Parteikonvent der US-Demokraten: Obama übergibt den Staffelstab
US-Präsident Obama hat ein flammendes Plädoyer für Hillary Clinton gehalten. Auch frühere Kritiker lobten die Kandidatin – und teilten gegen Trump aus.
Er habe schon zahlreiche erfolgreiche Geschäftsleute wie Trump kennengelernt, sagte er. Doch hätten die anderen Unternehmer nicht eine Spur von Gerichtsklagen und unbezahlten Arbeitern zurückgelassen sowie „Leuten, die sich betrogen fühlten“. Zudem warf Obama ihm vor, keine Wertschätzung für Arbeiter zu haben. Anschließend nahm er Hillary Clinton in den Arm, die er eindringlich für seine Nachfolge empfahl.
Die erste Kandidatin einer großen US-Partei pries der Amtsinhaber als charakterlich und fachlich geeignet für das mächtigste Amt der Welt. Zugleich attackierte Obama ihren Rivalen Donald Trump und warnte vor einer „zutiefst pessimistischen Vision“, die der Republikaner von Amerika habe. „Amerika ist schon großartig. Amerika ist schon stark“, erklärte er mit Blick auf Trumps Wahlkampfmotto „Make America great again!“. Dann sagte Obama: „Und ich verspreche euch, dass unsere Stärke, unsere Größe, nicht von Donald Trump abhängt.“
Viel Parteiprominenz
Die Amerikaner rief der Präsident zudem auf, wieder das Gefühl der Hoffnung während seiner Kampagne vor acht Jahren aufleben zu lassen. Die Nation sei zwar durch Krieg und Rezession geprüft worden, doch sehe er optimistischer in die Zukunft Amerikas als jemals zuvor, sagte er.
Clinton sei mehr als gerüstet, sein Werk weiterzuführen. Sie sei sogar qualifizierter für das höchste Staatsamt als er selbst und ihr Ehemann, Ex-Präsident Bill Clinton. „Nichts bereitet einen wirklich auf die Anforderungen des Oval Office vor.“ Doch sei Clinton in diesem Zimmer und bei den Entscheidungen dabei gewesen, die ein Präsident fälle, sagte Obama weiter. Er lege für Clinton die Hand ins Feuer, weil sie Menschen zuhöre, ruhig bleibe und jeden mit Respekt behandele. „Das ist die Hillary, die ich bewundere.“ Sie sei eine Anführerin, die nie aufgebe – ganz egal wie die Lage stehe oder wie viel Widerstand ihr entgegenschlage.
Die Demokraten boten in den vergangenen Tagen alles auf, was Rang und Namen hat. Michael Bloomberg, der Ex-Republikaner und frühere Bürgermeister von New York, heizte schon vor Obama die Stimmung im Parteitagssaal an, als er Trump als einen „gefährlichen Demagogen“ bezeichnete. „Ich bin ein New Yorker und wir New Yorker erkennen einen Betrüger, wenn wir ihn sehen.“
Mit Blick auf Hillary Clinton sagte er: „Es gibt Zeiten, da stimme ich mit ihr nicht überein, aber wir müssen alle Meinungsverschiedenheiten beiseite legen, zum Wohle unseres Landes.“
Vizepräsident Joe Biden warf Trump vor, „keinen Plan“ zu haben. „Als Amerikaner können wir das schlicht nicht zulassen. Punkt.“ Sein möglicher Nachfolger im Amt, Vizepräsidentschaftskandidat Tim Kaine, äffte Trumps auffällige Sprachgewohnheiten nach und frage: „Glaubt ihm eigentlich irgendjemand?“ Und der frühere CIA-Chef Leon Panetta stellte Trumps Fähigkeit in Militärfragen infrage: „Er darf nicht Oberkommandeur der Streitkräfte werden.“
Ein bisschen schien es so, als wollten die Demokraten Trump mit den Waffen seiner eigenen Partei schlagen. Ronald Reagan wurde bemüht, Barbara Bush und John Kasich. Präsident Barack Obama, eher als nüchterner Intellektueller mit scharfem Verstand bekannt, bemühte patriotische Bilder. „Den Amerikanische Traum hält keine Mauer zurück“, sagte er mit Blick auf Trumps Baupläne an der Grenze zu Mexiko.
Clintons Überraschungsauftritt
Obamas Rede, deren Vorbereitung Wochen dauerte und für die sechs Entwürfe gefertigt wurden, war auch eine Art Stabübergabe. Der Präsident nutzte den Auftritt auf dem Parteitag für eine kleine persönliche Bilanz. In siebeneinhalb Jahren sei Amerika stärker geworden, habe sich aus der Finanzkrise gewühlt, Millionen Arbeitsplätze geschaffen. „Aber es gibt noch eine Menge Arbeit zu tun“, sagte er. Die Justiz müsse gerechter gemacht werden, der Klimawandel ernsthaft bekämpft werden.
All das sei bei Hillary Clinton in den besten Händen. „Sie wird den Job zu Ende bringen“, sagte er. Und da war sie auch schon. Überraschend sprang Clinton im blauen Hosenanzug auf die Bühne von Philadelphia. Kurze Umarmung, tosender Beifall. Und Schluss.
Wenn das Spektakel von Philadelphia zu Ende ist, muss Clinton wieder ohne die Choreographie eines glitzernden Parteitags zurechtkommen. Klinken putzen in den Rustbelt-Staaten, im Rostgürtel des Mittleren Westens, wo der Niedergang von Metallindustrie und Autobau Zehntausenden den Job gekostet hat.
Den Arbeitslosen in ihren heruntergekommen Mobilheimen kommt Donald Trump gar nicht so lächerlich vor, wie er auf der demokratischen Parteitagsbühne gemacht wird. Sie wählen ihn. Viele nicht etwa, weil sie von seinem lautsprecherhaften Getöse überzeugt wären. Vielmehr weil sie einfach das alte, das bekannte, das aus ihrer Sicht gescheiterte Politsystem von Washington nicht mehr wollen. Etwas anderes, etwas Neues soll her. Clinton wird Überzeugungsarbeit liefern müssen.
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