendet einfach die Regeln der deutschen Sprache korrekt an, dann ist das auch nicht ok.

     

    Kein Wunder, dass vernünftige Leute auf diesen Käse keinen Bock haben.

     

    Nuts!

  • WW
    Willi Wissen

    Ihr gebt da genau ZWEI Radikalfeministinnen eure Zeitung als Plattform,

     

    traut euch doch mal, der anderen Seite auch das Wort zu geben!

    ;-)

  • H
    HansWurst

    Zu dem ganzen Vorgang - und vor allem, wie sich die taz dazu hergibt bzw. geben lässt, mal ein Zitat von jemand anderem:

     

    "Gehirnwäsche ist wohl der einzige Ausdruck für das, was da in den letzten Tagen wieder einmal aus fast allen Medien gequollen ist. Die Trauerfeiern für Johanna Dohnal sind nahtlos übergegangen in den wochenlang zelebrierten Weltfrauentag. Und immer war die geschickt drübergebrachte Botschaft, wie furchtbar die Männerwelt zu den Frauen ist. Die wahren Fakten haben gegen diese Gehirnwäsche fast keine Chance mehr."

     

    Weiter hier: http://www.andreas-unterberger.at/2010/03/die-diskriminierungsluge/

     

    So, dann ziehe ich mal pflichtschuldigst mein unsägliches Dingensbummens ein (und zitiere mal weiter, aus gleicher Quelle):

     

    "Und kommt dann hie und da doch einer der Männer zu Wort – oder ist notgedrungen bereit, sich zu stellen – wie der Generalsekretär der Industriellenvereinigung – dann wagt er nicht, zu argumentieren, sondern zieht nur „beschämt“ den Schwanz ein."

     

    Tja, ein Berg voller Probleme und Anita mittendrin und mit Frau Simon scheinbar obenauf.

     

    Ernsthaft und Roll-Back zu meinem Eingangs-Zitat: Ist das seriöser Journalismus, was ihr, die taz, da aktuell (be-)treibt?

     

    HW

     

    PS: Sorry für ev. Doppelposting, aktuell hat die Website Probleme mit der Last, der Auslast natürlich.

  • E
    Elsa

    Stimmt, da wir Frauen ja ohne Sonderbehandlungen und Bevorteilung niemals irgendetwas erreichen könnten, brauchen wir natürlich auch in der Piratenpartei eine Sonderstellung.

     

    Danke, Taz, dass ihr das mal wieder klargestellt habt.

    Genau aus diesem Grund ist es mir inzwischen peinlich mich als Feministin zu outen.

     

    Auch frage ich mich immer häufiger, warum es mich noch ab und an auf die Seiten der Post-Qualität Zeitung Taz verschlägt. Passiert allerdings immer seltener.

  • H
    HamburgerX

    Um was geht es denn nun genau? Um Gleichberechtigung? Sexismus? Gender? Hier werden einige Dinge etwas unsauber vermischt.

     

    Zunächst: Natürlich sind blöde oder beleidigende Kommentare, wie die zitierten, völlig fehl am Platz. Das ist überhaupt keine Frage. Es ist letztlich aber eine Frage der guten Umgangsformen, und die haben erstmal nichts mit dem Geschlecht zu tun. Bitte daran denken, dass viele Beleidiger versuchen, den Gegner jeweils da zu treffen, wo es am meisten weh tut.

     

    Gleichberechtigung: Das hat etwas mit Rechten zu tun. Frauen sind gleichberechtigt. Punkt. Da gibt es in der Tat wenig zu diskutieren.

     

    Dann ist da noch der Begriff "Gender". Der meint mehr als nur als männlich oder weiblich im biologischen Sinne. Ob sich aber ein Piratenmitglied innerlich als Frau fühlt, obwohl biologisch ein Mann, oder sich gar als Mischwesen bezeichnet - das hat mit den Kernanliegen der Piraten nichts zu tun. Mitmachen darf ja jeder.

     

    Und es gibt das "Gender Mainstreaming" - der ideologische Versuch, die Gesellschaft umzuerziehen und künstliche Einebnungen in biologischen, gesellschaftlichen und kulturellen Eigenheiten vorzunehmen. Dazu gehören übrigens prinzipiell auch sämtliche Quotensysteme oder grammatikalische Sprachgrausamkeiten.

