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Philippinen bestätigen Ermordung„Brutal und sinnlos“

Die Regierung in Manila bestätigt, dass Islamisten eine zweite kanadische Geisel ermordet haben. Die Entführer hatten Lösegeld gefordert.

Die Suche des philippinischen Militärs nach dem entführten Kanadier blieb erfolglos Foto: dpa

Manila/Frankfurt a. Main epd | Die philippinischen Behörden haben die Ermordung einer kanadischen Geisel durch die extremistische Miliz Abu Sayyaf offiziell bestätigt. Wie das Onlineportal „Phil Star“ am Dienstag berichtete, verurteilte ein Sprecher der Regierung in Manila den Tod des Mannes als „brutal und sinnlos“. In der Nacht zuvor hatten Polizisten in der südlichen Stadt Jolo eine Plastiktüte mit einem menschlichen Kopf gefunden, von dem angenommen wird, dass es der des kanadischen Opfers ist. Auch Kanadas Premierminister Justin Trudeau verurteilte den Mord aufs Schärfste, betonte aber zugleich, dass seine Regierung kein Lösegeld an Terroristen zahle.

Kanada werde weiterhin mit den Philippinen und anderen internationalen Partnern zusammenarbeiten, um jene zur Rechenschaft zu ziehen, die für diese abscheulichen Verbrechen verantwortlich seien. sagte Trudeau.

Am Montag hatte Abu Sayyaf laut Medienberichten angegeben, sie habe den Mann enthauptet, weil das Ultimatum für eine Lösegeldzahlung verstrichen war. Es ist bereits die zweite kanadische Geisel, die von den Extremisten ermordet wurde. Ende April hatten sie einen anderen Kanadier umgebracht, der sich in ihrer Gewalt befunden hatte. Die beiden Männer sowie eine philippinische Staatsbürgerin und ein Norweger waren im September 2015 verschleppt worden.

Schon seit Jahren macht Abu Sayyaf international Schlagzeilen, unter anderem mit der Entführung eines deutschen Seglerpaares vor zwei Jahren. Die Extremisten hatten damit gedroht, den Mann zu ermorden, falls kein Lösegeld gezahlt werde. Auch hatten sie gefordert, dass Deutschland sich nicht länger am Kampf gegen die arabische Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) im Irak und in Syrien beteiligt.

Die beiden Deutschen waren Mitte Oktober 2014 freigelassen worden, nachdem die Terroristen nach eigenen Angaben ein Lösegeld von umgerechnet rund 4,4 Millionen Euro erhalten hatten. Abu Sayyaf hatte im Jahr 2000 auch die Göttinger Familie Wallert verschleppt.

Auf das Konto der 1991 gegründeten Gruppe gehen Anschläge, Morde, Entführungen und Erpressungen. Ihr gehören nur ein paar Hundert bewaffnete Kämpfer an. Offiziell fordert Abu Sayyaf, die sich zur Terrormiliz „Islamischer Staat“ bekannt hat, einen islamistischen Staat auf den Südphilippinen. Tatsächlich aber geht es ihr hauptsächlich darum, Geld zu erpressen.

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