piwik no script img

Piraten entschuldigen sich für DatenpanneProbleme beim Mailen

Weil der parlamentarische Geschäftsführer 252 Stellenbewerbern eine Mail schickte, in der alle Mailadressen für alle sichtbar waren, begrenzt die IT der Piraten nun das CC-Feld.

Am Rande mal 'ne Mail: Piraten Andreas Baum und Martin Delius (rechts). Bild: reuters

BERLIN taz | Nach einer Datenpanne im Bewerbungsprozess hat die Berliner Piratenfraktion Vorkehrungen getroffen, um ähnliche Fehler in Zukunft zu vermeiden. Bei der Fraktionssitzung am Dienstagabend sagte der IT-Spezialist der Piraten, Philip Brechler, dass die Zahl der E-Mailadressen im CC-Feld nun auf 15 begrenzt sei.

Werden mehr als 15 Adressen eingetragen, werde die Mail nicht verschickt. "Wir dachten, das ist eine sinnvolle Zahl, wenn jemand eine Mail an alle in der Fraktion und vielleicht noch einen Mitarbeiter schicken will", erklärt der Abgeordnete Alexander Morlang.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der Fraktion, Martin Delius, hatte am Sonntagnachmittag eine E-Mail an sämtliche 252 Personen verschickt, die sich für Mitarbeiterstellen bei der Fraktion beworben hatten. Statt die Adressen der Empfänger in das "BCC"-Feld zu setzen und so sicher zu stellen, dass jeder beim Erhalt der E-Mail nur seine eigene Adresse sieht, setzte er die Adressen in das "CC"-Feld.

So hatte jeder Empfänger die Möglichkeit, die Adressen bzw. Namen seiner Mitbewerber zu sehen. Delius hatte den Fehler später mit hoher Arbeitsbelastung begründet. Er habe die E-Mail am Rande eines Termins versandt und sich nicht die Zeit genommen, dafür den Raum zu verlassen und den Versand konzentriert zu erledigen.

Entschuldigung im Blog

Delius entschuldigte sich in der Nacht zu Dienstag auf dem Blog der Fraktion für seinen Fehler: "Mir ist völlig bewusst, dass es sich hierbei um einen Verstoß gegen die individuelle informationelle Selbstbestimmung der Empfänger handelt." Bei der E-Mail habe es sich um eine kurze Nachricht ohne persönliche Inhalte gehandelt.

Auf der Sitzung des Fraktionsvorstandes am Montagabend hatte der Fehler zu einer Diskussion über das Delegieren von Tätigkeiten geführt. Im Vorstand war man geteilter Meinung darüber, ob das Delegieren tatsächlich eine Arbeitsentlastung bringt. Die Piraten zogen bei der Abgeordnetenhauswahl am 18. September mit 15 Mitgliedern in das Berliner Landesparlament ein. Es ist das erste Mal, dass die Partei in einem Parlament auf Landesebene vertreten ist.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

9 Kommentare

 / 
  • BM
    beim Mailen

    Ergänzung: Es ist im Prinzip ein Design-Fehler der Mail-Clients. Das BCC-Feld sollte offen stehen und das CC-Feld aktiv geöffnet werden müssen oder ein paar Zeilen tiefer stehen und "voll gefährlich" aussehen.

    google: bewerber kndm cc bcc

    zeigt auf, das sowas häufiger passiert.

    Kochtöpfe und Pfannen haben ja auch Griffe.

    Komisch das die einzige Nutzer-Orientierte Linux-Distro (Ubuntu) das nicht macht.

     

    Und auch Weiner hätte nicht zurücktreten müssen, wenn er nicht auch versehentlich einen Broadcast geschickt hätte.

    Wer sich also für so viel besser hält, kann sich doch zur Wahl stellen.

  • K
    Kommentator (Pirat)

    Das ist natürlich peinlich - gerade für diese IT-affine Truppe.

     

    Passiert aber leider nahezu überall: in nahezu jeder politischen Gruppe, mit der ich Erfahrung machte(inkl. Bündnis gegen Rechts, wo sich JEDER eintragen lassen konnte).

     

    Ob das der taz bei anderen Parteien auch einen Artikel wert wäre?

  • R
    reblek

    "Piraten entschuldigen sich für Datenpanne" - Selbst der gewissenlose Guttenberg hat schließlich gewusst, dass es nicht darum geht, "sich zu entschuldigen", sondern "um Entschuldigung zu bitten." Die G. von seinem Doktorvater nicht gewährt worden ist.

    Und hier ist das auch nicht wirklich am Platze. Wenn solche PC-Experten sich nicht einmal nicht die Zeit, sondern den Gedanken nehmen, das BCC-Feld zu benutzen.

  • V
    vic

    Das ist ja köstlich. Sie begrenzen das CC-Feld.

     

    Und damit alle Autofahrer künftig brav rechts fahren, haben wir uns entschlossen, ab sofort die linke Spur zu sperren.

  • V
    vic

    Hat viel Geduld gebraucht, bis ich meine Mailkontakte soweit hatte, bei Sammelmails wenigstens meine Adresse in das Feld ganz unten (BlindCarbonCopy) einzutragen.

    Eine Copyzeile mit 30 Adressen ist ein fetter Raubzug für Mailfischer.

    Und das passiert den Piraten....

  • EA
    Enzo Aduro

    AAHHH, das regt mich auch immer auf, wenn das Freunde von mir machen.

  • U
    Uiuiui

    Ach du Scheisse!

     

    Das sind ja Menschen die da bei den Piraten rummachen! Mit Politikern waer das aber auch passiert.

  • H
    Hmm

    Das ist keine Datenpanne, sondern informationstechnische Unfähigkeit! Wer nicht wenigstens zwischen CC und BCC unterscheiden kann, sollte von solch mittelmäßig verantwortungsvollen Standard-Aufgaben tunlichst die Finger lassen. Fürs Filesharing braucht man anscheinend keine weiteren Computer-Grundkenntnisse.

  • BM
    beim Mailen

    Email-Clients sollten dabei eh nachfragen.

    Auch die Mail-Server sollten sowas Sperren und per Web-Interface freischalten lassen müssen.

     

    Sowas passiert ständig. Bei Bewerbern und Kunden ist es besonders ärgerlich. War dasselbe nicht schon mal dieses Jahr passiert ? Ich glaube mit Bewerbern beim Verlegersohn um es entschärft zu formulieren.

    Interessant wäre in diesem Zusammenhang, wenn Bewerberportale (ruhig temporäre werbewirksame, natürlich nicht erratbare) Email-Adressen für solche Zwecke anbieten würden.

    In Ländern mit starker IT und anständiger Software würde das Arbeitsamt sowas auch anbieten.