Petition der Woche: Und der Haifisch, der hat Flossen …
… in die Suppe soll’n die nicht. Eine Online-Petition gegen das sogenannte „Finning“ hat europaweit über eine Million Unterstützende gefunden.
![Riffhaie im Meer Riffhaie im Meer](https://taz.de/picture/5342585/14/imago0055818089h-1.jpeg)
Haifischflossen zählen zu den teuersten Fischprodukten. Über 600 US-Dollar kann ein Kilo des fischigen Knorpelgewebes kosten. Und dabei soll es gar keinen besonderen Geschmack haben, weshalb die in Ost- und Südostasien beliebte Haifischflossensuppe häufig mit Hühnerbrühe angereichert wird. Dennoch gilt sie dort als Delikatesse und Statussymbol – der Porsche unter den Suppen quasi.
Da das restliche Haifleisch weniger wert ist, werden die Haie oft nur wegen ihrer Flossen gejagt. Beim „Finning“ – von englisch „fin“ = Flosse – werden dem Hai alle Flossen abgetrennt, oft wird sein Körper dann auf hoher See zurück ins Wasser geworfen. Ohne Flossen können sich Haie nicht fortbewegen und ihre Kiemen nicht ausreichend mit frischem sauerstoffhaltigem Wasser spülen. Sie sinken auf den Meeresgrund, verbluten oder ersticken langsam.
Jährlich werden schätzungsweise 100 Millionen Haie durch den Menschen getötet, viele davon nur für ihre Flossen. Dabei sind laut WWF ein Drittel aller Haiarten vom Aussterben bedroht – auch durch Überfischung. Dass viele Haiarten erst zwischen 18 und 25 Jahren geschlechtsreif werden und häufig nur alle zwei Jahre Nachwuchs bekommen, trägt zu der angespannten Lage bei. Zusätzlich wird bei der Jagd auf Haie keine Rücksicht auf Größe, Alter oder Art des Exemplars genommen. Es fehlt an Richtlinien, wie es bei anderen Fischsorten üblich ist.
Auch wenn in der EU traditionell keine Haifischflossen verzehrt werden, ist Europa an 22 Prozent des weltweiten Haifischhandels beteiligt. Vor allem Spanien zählt global zu den größten Exporteuren. Um das „Finning“ zu stoppen, hat die EU im Jahr 2013 verordnet, dass die Flossen nur am Körper der Haie in die Häfen gebracht werden dürfen.
An Land können die Flossen dann allerdings abgetrennt und nach Asien exportiert werden. Und wie das mit vielen Verordnungen so ist, gelingt die Durchsetzung nicht wirklich. So werden nur etwa 3 Prozent der Schiffe der spanischen Langleinenflotte von unabhängigen Beobachter:innen kontrolliert. Der Rest ist Vertrauen.
Die europäische Bürgerinitiative „Stop Finning“ fordert daher mit einer Petition ein Verbot des gesamten Handels mit Haiflossen in der EU. So dürften die Flossen nicht vom Körper abgetrennt werden – auch nicht für den Export.
![](https://taz.de/picture/5341823/14/wochenendkasten-1.png)
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Aber bevor eine europäische Bürgerinitiative Druck auf die Politik ausüben kann, müssen einige Hürden genommen werden: Mindestens eine Million EU-Bürger:innen müssen die Petition unterzeichnen. Um zu verhindern, dass die Stimmen alle aus einem Land kommen, gilt für jedes Land eine eigene Mindestgrenze, abhängig von den jeweiligen Sitzen im Europäischen Parlament – für Deutschland sind das 72.096 Stimmen. Die Mindestgrenze muss in einem Viertel der Mitgliedsstaaten, also in sieben Ländern, erreicht werden.
Das ist den Initiator:innen von „Stop Finning“ geglückt, und auch die Hürde von einer Million Stimmen wurde in dieser Woche geknackt. Eine bemerkenswerte Punktlandung, denn am 31. Januar endet die Petition nach zwei Jahren, und vor zehn Tagen fehlten noch rund 450.000 Stimmen. Sind alle Stimmen schließlich ausgezählt und gültig, ist die Europäische Kommission verpflichtet, sich die Forderungen der Bürgerinitiative anzuhören.
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