■ Kommentar: Party on girls!
Man muss die Feste feiern, wie sie fallen. Frau auch. Die Bremerinnen machen es dieses Jahr genau richtig. Am Internationalen Frauentag wird kulturübergreifend gefuttert, gequatscht und gezappelt, und Vegesack wird von Mädchen zerrockert. Damit wird deutlich, dass der 8. März weder der Gedenktag einer totgesagten Bewegung ist, noch ein Abrechnungstag, an dem Opfer gezählt und offene Rechnungen bilanziert werden. Das wäre strategisch auch denkbar ungünstig, denn so lässt sich niemand davon überzeugen, dass Feminismus keine verunstaltende Krankheit ist.
Vor allem junge Frauen weisen den Verdacht, in irgendeiner Weise unterdrückt zu sein, weit von sich. Der Vorgesetzte, der ihnen ihre Intelligenz abspricht, ist halt ein Arschloch. Der Typ auf der Straße, der ihre Brüste betatscht, meinte das wahrscheinlich als Kompliment. Der Partner, der es nicht gebacken kriegt, das schreiende Kind zu beruhigen, wurde eben von seiner Mami verwöhnt. Wen wundert dieser Selbstbetrug? Das Leben wird nicht spaßiger, wenn ich mir eingestehe, dass der Chauvi, der Grabscher und das Mamasöhnchen keine Einzelfälle sind, sondern Teil eines Systems, in dem Frauen nach wie vor die schlechteren Karten haben.
Am 8. März haben Frauenorganisationen die Chance, sich anders zu präsentieren, als die meisten sie wahrnehmen wollen. Selten geht es darum, sich die Laune mit Gejammere und Wehklagen zu verderben, sondern um Rückhalt, Unterstützung und: Spaß! Die Frage „Kostüm oder Latzhose?“ sollte dabei nebensächlich sein. Auch, ob es sich um eine „Frau“ im strengen anatomischen Sinne handelt. Der Weg in eine Gesellschaft, in der Geschlecht nicht über Leben und Tod, Arbeitsvertrag und Wohlbefinden entscheidet, ist das Ziel. Eiken Bruhn
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