Peer Steinbrück kritisiert die Medien: „Ich bin keine Leberwurst, aber...“

Kurz vor der Bundestagswahl hätte man ihn in die Nähe von Stasi und KGB ziehen wollen. Nicht nur das ging Peer Steinbrück dann doch deutlich zu weit.

BERLIN dpa | Der bei der Bundestagswahl unterlegene SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat den Medien eine teils ehrverletzende Berichterstattung im Wahlkampf vorgeworfen. „Das werde ich so schnell nicht vergessen“, sagte der 66-Jährige der Wochenzeitung Die Zeit. Ihn habe überrascht, dass sich einige Medien im Wahlkampf verstärkt auf Nebensächlichkeiten statt auf Politisches gestürzt hätten. „Ich habe nicht gedacht, dass ein Teil der Medien bereit sein könnte, sich an einer solchen Entpolitisierung zu beteiligen und stattdessen Nebensächlichkeiten hochzujazzen“.

Es gebe einen Journalismus, „der im Wettbewerb um Klicks, Quote und Auflage banalisiert, alles personalisiert und vieles skandalisiert“, kritisierte er. Der negative Höhepunkt sei gewesen, „dass zwei Zeitungen mich drei Wochen vor der Wahl in die Nähe der Stasi und des KGB ziehen wollten.“ Zwar sei der alte Spruch richtig: Wer keine Hitze vertrage, dürfe nicht in die Küche gehen. „Aber das entlastet uns nicht davon, darüber zu reden, wo Grenzen überschritten werden“, so Steinbrück.

Die SPD hatte mit Steinbrück als Kanzlerkandidat bei der Bundestagswahl am 22. September nur 25,7 Prozent erreicht. Steinbrück stand von Anfang unter Druck, zunächst war es die Debatte um seinen hohen Nebenverdienste als Bundestagsabgeordneter, dann folgten umstrittene Aussagen zum Kanzlergehalt und Debatten um angebliche Fehltritte des früheren Bundesfinanzministers. Im Juni kam es bei einem kleinen Parteitag zu einem emotionalen Ausbruch, nachdem Steinbrücks Frau die Belastungen des Wahlkampfes geschildert und den medialen Umgang mit ihrem Mann kritisiert hatte.

Er habe im Wahlkampf Erfahrungen gemacht, die er nicht für möglich gehalten habe, sagte Steinbrück nun der Zeit. „Der Respekt im Umgang zwischen Politik und Medien beschäftigt mich sehr.“ Er sei keine beleidigte Leberwurst, frage aber: „Was heißt das für die Bewerbung und Auslese in unserer Demokratie, wenn Frauen und Männer nicht mehr in die Politik gehen wollen, weil sie das sich und ihren Familien nicht zumuten mögen?“ Damit müssten sich die Medien beschäftigen.

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