Photovoltaik in Berlin: Solarboom ohne Senat

Auf landeseigenen Gebäude tut sich nichts beim Solarausbau. Im vergangenen Jahr wurden nur drei Solaranlagen in Betrieb genommen.

Franziska Giffey (SPD, l-r), Berliner Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe, Mario Tobias, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Berlin, und Kerstin Busch, Geschäftsführerin der Berliner Stadtwerke, stehen bei einem Pressetermin zum Bau von Berlins größter Photovoltaik-Anlage

Die mit der Bohrmaschine: Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) bei einem ihrer beliebten Fototermine Foto: Christoph Soeder/dpa

BERLIN taz | Drei. Das ist die Anzahl der Solaranlagen, die im vergangenen Jahr auf den Dächern von landeseigenen Gebäuden in Betrieb genommen wurden. Das berichtete der Tagesspiegel unter Berufung auf die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM), die öffentliche Gebäude verwaltet.

Demnach wurden die Anlagen auf einer Oberschule in Wedding, einer Flüchtlingsunterkunft in Moabit und der Jugendstrafanstalt Lichtenrade in Betrieb genommen. Dazu wurden 2023 offenbar sechs zusätzliche Anlagen installiert, die aber nicht ans Netz angeschlossen werden konnten.

Der Ausbau der Solarenergie auf den Dächern öffentlicher Gebäude scheitert demnach oft am Denkmalschutz oder am Sanierungsstau.

Eigentlich hatte Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) 2023 zu einem Rekordjahr für den Ausbau der Photovoltaik in der Hauptstadt ausgerufen. „Wir haben im Jahr 2023 eine Trendwende beim Solarausbau in Berlin erreicht“, verkündete Giffey im vergangenen Dezember.

10.304 neue Photovoltaikanlagen

Das mag für private Verbraucher zutreffen. Im Jahr 2023 wurden 10.304 neue Photovoltaikanlagen installiert. Das entspricht fast einer Verdoppelung der PV-Anlagen in der Hauptstadt allein im letzten Jahr. Dadurch wurde eine zusätzliche Leistung von 72,4 Megawatt aus Sonnenenergie erzeugt. Im Jahr 2022 sind nur 32,9 Megawatt dazugekommen. Eine gesunde Steigerung also.

Zum Solarboom haben einige Maßnahmen beigetragen. „Die Berlinerinnen und Berliner können sich beim Solarzentrum kostenfrei beraten lassen, um die richtige Lösung zu finden“, sagt Linda Vierecke, die umweltpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, zur taz. Auch Balkonkraftanlagen seien einfacher möglich, und die Solarpflicht bei Neubauten trage zum Erfolg bei.

Auf öffentlicher Seite sieht die Leistungskraft jedoch ganz anders aus. Derzeit speisen nur 191 Solarpaneele auf den Dächern öffentlicher Gebäude Strom in das Netz ein, so der Tagesspiegel. Und das, obwohl es Tausende landeseigene Wohnungen und Gebäude gibt – und es eine gesetzliche Verpflichtung gibt, den Ausbau zu beschleunigen. „Das Berliner Klimaschutz- und Energiewendegesetz sagt eindeutig, dass wir bis Ende 2024 alle öffentlichen Dächer mit Solar bestückt haben sollen, sofern sie geeignet sind“, sagt Vierecke. „Es darf nicht allein um Wirtschaftlichkeit gehen bei Ausstattung der Dächer, sondern darum, die Klimaziele schnell zu erreichen.“

Laut einem Monitoringbericht zum Masterplan Solarcity lag der Anteil von Solarstrom am Berliner Strommix Ende 2022 bei 3,5 Prozent. Das ist noch weit entfernt von den 25 Prozent, die sich der Senat als Ziel für das Jahr 2035 gesetzt hat.

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