Parteitag der US-Republikaner: Offener Streit
Vor Donald Trumps Ankunft spielen sich in Cleveland dramatische Szenen ab. Gegner und Befürworter streiten über die Abstimmungsregeln. Es kommt zu Tumulten.

Vor der Ankunft des rechtspopulistischen Immobilienmoguls spielten sich zum Auftakt des Parteitags in der Quicken-Loans-Basketballarena dramatische Szenen ab, wie sie der designierte Kandidat und die Parteiführung unbedingt hatten vermeiden wollen. Die Auseinandersetzungen offenbarten die ganze Zerrissenheit der Partei über die Figur des Kandidaten.
Bei dem Streit ging es konkret um die Regel, welche die große Mehrheit der 2472 Delegierten beim Votum über den Kandidaten an die Ergebnisse der Vorwahlen bindet. Die Vorwahlen hatte der Quereinsteiger aus der Geschäftswelt mit klarer Mehrheit gewonnen. Die Trump-Gegner wollten erreichen, dass alle Delegierten frei über den Kandidaten abstimmen dürfen. Ihre Hoffnungen, den Immobilienmogul so am Erreichen der erforderlichen absoluten Mehrheit zu hindern, waren allerdings von vornherein wenig realistisch.
Die Parteitagsleitung ließ lediglich per Akklamation über den Antrag abstimmen und verkündete dann, die Regeln seien in der bestehenden Form von der Versammlung gebilligt worden. Daraufhin brachen hunderte Trump-Gegner in lautstarken Protest aus. „Schande, Schande“-Rufe ertönten, einige Delegierte verließen die Halle. Anhänger des Immobilienmilliardärs konterten mit den Rufen „Trump, Trump“.
Resignierende Trump-Gegener
Schließlich ließ Versammlungsleiter Steve Womack nochmals per Akklamation über die Nominierungsregeln abstimmen. Erneut wurde hinterher verkündet, dass die Mehrheit der Delegierten die Regeln akzeptiert habe. Die Trump-Gegner schienen danach zu resignieren.
Trump soll am Dienstag vom Parteitag formell in das Rennen gegen die voraussichtliche Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, Ex-Außenministerin Hillary Clinton, geschickt werden. Am Donnerstag soll der Immobilienmogul dann zum Abschluss der Versammlung seine Kandidatenrede halten.
Am Montagabend trat Trump kurz vor die Delegierten, um seine Frau Melania als Rednerin vorzustellen. Er zeigte sich siegesgewiss: „Wir werden gewinnen“, sagte er. Melania Trump präsentierte ihren Mann als unermüdlichen Kämpfer, bei dem das Land in guten Händen wäre.
Melania Trump spricht über ihren Mann
Trumps Frau ging in ihrer Rede auch auf Kritik am unkonventionellen Auftreten ihres Mannes ein. „Aufregung und Drama“ gehörten bei Trump dazu, räumte sie ein. „Er ist hart, wenn er hart sein muss, aber er ist auch freundlich und fair und fürsorglich“, sagte sie. Melania Trump sprach in diesem Zusammenhang von der „simplen Güte seines Herzens“.
Melania Trump betonte, dass ihr Mann als Präsident keine Bevölkerungsgruppe benachteiligen wolle. „Donald will das gesamte Volk repräsentieren“, sagte die gebürtige Slowenin. „Das schließt Christen und Juden und Muslime mit ein. Das schließt Latinos und Afroamerikaner und Asiaten und die Armen und die Mittelschicht mit ein.“ Der Rechtspopulist hatte im Wahlkampf immer wieder mit Äußerungen über Muslime und Menschen lateinamerikanischer Abstammung für Wirbel gesorgt, die von seinen Kritikern als diskriminierend empfunden wurden.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Habecks Dilemma mit der Gerechtigkeit
Robert und das Schulklo
Klimastreik in Sachsen
Dem rechten Mainstream trotzen
Zukunft der Ukraine
Gewissheiten waren gestern
Migrationsgeschichte und Wahlkampf
Unterschätzt und vernachlässigt