Piraten entschuldigen sich für Datenpanne: Probleme beim Mailen
Weil der parlamentarische Geschäftsführer 252 Stellenbewerbern eine Mail schickte, in der alle Mailadressen für alle sichtbar waren, begrenzt die IT der Piraten nun das CC-Feld.
BERLIN taz | Nach einer Datenpanne im Bewerbungsprozess hat die Berliner Piratenfraktion Vorkehrungen getroffen, um ähnliche Fehler in Zukunft zu vermeiden. Bei der Fraktionssitzung am Dienstagabend sagte der IT-Spezialist der Piraten, Philip Brechler, dass die Zahl der E-Mailadressen im CC-Feld nun auf 15 begrenzt sei.
Werden mehr als 15 Adressen eingetragen, werde die Mail nicht verschickt. "Wir dachten, das ist eine sinnvolle Zahl, wenn jemand eine Mail an alle in der Fraktion und vielleicht noch einen Mitarbeiter schicken will", erklärt der Abgeordnete Alexander Morlang.
Der Parlamentarische Geschäftsführer der Fraktion, Martin Delius, hatte am Sonntagnachmittag eine E-Mail an sämtliche 252 Personen verschickt, die sich für Mitarbeiterstellen bei der Fraktion beworben hatten. Statt die Adressen der Empfänger in das "BCC"-Feld zu setzen und so sicher zu stellen, dass jeder beim Erhalt der E-Mail nur seine eigene Adresse sieht, setzte er die Adressen in das "CC"-Feld.
So hatte jeder Empfänger die Möglichkeit, die Adressen bzw. Namen seiner Mitbewerber zu sehen. Delius hatte den Fehler später mit hoher Arbeitsbelastung begründet. Er habe die E-Mail am Rande eines Termins versandt und sich nicht die Zeit genommen, dafür den Raum zu verlassen und den Versand konzentriert zu erledigen.
Entschuldigung im Blog
Delius entschuldigte sich in der Nacht zu Dienstag auf dem Blog der Fraktion für seinen Fehler: "Mir ist völlig bewusst, dass es sich hierbei um einen Verstoß gegen die individuelle informationelle Selbstbestimmung der Empfänger handelt." Bei der E-Mail habe es sich um eine kurze Nachricht ohne persönliche Inhalte gehandelt.
Auf der Sitzung des Fraktionsvorstandes am Montagabend hatte der Fehler zu einer Diskussion über das Delegieren von Tätigkeiten geführt. Im Vorstand war man geteilter Meinung darüber, ob das Delegieren tatsächlich eine Arbeitsentlastung bringt. Die Piraten zogen bei der Abgeordnetenhauswahl am 18. September mit 15 Mitgliedern in das Berliner Landesparlament ein. Es ist das erste Mal, dass die Partei in einem Parlament auf Landesebene vertreten ist.
Leser*innenkommentare
beim Mailen
Gast
Ergänzung: Es ist im Prinzip ein Design-Fehler der Mail-Clients. Das BCC-Feld sollte offen stehen und das CC-Feld aktiv geöffnet werden müssen oder ein paar Zeilen tiefer stehen und "voll gefährlich" aussehen.
google: bewerber kndm cc bcc
zeigt auf, das sowas häufiger passiert.
Kochtöpfe und Pfannen haben ja auch Griffe.
Komisch das die einzige Nutzer-Orientierte Linux-Distro (Ubuntu) das nicht macht.
Und auch Weiner hätte nicht zurücktreten müssen, wenn er nicht auch versehentlich einen Broadcast geschickt hätte.
Wer sich also für so viel besser hält, kann sich doch zur Wahl stellen.
Kommentator (Pirat)
Gast
Das ist natürlich peinlich - gerade für diese IT-affine Truppe.
Passiert aber leider nahezu überall: in nahezu jeder politischen Gruppe, mit der ich Erfahrung machte(inkl. Bündnis gegen Rechts, wo sich JEDER eintragen lassen konnte).
Ob das der taz bei anderen Parteien auch einen Artikel wert wäre?
reblek
Gast
"Piraten entschuldigen sich für Datenpanne" - Selbst der gewissenlose Guttenberg hat schließlich gewusst, dass es nicht darum geht, "sich zu entschuldigen", sondern "um Entschuldigung zu bitten." Die G. von seinem Doktorvater nicht gewährt worden ist.
Und hier ist das auch nicht wirklich am Platze. Wenn solche PC-Experten sich nicht einmal nicht die Zeit, sondern den Gedanken nehmen, das BCC-Feld zu benutzen.
vic
Gast
Das ist ja köstlich. Sie begrenzen das CC-Feld.
Und damit alle Autofahrer künftig brav rechts fahren, haben wir uns entschlossen, ab sofort die linke Spur zu sperren.
vic
Gast
Hat viel Geduld gebraucht, bis ich meine Mailkontakte soweit hatte, bei Sammelmails wenigstens meine Adresse in das Feld ganz unten (BlindCarbonCopy) einzutragen.
Eine Copyzeile mit 30 Adressen ist ein fetter Raubzug für Mailfischer.
Und das passiert den Piraten....
Enzo Aduro
Gast
AAHHH, das regt mich auch immer auf, wenn das Freunde von mir machen.
Uiuiui
Gast
Ach du Scheisse!
Das sind ja Menschen die da bei den Piraten rummachen! Mit Politikern waer das aber auch passiert.
Hmm
Gast
Das ist keine Datenpanne, sondern informationstechnische Unfähigkeit! Wer nicht wenigstens zwischen CC und BCC unterscheiden kann, sollte von solch mittelmäßig verantwortungsvollen Standard-Aufgaben tunlichst die Finger lassen. Fürs Filesharing braucht man anscheinend keine weiteren Computer-Grundkenntnisse.
beim Mailen
Gast
Email-Clients sollten dabei eh nachfragen.
Auch die Mail-Server sollten sowas Sperren und per Web-Interface freischalten lassen müssen.
Sowas passiert ständig. Bei Bewerbern und Kunden ist es besonders ärgerlich. War dasselbe nicht schon mal dieses Jahr passiert ? Ich glaube mit Bewerbern beim Verlegersohn um es entschärft zu formulieren.
Interessant wäre in diesem Zusammenhang, wenn Bewerberportale (ruhig temporäre werbewirksame, natürlich nicht erratbare) Email-Adressen für solche Zwecke anbieten würden.
In Ländern mit starker IT und anständiger Software würde das Arbeitsamt sowas auch anbieten.