Palästina gefeiert beim Asien-Cup: Gute Show in Zeiten des Krieges
Außenseiter Palästina verliert im Achtelfinale des Asien-Cups nur knapp gegen Gastgeber Katar und wird auch von den einheimischen Zuschauern gefeiert.
Eine derart spezielle Atmosphäre hat es vermutlich bei einem Fußballspiel des Asien-Cups noch nicht gegeben. Das Achtelfinalspiel im Al-Bayt-Stadium am Montagabend vermittelte den Eindruck, als ob hier zwei Heimmannschaften sich begegneten. Obwohl Gastgeber Katar gegen Palästina antrat, unterstützten die 64.000 Besucher vor Spielbeginn mit lautstarken Sprechchören die Gäste.
Palästinensische Fahnen waren in und vor dem gut besetzten Stadium allgegenwärtig. In einer Schweigeminute vor dem Anpfiff gedachten beide Teams der Opfer des Krieges zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen, die Ruhe wurde durch einzelne „Free Palestine“-Rufe durchbrochen.
Die Solidarität der Zuschauer gab den erstmals in einem Achtelfinale des Asien-Cups stehenden Palästinensern das zuvor fehlende Selbstbewusstsein. Bei ihrem 3:0-Sieg gegen Hongkong am Dienstag in der Gruppe C hatten sie schon ihre spielerischen Qualitäten zeigen können. Titelverteidiger Katar hatte seine Spiele in der Gruppenphase souverän dominiert, geriet am Montag jedoch ab der ersten Minute massiv unter Druck.
Torchancen hatten nur die Palästinenser und hielten die Kataris von ihrem eigenen Strafraum fern. Trainer Makram Daboub schien seine Spieler nahezu perfekt auf das internationale Legionärsensemble aus Katar eingestellt zu haben, obwohl das Team bereits seit Monaten nicht mehr auf ihrem Trainingsgelände im Westjordanland gemeinsam trainieren konnte.
Nur wenige in den Cafés
Eines der vielen Dribblings zahlte sich in der 37. Minute aus. Oday Dabbagh traf nach einem sehenswerten Solo. Die palästinensische Mannschaft feierte die Führung mit ihrer eingeübten Choreografie. Mit vor der Brust verschränkten Armen knieten die Spieler vor dem Publikum nieder und zeigten mit den Fingern beider Hände das Victory-Zeichen.
In den Palästinensischen Autonomiegebieten im Westjordanland war diese Partie eine willkommene Ablenkung. „Die Mannschaft ist für sieben Millionen Palästinenser in Gaza und in dem Westjordanland der derzeit einzige Grund, stolz zu sein“, sagt Mohamed Azaiza in einem Cafe in Ramallah. „Egal wie das Spiel heute ausgeht: Dass sie sich nicht aufgegeben haben, zählt“, sagt der Ingenieur während der Live-Übertragung zur taz. Wegen der derzeitigen Kältewelle hatten sich in Jerusalem und dem Westjordanland allerdings nur wenige Palästinenser zum gemeinsamen Schauen des Spiels in Cafés getroffen.
Die vielen seit dem 7. Oktober neu errichteten Kontrollpunkte und eine Verhaftungswelle der israelischen Armee im Westjordanland sorgen zudem für Angst. Nur im Al-Bayt-Stadion konnten mehrere tausend in Katar lebende Palästinenser völlig unbeschwert feiern. Auch die Führung der Hamas lebt in Katar. Die Regierung des Gastgebers Katars ist Teil eines Verhandlungsteams, das derzeit in Paris über ein Ende des Gaza-Krieges und die Freilassung der verbliebenen israelischen Hamas-Geiseln verhandelt.
Enttäuschung kaum zu sehen
Die palästinensische Fußballauswahl konnte am Montag nicht verhindern, dass der katarische Kapitän Hassan al-Haydos in der sechsten Minute der Nachspielzeit der ersten Halbzeit den Ausgleichstreffer erzielte. Sechs Minuten nach Wiederanpfiff wurde der Katarer Almoez Ali am Strafraum gefoult, Mannschaftskollege Afif traf per Freistoß zum 2:1 für die Favoriten. In der verbleibenden Spielzeit versuchte Palästina vergeblich Chancen zu kreieren, doch nun sah man dem Team die körperliche Ermüdung durch die Trainingsreisen in verschiedenen Ländern, die mentale Belastung durch den Krieg in der Heimat und den auf ihnen lastenden emotionalen Druck aus der Heimat an.
„Sie haben eine schwierige Zeit hinter sich und waren dennoch bereit, allen Palästinensern eine gute Show zu bieten“, erklärte Trainer Daboub nach dem Schlusspfiff. Es blieb beim 2:1. Doch von Enttäuschung war bei den Palästinensern nach ihrem respektablen Auftritt kaum etwas zu sehen.
„Ich hätte mir nicht mehr von ihnen wünschen können“, sagte Trainer Daboub auf der Pressekonferenz. „Sie haben den palästinensischen Fußball und die Heimat stolz der Welt präsentiert. Sie sind meine Champions.“
Einige palästinensische Spieler haben vor und während des Turniers Familienmitglieder in Gaza verloren, Stürmer Mahmoud Wadi erfuhr direkt vor Anpfiff des Eröffnungsspiels von dem Tod seines Cousins.
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