Petition auf Change.org: „The real DFB-Pokalfinale“
Dusel-Bayern-München gegen Brause-RB-Leipzig? Nö. Eine Petition fordert, das Nordderby zwischen Werder Bremen und dem HSV aufzuwerten.
![Eine Papierkugel Eine Papierkugel](https://taz.de/picture/3418454/14/53719749.jpeg)
Oh ja, Fußball kann so ungerecht sein. Im Halbfinale des DFB-Pokals zwischen Bayern München und Werder Bremen zeigte er sein erbarmungsloses Gesicht. Zwar waren die Bremer über weite Strecken die bessere Mannschaft und holten einen Zwei-Tore-Rückstand auf – mussten sich aber nach einem umstrittenen Strafstoß mit 2:3 geschlagen geben. Blöd für Werder, noch blöder für die wahrscheinlich niemals endende Diskussion um den Videoassistenten.
In der Schlussphase hatte das Schiedsrichtergespann ein Foul an Bayerns Hochgeschwindigkeits-Angreifer Kingsley Coman im Strafraum gesehen. Das Problem: Da war gar kein Foul. Der Videoassistent griff aufgrund mangelnder Kommunikation mit Schiedsrichter Daniel Siebert nicht ein. Sogar Deutschlands oberster Videoschiedsrichter Jochen Drees gab später zu, dass der Elfmeterpfiff aus „schiedsrichterfachlicher Sicht“ nicht korrekt war. Den Bremer Unmut konnte das kaum schmälern.
Ausgerechnet in Hamburg erwärmte diese Ungerechtigkeit die Herzen einiger Fußballfans. Anhänger des in Bremen sonst so verhassten HSV starteten bei change.org eine Petition, die sich für die Austragung des Nordderbys als „The real DFB-Pokalfinale!“ einsetzt. Hinter dem Begehren steckt die Facebook-Seite HSVInside mit über 11.000 Gefällt-mir-Angaben.
Motiviert haben dürfte die Hamburger natürlich auch das eigene Ausscheiden aus dem Pokalwettbewerb. Mit 3:1 besiegte die von einigen als generelle Wettbewerbsverzerrung wahrgenommene Truppe aus Leipzig die Hamburger. Das Internetportal WerderNews startete dann bei change.org eine identische Petition. „Führt der Pokal zur Verbrüderung von HSV und Werder?“, fragte daraufhin das Hamburger Abendblatt.
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Die sonst so ausgeprägte Rivalität zwischen Hamburger und Bremer Fans rückt also in den Hintergrund. Der verletzte Gerechtigkeitssinn sorgt gar für eine solidarische Symbiose. Für weniger fußballbekloppte Leute: Das ist in etwa so, als ob Markus Söder und Anton Hofreiter auf einmal gemeinsam gegen Christian Lindner und Annegret Kramp-Karrenbauer rebellierten.
HSV dämpft die Hoffnungen
Das alternative Finale soll übrigens zeitgleich zum Antipathie-Gipfel am 25. Mai zwischen den Bayern und RB Leipzig ausgetragen werden. Werder-Sportchef Frank Baumann zeigte sich im Gespräch mit Bremen Vier nicht abgeneigt: „Ich glaube, dass da deutlich mehr los wäre, dass da die bessere Atmosphäre herrschen würde.“
Anlass der Petition: Der umstrittene Elfmeter im DFB-Pokal-Halbfinale zwischen Bayern München und Werder Bremen
Das wollen die Initiatoren: Ein "echtes" Endspiel zwischen Hamburg und Bremen
Das wollen sie nicht: Einfach nur ein Nordderby
Dennoch hält sich die Zahl der Unterstützer bisher in Grenzen – etwas weniger als 1.000 Menschen haben die beiden Petitionen unterzeichnet. Eine öffentliche Veranstaltung bei Facebook mit derselben Intention kommt dagegen auf 17.000 Zusagen und 20.000 Interessierte.
Der HSV dämpfte die Hoffnungen der Fans bereits; auf Anfrage des Bremer TV-Regionalmagazins „buten un binnen“ antwortete die Presseabteilung: „Auch wenn die Idee charmant klingt, haben Sie sicher Verständnis dafür, dass sich unsere Spieler und Verantwortlichen derzeit komplett auf den Ligaendspurt und das Erreichen der sportlichen Ziele konzentrieren.“
So wollen die Hamburger nach dem ersten Abstieg ihrer Vereinsgeschichte in der kommenden Saison wieder in der 1. Bundesliga spielen.
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