  • O
    Oceanborn

    Brauchen wir eine Genderdebatte im Netz?

    Prinzipiell gern, warum auch nicht...bei einer Debatte kann man sich wunderbar streiten, Meinungen austauschen, Leute anfahren weil sie Unsinn erzählen und neue, vielleicht sogar interessante Meinungen erfahren.

     

    Gibt es eine Diskriminierung nach Geschlecht im Netz?

    Nein, die gibt es nicht. Ich habe in mehreren Communityprojekten mitgearbeitet in denen der Männeranteil deutlich höher war als der Frauenanteil, Der Anteil der Frauen im Team (egal ob Webdesign oder Communitymanagment) war immer höher als ihr Anteil an der Grundgesamtheit in der Community.

     

    Woran liegt das?

    Im Internet gibt es kein dazwischenreden (außer vielleicht in Chats), keine Nachteile durch unterschiedliche Stimmlagen oder Vorurteile wegen der Konstitution. Es gibt nur Meinungen die entweder gut oder schlecht dargelegt sind. Wenn man also nicht der Meinung ist, dass Frauen zu dumm wären ihre eigene Meinung darzulegen, sollte man sich eingestehen, dass es gar keinen Grund gibt warum Frauen benachteiligt sein sollten. Das Internet ist eine durch und durch kommunikative Plattform und selbst wenn man in Vorurteilen verhaftet wäre (wie weitaus mehr Genderbefürworter als Gegner es sind), ist das eine ideale Voraussetzung für Frauen.

     

    Ich arbeite gerne mit Frauen wie Männern zusammen und beide machen ihren Job, so wie sie ihn sollen. Gender im Internet zu vertreten ist wie das Ende der Lehnsherrschaft in Bayern zu verkünden. Man darf es durchaus machen, sollte sich nur nicht wundern, wenn die Einwohner einen für etwas seltsam halten. :)

  • LW
    Los Wanderos

    Was sollen denn die Seitenhiebe in Richtung Grüne, Feministinnen und anderen "Gender-Leuten"? Mag ja sein, dass sich manche Idee etwas überlebt hat, aber man sollte nicht vergessen, dass zum einen "Post-Gender" eben aus "Gender" erwachsen ist, zum anderen, dass es nicht zuletzt entsprechende Aktivisten und Aktivistinnen waren, die in Richtung Dekonstruktion vorgeprescht sind. Man tue also bitte jetzt nicht so, als hätte man es "erfunden" und alle anderen wären Idioten.

     

    Was den Frauenanteil angeht: Durchaus beachtlich und lobenswert, dass man teils auf 30% kommt, ganz ohne Quotierung. Allerdings: Das würden die Grünen ja auch locker schaffen. Man mag über Quotierung zurecht streiten - ich hab selbst einige Probleme damit -, aber wenn ich wichtigen Gremien mal 60% Frauenanteil ist, ist das durchaus keine schlechte Sache.

     

    Aber: Ja, ich denke auch, das der Weg der Dekonstruktion von Geschlecht ein richtiger Weg ist. Allerdings total schlicht utopisch.

  • G
    Gerald

    Mich macht der ganze Vorgang regelrecht traurig.

     

    Ich weiss aus meiner Arbeit innerhalb der Piratenpartei, dass die Mehrheit der Piraten maximale Gleichberechtigung und Chancengleichheit für jeden Menschen anstrebt ungeachtet egalwelcher trennender Merkmale.

     

    Klar gibt es immer ein paar Schreihälse, aber dieser Artikel:

     

    http://aggregat7.ath.cx/2010/03/10/zum-genderthema-in-der-piratenpartei

     

    fasst die von mir wahrgenommene Sichtweise sehr gut zusammen.

     

    Die Piratenpartei ist ein sehr junger Zusammenschluss von motivierten Menschen, die bereit sind für dieses Ziel ihre Zeit und Arbeitskraft einzusetzen, auch wenn sie das auf eine Art machen, die anderen, die das gleiche Ziel anstreben, suspekt vorkommen mag.

