Peter-Weiss-Preis einigt sich mit Otoo: Preisgeld geht an eine Initiative
Nach den BDS-Vorwürfen gegen die Autorin Sharon Dodua Otoo schlug sie vor, den Preis auszusetzen. Nun hat sich die Jury mit ihr geeinigt.
Die für die Auszeichnung vorgesehene Autorin Sharon Dodua Otoo habe entschieden, den Preis wegen der politischen Vorwürfe gegen sich nicht anzunehmen. Die Autorin, die an der Sitzung teilnahm, habe den Vorschlag gemacht, das Preisgeld an die Initiative „Gesellschaft im Wandel“ zu geben, die sich für den Dialog zum Thema Nahostkonflikt an Schulen in Deutschland starkmache.
Otoo war vorgeworfen worden, sich an einem kulturellen Boykott gegen den Staat Israel zu beteiligen. „Fakt ist: Frau Otoo hat vor circa acht Jahren einen Aufruf der Organisation „Artists for Palestine UK“ unterzeichnet – von dem sie sich heute entschieden distanziert und von dem sie nun mit anwaltlicher Unterstützung ihren Namen entfernen möchte“, betonte die Jury. Nach wie vor halte man Sharon Dodua Otoo für eine „würdige Trägerin“ des Peter-Weiss-Preises.
„Artists for Palestine UK“ gilt als dem BDS – „Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen“ – nahestehend. Die Bewegung ruft zum Boykott des Staates Israel und israelischer Produkte wegen des Vorgehens gegen Palästinenser auf.
Gegen Antisemitismus positioniert
Vor einigen Tagen hatte sich Otoo in einer Stellungnahme deutlich gegen Antisemitismus positioniert und den Angehörigen der Opfer des Hamas-Massakers vom 7. Oktober ihr tiefes Beileid ausgesprochen.
Otoo lebt in Berlin und bekam 2016 den Ingeborg-Bachmann-Preis. 2021 erschien ihr vielbeachteter Debütroman „Adas Raum“.
Der Peter-Weiss-Preis wird seit 1990 alle zwei Jahre vergeben. Er ist nach dem Autor, Dramatiker, Maler und Filmemacher Peter Weiss (1916-1982) benannt, der unter anderem für das Auschwitzprozess-Theaterstück „Die Ermittlung“ bekannt ist.
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