„Pegida“-Spitze spaltet sich erneut: Tatjana Festerling fliegt raus
Die Pegida-Spitze hat sich anscheinend über den Protest gegen die Bilderberg-Konferenz zerstritten. Medien berichten, dass Festerling ausgeschlossen wurde.

„Soooo'n Hals!“ Tatjana Festerling auf Pegida-Demo im März 2016 Foto: dpa
DRESDEN epd | An der Spitze der „Pegida“-Bewegung ist es offenbar erneut zu einem Bruch gekommen. Die ehemalige Dresdner Oberbürgermeister-Kandidatin Tatjana Festerling sei aus der Organisation ausgeschlossen worden, berichten sächsische Medien am Mittwoch übereinstimmend. Im Streit um ein Redemanuskript und wegen Unstimmigkeiten rund um Proteste gegen die Bilderberg-Konferenz vergangene Woche habe sie den Verein verlassen müssen, berichten die Dresdner Neuesten Nachrichten.
Damit eskaliert eine Auseinandersetzung, die schon seit Wochen schwelt. Die in Dresden erscheinende Sächsische Zeitung spricht von Lutz Bachmann und Siegfried Däbritz auf der einen Seite und Tatjana Festerling und dem Holländer Edwin Wagenveld auf der anderen. Auf Facebook hatte Wagenveld gepostet, dass Festerling seit dem 18. April Redeverbot bei „Pegida“ habe. Es gebe auch einen Beschluss, die Ex-OB-Kandidatin wegen „schädigenden Verhaltens“ auszuschließen. Festerling war seit Wochen nicht mehr bei „Pegida“-Demonstrationen aufgetreten.
Hintergrund des aktuellen Streits sind Differenzen zum Protest gegen die Bilderberg-Konferenz. Bei der Konferenz treffen sich jedes Jahr Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Militär, Wissenschaft und Medien. Festerling, Wagenveld und ihre Mitstreiter hatten gegen das Treffen demonstriert. Bachmann sagte am Montag auf der „Pegida“-Kundgebung, dass es „komplett sinnfrei“ sei, mit Pappschildern vor das Dresdner Hotel Taschenberg zu ziehen, während darin Eliten aus Politik und Wirtschaft hinter verschlossenen Türen tagen. Bachmann selbst hatte im Vorfeld auch Aktionen angekündigt, jedoch dann keine veranstaltet. Es mangele an „Aktivisten“, erklärte er.
Bereits Anfang 2015 hatte sich das „Pegida“-Organisationsteam gespalten. Damals kam es zum Bruch mit Frontfrau Kathrin Oertel und Mitorganisator Rene Jahn. Bei den wöchentlichen Demonstrationen in Dresden mobilisiert die rassistische und islamophobe Bewegung derzeit zwischen 2.000 und 3.000 Teilnehmern.
Leser*innenkommentare
Rainer B.
Das hat aber verdammt lange gedauert.
Ansgar Reb
Ich verstehe nichts mehr.
Was war bei Bilderberg oder Taschenberg?
Rainer B.
@Ansgar Reb Sie meinten vermutlich Blocksberg. Haben Sie eigentlich schon Internet?
Soungoula
Fragt sich nur: War Festerling nun für Pegida zu rechtsextrem, oder nicht rechtsextrem genug? Man verliert ja leicht den Überblick beim Kontinuum von AfD über Pegida bis NPD, wer nun wem zu radikal oder zu liberal ist und wer sich wieder von wem distanzieren muss.
cursed with a brain
@Soungoula Laut Dresdner Nachrichten orientiert sich das verbleibende Führungs-Duo Bachmann und Däbritz mit PEGIDA im Schlepptau eher in Richtung AfD und lehnt die Kritik in Richtung Bilderberg/"jüdisches Weltfinanztum" ab, während Festerling sich offenbar der als "deutlich rechts von Pegida" eingestuften LEGIDA anschliessen will und sich an der in mindestens neun Bundesländern vom VS beobachteten "identitären Bewegung" und "den neurechten Ideologien um Götz Kubitschek" (Dresdner Nachrichten) orientiert.
Nico Frank
Tatjana Festerling und Holländer Edwin Wagenveld wollten in ihren Reden den absolut unzulässigen Zusammenhang der Bilderberg-Konferenz und dem sog. Finanzjudentum herstellen. Das PEGIDA nicht nur eine Ansammlung von fremdenfeindlich Gesinnten Islamhassern ist, sondern auch der blanke Judenhass in der Gruppierung verankert ist, wissen alle Eingeweihten schon lange. PEGIDA Orga. will aber diesen existierenden Antisemitismus in ihren Reihen um jeden Preis unterdrücken, um die Gegnerschaft nicht noch weiter zuwachsen zu lassen.