     

    Und anstatt das als Chance zu begreifen und den 80-90% Piratinnen zu glauben, die übereinstimmend erklären, dass sie sich noch nie so gleichberechtigt gefühlt haben, wie bei den Piraten, wird diesen Frauen vorgeworfen, sie seien ja garkeine richtigen Frauen, über ihre Äusserungen wird hinweggegangen und es scheint, dass das einzige was zählt ist, dass keine Abweichung vom bekannten Weg zum Ziel geduldet werden kann.

     

    Schade.

     

    Gerald

  • M
    Markus

    Bei der re:publica gab es einen öffentlichen Call-for-Papers, um Vorträge einzureichen, die dann ins Programm kommen. Über mehr weibliche Beteiligung hätten wir uns gefreut. In der Regel sind alle Einreichungen angenommen worden, wenn keine gewerblichen Hintergründe im Spiel waren.

     

    Und auch die im Artikel zitierte Veranstaltung aus dem vergangenen Jahr wurde beim Call-for-Papers eingereicht und von uns angenommen.

  • C
    Caro

    die autorin ist anna berg von mädchenmannschaft.netglas

  • J
    jojo

    äh - und was wird jetzt konkret gefordert?

     

    die ganze debatte - abgesehen von nicht autorisierten presse-erklärungen im namen der partei - macht einen sehr eigenartig bekannten eindruck. die einen verstehen nicht, was die anderen wollen und die anderen wollen von den einen verstanden werden, sagen aber nicht, wie das "verstanden werden" nun konkret aussehen soll, sondern drohen damit, sich öffentlich für benachteiligt zu erklären.

     

    abgesehen von der politischen dimension einer fast planmäßig erzeugten außenwirkung erinnert mich das ganze fatal an muster des alltäglichen beziehungsknatschs zwischen zwei nicht immer und in jedem punkt miteinander kompatiblen geschlechtern.

  • M
    Marc

    Ich finde es schade, dass in deinem Beitrag nicht ein Wort davon zu lesen ist, dass es auch viele weibliche Piraten gibt, welche die "Piratinnen" selbst ablehnen und dies auch in ihren Blog öffentlich machten.

     

    Ich finde den Bericht insgesamt sehr einseitig geraten, aber Schubladendenke ist halt so schön einfach.

     

    Schade. Das Thema hätte weitaus mehr verdient.

  • S
    Saibot

    Sprüche der Art "du musst mal wieder gedingst werden" sind kein Sexismus, sondern schlechte Erziehung. Mit solchen Sprüchen machen unbefriedigte Männer ausserdem praktisch immer nur auf ihr eigenes Leiden aufmerksam.

  • CW
    Christoph Wagner

    Ich sehe das Problem in den diskriminierenden Kommentaren (so sie denn Überhand nehmen) allgemein.

    Ob gegen Schwule, Männer, Juden, Frauen, whatever.

     

    Ich behalte mir vor (wenn ich die Person kenne und dementsprechend einschätzen kann) im Scherz zu sagen "Ach komm, geh an den Herd" und rege mich im Gegenzug auch nicht darüber auf wenn man mir sagt "Du bist ein Mann, das kann doch gar nichts werden" oder "Mann und 2 Dinge gleichzeitig? Muss ja schief gehen" etc. pp.

  • JD
    Johannes Döh

    Bleibt die Autorin absichtlich anonym? Ist eine Genderdebatte, ob nun innerhalb oder außerhalb der Piratenpartei, so wichtig? Eigentlich doch nur, wenn man sich benachteiligt fühlt? Dazu wiederum braucht man nicht eine solche Debatte auf die Piratenpartei zu fokusieren. Das lenkt von einer wirklichen Genderproblematik doch nur ab, die unbestritten im 21. Jahrhundert immer noch existiert. Meinetwegen sollen doch weibliche Piraten (man spricht teilweise von Piratinnen) eigene Mailinglisten erstellen, eigene Foren gründen, ja sogar meinetwegen weibliche Betriebssysteme entwickeln. Während meine Frau sich "Germany's next Topmodel" ansieht, werde ich wohl dank 2. TV- Gerät die Oldie- Folgen von Akte- X verfolgen, sofern ich meinen Server bis dahin wieder zum Laufen gebracht habe. Ja, es gibt Unterschiede zwischen Männlein und Weiblein - na und? Die TAZ scheint sich die Genderproblematik zur persönlichen Chefsache einverleibt zu haben und lenkt dabei sehr offensichtlich ein eigentlich nicht existierendes Problem in Richtung Piratenpartei. Schäbisch dabei sind die Behauptungen, dass die männlichen Piraten die weiblichen diskriminieren würden, was zu beweisen wäre...

