Parlamentswahl in Pakistan: Ein Land trotzt dem Terror und wählt

Zwar läuft noch die Auszählung der Parlamentswahl in Pakistan – Nawaz Sharif hat sich aber bereits zum Sieger erklärt. Bei Anschlägen am Wahltag kamen über 20 Menschen ums Leben.

Sie zählen und zählen: Wahlhelferinnen in Islamabad. Bild: dpa

ISLAMABAD/LAHORE dpa/afp | Der ehemalige Regierungschef Nawaz Sharif hat sich zum Sieger der Parlamentswahl in Pakistan erklärt. Seine Mitte-rechts-Partei Pakistanische Muslimliga (PML-N) habe den Urnengang vom Samstag gewonnen, sagte Sharif vor jubelnden Anhängern in Lahore. Zugleich lud er alle anderen Parteien ein, bei der Lösung der Probleme des Landes zu helfen.

Der ehemalige Cricket-Star Imran Khan der für Reformen und ein Ende der Korruption eintritt, bekam ein Direktmandat in Peshawar. Seine Pakistanische Gerechtigkeitsbewegung Tehreek-e-Insaf (PTI) könnte es landesweit auf den zweiten Platz schaffen.

Nach der historischen Parlamentswahl in der südasiatischen Atommacht Pakistan hatte am Samstagabend die Auszählung der Stimmen begonnen. Erste Resultate aus einzelnen Wahlkreisen werden in der Nacht erwartet. Mit aussagekräftigen vorläufigen Ergebnissen wird am Sonntag gerechnet. Im Laufe des Tages könnte ein Sieger feststehen. Der bisherigen Regierung unter der Volkspartei PPP von Präsident Asif Ali Zardari, dessen Amt nicht zur Wahl stand, droht eine verheerende Niederlage.

Schon eine repräsentative Umfrage kurz vor der Wahl ergab die besten Wahlaussichten für die Muslim-Liga von Nawaz Sharif (PML-N), der schon zweimal Premierminister war. Danach folgt die Tehreek-e-Insaf (PTI) von Kricket-Legende Imran Khan. Außerdem traten mehrere islamistische und regionale Parteien an.

60 Prozent Wahlbeteiligun erwartet

Millionen Pakistaner gaben am Samstag trotz Anschlägen und Terrordrohungen der Taliban ihre Stimme ab. Mit Gottes Hilfe und der Unterstützung der Bevölkerung sei es gelungen, „eine freie und faire Wahl abzuhalten“, sagte der Sekretär der Wahlkommission, Ishtiak Ahmad Khan. Die Kommission hatte vor Schließung der Wahllokale mitgeteilt, sie rechne wegen des großen Andrangs mit einer Wahlbeteiligung von mehr als 60 Prozent. 2008 hatte die Wahlbeteiligung bei 43,7 Prozent gelegen.

Es ist das erste Mal seit der Unabhängigkeit 1947, dass eine zivile Regierung die Macht an demokratisch gewählte Nachfolger übergibt. Etwa die Hälfte der Zeit war Pakistan von Militärs beherrscht. Mehr als 86 Millionen Menschen waren aufgerufen, über die Vergabe von 268 Parlamentssitzen zu entscheiden.

In vier weiteren Wahlkreisen hatte die Wahlkommission die Abstimmung unter anderem wegen gewaltsamer Zwischenfälle verschoben. In mehr als 30 Wahllokalen im Wahlkreis Karachi ordnete die Wahlkommission neue Abstimmungen wegen Unregelmäßigkeiten an.

Mehr als eine halbe Million Sicherheitskräfte

Mehr als 620.000 Polizisten, Paramilitärs und Soldaten waren am Samstag zum Schutz der Abstimmung eingesetzt. Am Wahltag wurden dennoch mehr als 20 Menschen bei Anschlägen und Angriffen getötet, Dutzende weitere wurden verletzt.

Bei drei Anschlägen in Karachi wurden nach Krankenhaus- und Polizeiangaben mindestens 15 Menschen getötet und 54 verletzt, darunter viele Kinder. Bei zwei Angriffen in der südwestpakistanischen Provinz Baluchistan wurden sechs Menschen erschossen und 14 verwundet, wie die Behörden mitteilten. Bei einem Anschlag in der nordwestpakistanischen Stadt Peshawar wurden nach Angaben des Lady-Redding-Krankenhauses acht Menschen verletzt.

Die pakistanischen Taliban (TTP) hatten bereits den Wahlkampf in ein Blutbad verwandelt. Die TTP hält die Wahl für „unislamisch“. Bei Anschlägen im Zusammenhang mit der Wahl wurden seit April mehr als 120 Menschen getötet.

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