Pfründe sichern: bei den GewerkschafterInnen
Seit nunmehr knapp fünf Jahren verkauft die große Koalition ihre Sanierungspolitik als tollen Erfolg. Wenn jetzt die Gewerkschaft ÖTV nicht mehr tatenlos zusehen kann, hat sich also bei den GewerkschafterInnen etwas geändert. Sie haben endlich gemerkt, dass sie die Ohren nicht weiter auf Durchzug stellen können. Schon gar nicht beim öffentlichen Dienst, der der ÖTV sonst wegen allgemeiner Unzufriedenheit um die Ohren fliegt.
So zeigt sich, was die Gründe für das Erwachen der ÖTV sind. Es geht nicht um Gewerkschaftspolitik oder eine Kampfansage an die Koalition. Die käme ohnehin viel zu spät. Es geht vielmehr für die örtliche ÖTV-Spitze um Pfründe. Es wird kein Gewerkschaftskampf im Interesse der Mitglieder veranstaltet, sondern schnöder Wahlkampf in eigener Sache.
Warum sonst sollte die ÖTV so passend zu den Personalratswahlen aufgewacht sein? Warum sonst sollte die neue Kampagne die Menschen auf der Straße erst mal ausklammern? Weil der ÖTV wegen ihrer Schlafmützigkeit in der Vergangenheit die Mitglieder in Scharen wegzulaufen drohen. Und weil der ÖTV – vor allem bei den angesprochenen Privatisierungen – ständig die Konkurrenz etwa durch die DAG im Nacken hängt. Daran ändert auch die im kommenden Jahr anstehende Vereinigung zur Dienstleistungsgewerkschaft verdi nichts. Das steigert eher die Motivation der Einzelnen, Pfründe zu sichern für die künftig dünnere Luft in der verdi-Spitze. Guten Morgen, ÖTV. Jens Tittmann
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