     

    Gruß,

    J.D. von guedesweiler.wordpress.com

  • EN
    Ein Name
  • P
    PiratW

    Na wenn es Probleme bei den Piraten gibt, wie die Autorin scheinbar sehr genau weiß, dann bitte ich als Pirat die auch zu benennen.

     

    Ich würde mir mal wünschen, dass statt BlaBla wie in diesem Artikel der Taz darüber, oder dem davor, oder dem davor im Spiegel oder dem davor .... mal ganz klare Forderungen, Probleme, Ereignisse geschildert werden.

     

    Dies ist eine ernstgemeinte Frage. Mich würde es wirklich interessieren.

     

    Viele Grüße

     

    ps: @TAZ online. Bitte Daten und Behauptungen besser prüfen. Nicht nur, dass ihr Zitate einfach mal erfindet, sondern auch einfach behauptet, die "Bewegung" um Lena würde wachsen, was mit der wachsenden Zahl der Mitglieder in Mailinglisten erklärt wird. Ich meld mich einfach an und lass die Bewegung noch weiter wachsen.

  • H
    hobbybauer

    Solange die Taz die Piratenpartei kritisiert, solange ist diese auf dem richtigen Weg.

    hobbybauer Pirat seit 06

  • J
    Jarama

    Hmmmm, ich fragen mich immer wieder, weshalb vergleichsweise wenig Frauen in Parteien oder allgemein in der Politik engagiert sind. Gerade die Piratenpartei als eine neue Gruppierung würde doch die perfekte Möglichkeit bieten neue Strukturen zu schaffen, die nicht von patriarchalischem Denken geprägt sind. Aber Entschuldigung, wie sollen denn bitte Strukturen aussehen, wenn bei einer Sitzung fünfzig Männer und drei Frau anwesend sind? Da kann doch kaum etwas anderes als männliche Struktur rauskommen, oder?

    Ich fände es mal ungeheuer spannend, wenn es ein Thema gäbe das Frauen interessiert - mal abgesehen von der Genderdebatte - und plötzlich gibt es eine Gruppierung mit mehrheitlich Frauen oder einem ausgeglichenen Geschlechterverhältnis. Mal sehen wie es da ablaufen würde. Leider gibt es so ein Thema ja nicht, denn egal was politisch diskutiert wird, immer sind viel mehr Männer daran interessiert als Frauen.

    Ich sehe zunächst einmal die Frauen in der Pflicht ihren Arsch hochzubekommen. Sie haben doch alle Trümpfe in der Hand. Sie sind beispielsweise besser gebildet als Männer und mindestens so kommunikativ. Frauen sind doch keine abgehängte Randgruppe der Gesellschaft, die sich kaum artikulieren kann und marginalisiert zu einem Schattendasein verdammt ist.

     

    Also, einfach mal den Mund aufmachen und sachlich Verbesserungsvorschläge machen. Was für Strukturen gibt es momentan? Wie könnte man sie verbessern? Wenn Frauen darauf gute Antworten geben, dann können sie auf die Dauer etwas verändern und verbessern - und zwar nicht nur für sich selbst, sondern für die ganze Gruppierung. Nur eines kann ich schonmal sagen:

    Eine exklusive Ein-Geschlecht-Mailingliste ist ganz bestimmt kein zukunftsweisender Vorschlag - Exklusion bringt nie etwas.

  • DG
    Der gesunde Menschenverstand!

    Aber sonst habt ihr keine Probleme? Und wie kann man das Geschlecht überwinden, man ist doch was man ist, oder etwa nicht?

     

    Meine Güte, die Dekadenz in diesem Land ist wahrlich schon weit fortgeschritten.

