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KommentarPatzen verboten

■ Warum der Innensenator für seinen Präsidenten haftbar gemacht werden wird

Wer wagt, gewinnt, weiß der Volksmund. Aber wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. Doch das Risiko liegt nicht bei Hamburgs neuem Polizeipräsidenten, sondern allein bei dessen Chef.

Innensenator Hartmuth Wrock-lage wird persönlich und unter Verlust seines Amtes dafür haftbar gemacht werden, wenn Justus Woydt nicht reüssiert. Das wissen beide, und deshalb ist für letzteren das Wagnis überschaubar. Beide wissen aber auch, daß Erfolg oder Mißerfolg eines – jedes – Hamburger Polizeichefs unter zwei gegensätzlichen Gesichtspunkten bewertet wird.

Es gibt den des Senators, der den Primat der Politik beschwört und im Polizeiapparat den Strukturwandel zu einer demokratisch kontrollierten Großstadtpolizei durchsetzen will. Dafür hatte er nach dem Fehlgriff Arved Semerak vor zwei Jahren mit Ernst Uhrlau die optimale Besetzung gefunden. Der kühle, sachliche und überzeugungsstarke Analytiker, der in der Polizei die Akzeptanz hatte, die Wrocklage selbst nie haben wird, war der Schutzschild des Senators.

Und es gibt die Sichtweise „des Apparats“. Der sähe auf seinem Chefsessel niemanden lieber als einen Stabsfeldwebel in Zivil, der sich vor „die Truppe“ stellt und dem Sparsenator den Marsch bläst.

Welche Betrachtungsweise die Deutungshoheit erringen wird, ist noch offen. Aber schon der kleinste Patzer kann entscheidend sein. Denn Wrocklage darf sich um seines politischen Überlebens willen keinen Fehler mehr erlauben. Und sei es einer von Justus, dem Gerechten.

Sven-Michael Veit

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