Perspektive in Coronapandemie: Land in Sicht
Mit flächendeckenden Impfungen wird es noch dauern. Die Lage dürfte sich aber entspannen, wenn die gefährdetsten Gruppen den Impfstoff erhalten haben.
A uch das noch: Um die rasant steigende Infektionskurve in den Griff zu bekommen, sehen Bund und Länder keine andere Möglichkeit, als die Kontakte massiv zu beschränken und den gesamten November über sämtliche Kultur- und Freizeitveranstaltungen zu verbieten. Nun verkündet die Ständige Impfkommission (Stiko), dass es bis ins Jahr 2022 dauern wird, ehe durch flächendeckende Impfung die Zahl der Infektionen sinken und das Leben wieder normal sein wird. Klingt nach einer noch langen und ermüdenden Zeit. Das ist aber von der Impfkommission jedoch viel zu pessimistisch gedacht.
Rechnerisch gesehen hat sie zwar recht. Sollte in den nächsten Wochen der erste Impfstoff zugelassen werden – und die Chancen stehen gut –, dürften Deutschlands Kliniken gerade einmal maximal 100.000 Impfungen am Tag schaffen. Nach einem halben Jahr wären gerade einmal rund 15 Millionen Bundesbürger geimpft. Bis so viele ihre Spritze erhalten haben, dass Herdenimmunität herrscht, wird tatsächlich mehr als ein ganzes Jahr vergehen. Doch das wird gar nicht nötig sein, um bereits vorher eine weitgehende Rückkehr zur Normalität zu ermöglichen.
Die Lage dürfte sich schon entspannen, sobald die ersten zehn Millionen der gefährdetsten Gruppen ihren Impfstoff erhalten haben. Dazu gehören Menschen über 65, solche mit Lungenleiden und medizinisches Personal. Wenn ab April die Temperaturen wieder steigen, dürfte das Infektionsgeschehen mithilfe einiger harmloser Vorsichtsmaßnahmen wie Abstand halten und Masken tragen ebenfalls deutlich zurückgehen. Hinzu kommen neue Medikamente, die kurz vor ihrer Zulassung stehen. Sie werden dazu beitragen, dass coronabedingte Aufenthalte auf Intensivstationen nur von kurzer Dauer, womöglich gar nicht mehr nötig sind.
Wenn im kommenden Herbst die Temperaturen wieder fallen, wären dann schon so viele geimpft, dass drastische Maßnahmen wie die ab kommender Woche der Vergangenheit angehören. Ein Ende ist also in Sicht.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Forscher über Einwanderungspolitik
„Migration gilt als Verliererthema“
Abschied von der Realität
Im politischen Schnellkochtopf
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Russlands Angriffskrieg in der Ukraine
„Wir sind nur kleine Leute“
Wahlkampf in Deutschland
Rotzlöffeldichte auf Rekordniveau
Buch über Strategien von AfD und Putin
Vergangenheit, die es nie gab