  • FR
    Fabio Reinhardt

    Nur einige Anmerkungen zur Richtigstellung: Davon dass "die entsprechende Mailingliste gelöscht" wurde, ist mir nichts bekannt. Im Gegenteil: Die Mailingliste, die von der Initiatorin angelegt wurde, ist ja extern. Das kann natürlich niemand verbieten. Und darum drehte sich die Debatte ja auch gar nicht.

     

    Dann: "Die Debatte [...] läuft seit ungefähr September letzten Jahres" ist auch falsch. Wenn man es zeitlich eingrenzen wollen würde, wäre es definitv seit dem großen Mitgliederwachstum im Juni 2009. Sogar die TAZ hat über das Thema vor September berichtet.

     

    Ich weiß nicht genau, wie hier recherchiert wird - teilweise erinnert es stark an das Kinderspiel "Stille Post"

     

    Zu den Reaktionen auf die Debatte: Nun wurden hier gezielt schlimme Kommentare herausgesucht. Das ist zwar legitim, aber es blendet komplett aus, dass viele der kommentierenden Piraten vielleicht nicht sauer waren, DASS jemand das Thema anspricht, sondern WIE. Immerhin wurde das Thema auf einer der wichtigsten Versammlungen der Piratenpartei durch eine eigenmächtige Mitteilung gezielt nach außen kommuniziert, um damit andere wichtige Themen zu überlagern und das unter bewusster Umgehung anderer parteiinterner Kommunikations- und Entscheidungsfindungsorgane. Da verstehe ich zumindest, dass einige der ersten Kommentare recht negativ ausfallen. Wie wäre es denn, liebe TAZ-Redakteure, wenn ihr irgendwann mal jemanden zu Wort kommen lasst, der nicht jedem das Wort im Mund herumdreht, sondern einfach mal unvoreingenommen die gegenteilige Position vertritt. Ich denke, die TAZ hat so viele Positionen wie Redakteure!?

     

    Im Grunde krankt die Debatte unter genau dem gleichen Problem wie dieser Artikel. Man weiß nicht, was sie eigentlich will. Quoten, Binnen-I, Frauenbeauftragte, geschlossene Mailinglisten? Alles nicht? Alles böse Unterstellungen? Na, vielleicht wäre ein bisschen Klartext sinnvoll, um mit diesen böswilligen Unterstellungen Schluss zu machen. Dann gibts dazu Debatten und kann wirklich mal schauen, wie die Piraten zu konkreten Vorschlägen so ticken und muss sich auch nicht darauf berufen, dass sich auf der ML schon X Personen angemeldet haben, die bestimmt auch alle weiblich sind und weiter Stille Post spielen.

  • ST
    Stephan TPunkt

    Populismus ist doch was Feines, mh?

     

    Andauernd mit "zitierten Beleidigungen" herumwerfen, dann fällt auch niemanden auf, dass der Großteil dieser 'News' aus den Fingern gesogen ist.

     

     

    Weiterhin werden wichtige Dinge völlig außer Acht gelassen:

    Trotz sehr geringem Frauenanteil gibt es überproportional viele weibliche Vorstandsmitglieder, auch Landesvorsitzende, siehe NRW, wo bald eine Wahl ansteht.

    Dies geschieht ohne jegliche Frauenquote, da wir Frauen und Männer nicht unterscheiden.

    Es wurde weiterhin kein belegbares Beispiel genannt, dass Frauen in der PPD unterdrückt werden würden.

    Das Ziel dieser "Piratinnen"-Aktion war es, zu polarisieren, die Lena Simon spricht halt lieber mit den Medien als mit der eigenen Partei.

    Viele Piratenfeinde nutzen diese Aktion, um das Feuer weiter anzuschüren.

    Im Piratenwiki gibt es nicht nur Mitglieder, sondern auch eben auch viele Nichtpiraten, wenn die eine Beleidigung á la "Lasst euch mal wieder durchvögeln" raushauen, hat das nichts mit der Piratenpartei zu tun, oder ist die CDU eine Nazipartei, wenn der eine "Kinder statt Inder" fordert und danach sagt, dass die Rumänen (oder waren's Bulgaren) faul wären? Oder dass man die Asiaten so lange würgen soll, bis die irgendwas kapieren?

