Peking gegen Demokratie in Hongkong: Klare Kante der Kommunisten
China hat in der autonomen Sonderverwaltungszone zwei Abgeordnete aus dem Parlament verbannt. Ihr Eid wurde für ungültig erklärt.
Am Montag hat die Führung in Peking die Vereidigung der beiden Abgeordneten für ungültig erklärt. Faktisch sind sie damit aus dem Hongkonger Parlament ausgeschlossen. Doch nun sympathisieren viele Hongkonger mit den beiden Abgeordneten und sehen in der Intervention Pekings ein weiteres Mal den Autonomie-Status der südchinesischen Sonderverwaltungszone gefährdet.
Wortwörtlich heißt es im Beschluss des Ständigen Ausschuss des chinesischen Volkskongresses in Peking: Abgeordnete des Hongkonger Legislativrates müssen ihre Treue auf das Grundgesetz der Sonderverwaltungsregion der Volksrepublik China schwören. Der Eid darf in Form und Inhalt nicht verändert werden. Wer den Amtseid ablehnt, disqualifiziert sich von einem öffentlichen Amt. Der Eid kann auch nicht nachgeholt werden, heißt es in dem öffentlichen Beschluss.
Zwar wird eine Mehrheit des Hongkonger Parlaments gar nicht frei gewählt, sondern die Abgeordneten werden von Peking-freundlichen Kräften ernannt. Und auch der derzeitige Regierungschef Leung Cheun-Yin amtiert von Pekings Gnaden – und ist deswegen unter den Demokratie-Aktivisten verhasst. Doch dass sich die Führung in Peking unmittelbar in das innenpolitische Geschehen der Sonderverwaltungszone einmischt, ist seit der Übergabe der ehemals britischen Kronkolonie an die Volksrepublik 1997 nicht häufig der Fall gewesen.
Zwei Jahre nach den sogenannten Regenbogenprotesten, als Zehntausende über Wochen das Hongkonger Regierungs- und Finanzviertel blockierten, um für mehr Demokratie und Unabhängigkeit von der Volksrepublik zu demonstrieren, ist der Protest am Wochenende erneut aufgeflammt.
Radikalisierung in der Demokratiebewegung
Bereits am Sonntag versammelten sich vor der Vertretung Pekings im Stadtteil Sai Wan Tausende wütender Demonstranten. Die Polizei sprach von 4.000 Teilnehmern, die Veranstalter von über 15.000.
Als Polizisten die Demonstranten aufhalten wollten, kam es zu Rangeleien. Die Beamten gingen mit Schlagstöcken und Pfefferspray vor und nahmen mindestens vier Personen fest. Für Montagabend planen die Aktivisten weitere Proteste.
Im März nächsten Jahres steht die Neuwahl des Regierungschefs an – nach chinesischer Lesart sind die Wahlen frei und unabhägig. Doch tatsächlich ernennt die Führung in Peking die Kandidaten. Auch gegen diese Regelung richtet sich der Protest der Demokratie-Aktivisten.
Dass bei den Regenschirmprotesten vor zwei Jahren die Führung in Peking nicht im Geringsten auf die Anliegen der Demonstranten eingegangen ist, hat zu einer Radikalisierung innerhalb der Hongkonger Demokratie-Bewegung geführt. Die Initiatoren der damaligen Proteste um den Universitätsprofessor Benny Tai melden sich heute kaum mehr zu Wort. Sie hatten lediglich eine Demokratisierung gefordert, keine vollständige Loslösung Hongkongs von der Volksrepublik wie die jetzigen Wortführer.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!