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Piazza de Rathaus

Ein „Hauch von Italien“ für alle HamburgerInnen: Rathausinnenhof wird geöffnet  ■ Von Heike Dierbach

Gut Ding will Weile haben. Diese alte Volksweisheit wird bekanntlich auch von den -VertreterInnen im Hamburger Rathaus intensiv beherzigt. Dann und wann allerdings lohnt sich die Geduld – wie beispielsweise bei der Gestaltung des Rathausinnenhofs, der ab Samstag wieder von der Hamburger Bevölkerung genutzt werden kann. Rund 100 schlappe Jahre hat es damit gedauert, bis die Idee des Rathausbaumeisters Martin Haller – U 1-NutzerInnen sicher ein Begriff – umgesetzt wurde, eine „architektonische Achse“ Rathausmarkt – Diele – Innenhof zu schaffen.

Mit frischen englischen Sandsteinplatten ausgelegt, umrahmt von der blank gewienerten Fassade, in der Mitte ein plätschernder Brunnen – daß die neue „Piazza“ einen „Hauch von Italien“ verströmt, wie Staatsrätin Gitta Trauernicht schwärmt, ist nicht zu leugnen. Sogar ein Café mit Tischen im Freien soll es geben. Und damit Bürgerin und Bürger durch die Speisekarte nicht jäh aus ihren südländischen Träumen gerissen werden, „wird dort bestimmt kein Sauerkraut angeboten“, verspricht Trauernicht. Sondern: Leichte Speisen, „so in die Richtung italienisch“. Naturalmente. Fehlen eigentlich nur noch die auf Motorrollern herumkurvenden Jünglinge.

Auf die werden die HamburgerInnen aber verzichten müssen – der Hof ist abgasfrei. Um das zu erreichen, war „erhebliche Überzeugungsarbeit nötig“, weiß Trauernicht. Denn zuvor nutzten Bürgermeister, SenatorInnen und die 121 Bürgerschaftsabgeordneten den Hof als Tempel für der Deutschen goldenes Kalb: als Parkplatz.

So war, als es Anfang Februar ernst wurde mit dem Umbau, der Unmut entsprechend groß. Einige PolitikerInnen um den CDU-Abgeordneten Jürgen Klimke schlossen sich gar zur „Innenhofkoalition der potentiell Geschädigten“ zusammen und schlossen eine „fraktionsübergreifende Abstimmung“ in der Bürgerschaft nicht aus. Trauernicht, Capuccino-Freund und Bürgermeister Ortwin Runde (SPD) und der übrigen Hamburger Toscana-Fraktion sei es aber gelungen, alle „Betroffenen“ zu überzeugen, und „heute sind alle begeistert“, freut sich die Staatsrätin.

Denn ganz verdrängen muß man auch auf der neuen Piazza de Rathaus nicht, daß man immer noch in Deutschland weilt: Die Blumenkübel sind mit roten Geranien bepflanzt.

Der Rathausinnenhof wird am Samstag mit einem Fest von 11 bis 15.30 Uhr eingeweiht. Das Café im Innenhof ist künftig immer von April bis Oktober geöffnet, montags bis donnnerstags 10 bis 20 Uhr, freitags bis sonntags 10 bis 22 Uhr.

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