     

    Allerdings das absolut Wichtigste an der gesamten Debatte:

    Die Mailingliste und die gesamte Aktion wurden nicht kritisiert, weil es Frauen sind - aber das kann man erst verstehen, wenn man sich die Kritiken auch durchliest - sondern weil:

    - Eine Mailingliste, die nur für ein Geschlecht ist und das andere komplett ausgrenzt, ist diskriminierend.

    - Eine Pressemitteilung, die herausgegeben wurde, die die Medien glauben lässt, dass Lena Simon für alle Frauen/einen Großteil der Frauen sprechen würde, ist nicht akzeptabel.

     

     

    Es gibt by the way eine AG Männer und eine AG Frauen, die sich mit etwaigen Problemen beschäftigen.

  • S
    schwarzbart

    Die Dekonstruktion der überkommenen Kategorien [Geschlecht] und [sexuelle Orientierung] ist die zentrale Herausforderung der Moderne.

    Die Piratenpartei stellt sich dieser Herausforderung und es gehört eben auch dazu, sich dieses verschwurbelten Gender-Kuschel-Undeutschs zu entledigen, das die Grünen seit den 80ern über uns gebracht haben. Und natürlich klappt nicht immer alles auf Anhieb, quelle surprise...

     

    Die bocksgesangsmässig anschwellende Debatte, darüber, ob Piraten post-Gender sind, und wenn sie's sind, ob sie's leben dürfen, verrät mir nur eines: Die feministischen Wortführerinnen haben Angst um ihre Diskurshoheit: Nach Vietnam- und Golfkriegsveteranen, die durchs Unterholz der USA irren, geistern nun die Veteraninnen des Geschlechterkriegs durchs deutsche Feuilleton, immer auf der Suche nach einem Scharmützel, das sich führen liesse...

    Sei's drum: In der Piratenpartei werden wir weiterhin nicht über Quoten reden, sondern über Qualifikation. Und auf diesem Weg sind eine Menge Frauen in die leitenden Positionen der Partei gewählt worden. Einfach, weil sie richtig gut sind...

  • T
    TheK

    Komisch nur, dass im Netz oft gar nicht zu erkennen ist, ob hinter irgendeinem Beitrag ein Mann, eine Frau oder einfach nur irgendein Bot steckt. Aber einige Emanzen wettern ja sogar "Unterdrückung der Frau", wenn eine andere Frau sagt, von der Diskussion gelangweilt zu sein.

     

    Der Frauenanteil in der "Führungsriege" der Piraten ist jedenfalls ohne jede Quote wesentlich höher (ich hab da was von 28% in Erinnerung) als der "gefühlte" unter den Mitgliedern insgesamt. Den niedrigen Frauenanteil in der Basis wiederum sehe ich als ein Symptom des immer noch niedrigen Frauenanteils in technischen Berufen (aus denen sich die Piraten nun einmal immer noch primär rekrutieren!) an.

  • F
    Franka

    "...die entsprechende Mailingliste gelöscht... "

    Ach liebe Taz. Bitte recherchieren!

    Bild ist auch eine Zeitung...

  • S
    Sascha

    Hier gibt es einen interessanten Text zum Theme Gender in der Piratenpartei:

     

    http://aggregat7.ath.cx/2010/03/10/zum-genderthema-in-der-piratenpartei

     

    Auch wenn nur die Meinung einer Einzelperson, kann es doch erklären wie einige Äußerungen von Piraten zu verstehen sein könnten:

     

    "Was man der Piratenpartei zum Vorwurf macht, scheint mir also auf einem Missverständnis zu beruhren: Der Unwille, „Frauen“ sprachlich zu repräsentieren, liegt in dem Unwillen begründet, Geschlecht überhaupt sprachlich zu repräsentieren. Wenn in der Debatte auftaucht, wir seien „Post-Gender“ oder „über so etwas hinweg“ ist also nicht gemeint, dass wir uns nicht um geschlechterpolitische Fragen kümmerten. Stattdessen ist gemeint, dass Geschlecht kein wichtiger Einordnungsmechanismus für Piraten ist."

  • M
    Maria

    Kleine Korrektur: die Mailingliste ist existent, dort gibt es ca. 70 Piratinnen.