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Pendler im Visier

„Neubürgeragentur“ will mit Service und Werbung Menschen nach Bremen locken. Die Zielgruppen: Jobsucher, Uni-Anfänger und vor allem Umzu-Wohner

Städte in Ostdeutschland versprechen Erstsemester-Studenten ein paar hundert Mark Prämie, wenn sie ihren Hauptwohnsitz in die Kommune verlegen. In Bremen gibt es keine „Buschzulage“, die Stadt will mit ein bisschen Service und Werbung Menschen dazu bewegen, sich an der Weser anzumelden. Ab November soll dafür im Bürgerservicezentrum in der Pelzer Straße eine „Neubürgeragentur“ eingerichtet werden. „Es wird die erste ihrer Art bundesweit“, verkündete Innensenator Kuno Böse (CDU) gestern bei der Vorstellung des „Feinkonzepts“ der Agentur.

Der Hintergrund: Bremen verliert durch Abwanderung ins Umland Einnahmen aus dem Länderfinanzausgleich. Pro Bürger sind das 3.000 Euro jährlich. Kein Pappenstiel bei rund 110.000 Pendlern, die zum jobben in die Stadt kommen.

Jobsucher, Uni-Anfänger, Umzu-Wohner, Stadtflüchtlinge oder Angestellte neuer Firmen – alle sollten „gezielt“ angesprochen und betreut werden, betonte Böse. Radio Bremen könnte Pendlern schon morgens auf dem Weg zum Job in die City per Radio zum Umzug auffordern, Unternehmen könnten ihren Mitarbeitern Info-Pakete über Bremen auf den Weg geben. Böse denkt auch an Tipps zum Grundstückkauf. Oder Ratschläge, welche Schule Kleinst-Neubürger besuchen können.

Bis Ende 2004 soll das Projekt 2,8 Millionen Euro kosten. Damit sich der Service rentiert, müssten jährlich 300 Zuzügler nach Bremen kommen. Laut Schätzungen sollen sogar 650 möglich sein. Bis August will Böse auch einen privaten Träger für das Projekt gefunden haben. ksc

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