Parlamentswahl in Tunesien: Islamistische Ennahda vorn
Prognosen zufolge lässt die Ennahda-Partei ihre Konkurrenten hinter sich, bleibt aber unter 20 Prozent. Das Land steht vor einer schwierigen Regierungsbildung.
Qalb Tounes und Ennahda beanspruchten den Wahlsieg am Sonntagabend jeweils für sich. Beide Parteien beriefen sich dabei auf „vorläufige Ergebnisse“, ohne nähere Angaben zu machen.
Mitte September hatte die erste Runde der Präsidentschaftswahl in dem nordafrikanischen Land stattgefunden, die mit einer herben Schlappe für die etablierten Parteien endete. Bislang hatte die muslimische Ennahdha gemeinsam mit der Mitte-Partei Nidaa Tounes die Mehrheit im Parlament.
Im Gegensatz zur Wahl des Staatsoberhaupts stieß die Parlamentswahl in der Bevölkerung auf geringes Interesse. Dabei ist das Parlament für jene Fragen zuständig, die die Menschen am meisten interessieren: die stagnierende Wirtschaft, die hohe Arbeitslosigkeit, die schlecht funktionierende Verwaltung und die anhaltende Inflation. Es ist die zweite Parlamentswahl in Tunesien, seitdem sich das Land 2014 während des Arabischen Frühlings eine neue Verfassung gab.
Viele Tunesier sind enttäuscht angesichts der Krise. Er habe „keine Hoffnung auf positive Veränderung“, sagte der 60-jährige Mohamed Daadaa am Sonntag bei der Stimmabgabe in Tunis. „Ich traue niemandem und keiner politischen Partei. Das Leben wird immer schlechter in diesem Land.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“