Pharma-Skandal: Bittere Pille für Merck
Der US-Pharmakonzern Merck muss fast eine Milliarde Dollar zahlen. Das mittlerweile vom Markt genommene Schmerzmittel Vioxx hatte reihenweise Herzinfarkte ausgelöst.
WASHINGTON afp | Merck bekannte sich schuldig, Vioxx als Mittel gegen Gelenkrheumatismus verkauft zu haben - bevor das Medikament dafür zugelassen war. Das teilte das US-Justizministerium am Dienstag mit. Merck akzeptierte eine Strafzahlung von 321,6 Millionen Dollar (238 Millionen Euro). Der Konzern willigte zudem ein, 628,4 Millionen Dollar (465 Millionen Euro) zu zahlen, um Forderungen aus Zivilklagen zu begleichen.
Merck hatte Vioxx ab 1999 nicht nur als Schmerzmittel vermarktet, sondern auch als Medikament gegen Gelenkrheumatismus. Erst 2004 wurde der Entzündungshemmer vom Markt genommen, nachdem er in Verbindung mit zahlreichen Herzinfarkten und Schlaganfällen gebracht worden war.
In seiner Werbung habe Merck falsche Angaben zu möglichen Risiken für das Herz gemacht, um die Verkaufszahlen weiter nach oben zu treiben, erklärte das Justizministerium.
Laut der US-Arznei- und Lebensmittelaufsicht FDA können für den Zeitraum, in dem das Präperat vertrieben wurde, zwischen 88.000 und 139.000 Herzinfarkte auf die Einnahme von Vioxx zurückgeführt werden. Bis zu 40 Prozent davon seien tödlich gewesen.
Bereits 2007 hatte Merck eine außergerichtliche Einigung mit der großen Mehrheit tausender Kläger getroffen, die die Zahlung von 4,85 Milliarden Dollar vorsah. Damals wie heute betonte das Unternehmen, damit sei kein Eingeständnis von Schuld verbunden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!