Parlamentswahl in Spanien: Gute Aussichten für Animalistas
Bei der Parlamentswahl am Sonntag hat Spaniens Tierschutzpartei Chancen auf drei Sitze. Hauptanliegen ist das Verbot des Stierkampfs.
Pacma, die 2003 gegründet wurde, sieht in der Abschaffung der spanischen Tradition des Stierkampfs nach wie vor ihr Hauptanliegen. „Unsere Stimme wird dazu da sein, dass die künftige Regierung den Stierkampf verbietet“, erklärt Laura Duarte, Pacma-Spitzenkandidatin im Wahlkreis Madrid.
Es sieht alles danach aus, dass diese Regierung von den Sozialisten unter dem bisherigen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez gestellt wird. Doch eine Mehrheit wird Sánchez nicht haben. Damit braucht er Partner im Parlament, die ihn offen unterstützen oder zumindest tolerieren. Pacma ist dazu bereit. Die Stiere wären der Preis.
Doch Pacma will mehr sein als eine reine Tierschutzpartei. In einem Wahlkampfvideo, das in den sozialen Netzwerken viel Aufmerksamkeit erregte, verteidigt die Partei die Frauen- und LGBT-Rechte sowie das öffentliche Bildungs- und Gesundheitssystem gegen die Angriffe durch den anderen Shootingstar der Wahlen, Vox. Vox ist eine rechtsradikale Partei, die gegen Frauen hetzt und für Stierekämpfe ist. Sie darf sich Hoffnung auf rund 30 Abgeordnetensitze machen.
Neue Heimat für enttäuschte Podemos-Wähler
Die Zielgruppe ist klar: Pacma will die Stimmen derer, die von der linksalternativen Unidas Podemos unter Pablo Iglesias enttäuscht sind. Der Politikprofessor, der vor vier Jahren Hoffnung auf einen politischen Wandel auslöste, hat mittlerweile den Ruf des Erneuerers verloren. Dazu trugen unter anderem der Zusammenschluss von Podemos mit den Postkommunisten zu Unidas Podemos sowie eine innerparteiliche Säuberungswelle gegen all diejenigen, die dies kritisierten, bei.
Wer von Unidas Podemos enttäuscht ist und nicht die Sozialisten von Sánchez wählen will, dem wird bei Pacma eine neue Heimat angeboten. In den großen Städten Spaniens macht die Tierschutzpartei Straßenwahlkampf, wo einst Podemos überdurchschnittlich gut abschnitt. Iglesias weiß dies und lässt sich mittlerweile besonders gern mit seinem Hund ablichten.
Fehler in letzter Minute könnten den Einzug ins Parlament allerdings gefährden. So sorgte die Pacma-Vorsitzende Silvia Barquero mit einem Interview für Unverständnis. Danach befragt, ob es nicht richtig sei, neue Medikamente zuerst an Tieren zu testen und danach an Menschen, antwortete sie „Das ist das ewige Dilemma: deine Mutter oder dein Hund.“ Eine Formulierung, die nur wenige in Spanien nachvollziehen können und wollen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Emotionen und politische Realität
Raus aus dem postfaktischen Regieren!