PC-Spiel "Spore" im taz-Test: Das Franchise melken
"Spore" ist der neue PC-Spiel-Superhit: Eine Evolutionssimulation, bei der Kreaturen erschaffen und vom Einzeller bis ins Weltall geführt werden können. Der taz.de-Test zeigt, ob sich das auch lohnt.
Seit vergangener Woche ist es endlich soweit: "Spore", das neue Spiel des amerikanischen Simulationsspielegurus Will Wright steht in den Läden. Der bereits 2006 angekündigte und seither heiß ersehnte Titel erlaubt es, ein wenig Gott zu spielen: Man führt eine selbst geschaffene Kreatur durch insgesamt fünf verschiedene Stufen ihrer Evolution, vom Einzeller bis zur den ganzen Weltraum erobernden Superrasse. An Ambitioniertheit ist Spore damit kaum zu überbieten.
Die Wahrheit auf dem Rechner sieht dann doch etwas nüchterner aus. Das Spiel stellt sich eher als Sammlung fünf verschiedener Games mit unterschiedlichen Aufgaben dar, zusammengehalten jeweils durch ein gemeinsames Thema. Anfangs, in der so genannten Zellenphase, schwimmt man als Einzeller durch eine 2D-Welt. Hat man dieses auch als Minispiel interpretierbares Stadium hinter sich, in dem man sich größer und größer futtert, geht es in die Kreaturenphase: Hier darf man sich mit Kämpfen, aber auch mit kreativen Darbietungen wie Tänzchen und Gesang anderen Geschöpfen annähern oder sie beherrschen. Ist das in ein paar Stunden abgeschlossen, geht es in die Stammesphase: Hier kontrolliert man einen eigenen kleinen Stamm, der steinzeitmäßig auf einem Planeten haust. Praktisch gesehen handelt es sich hierbei um ein nicht sehr schweres Strategiespiel. Hat man dieses hinter sich, geht es in die so genannte Zivilisationsphase. Hier wird es schon schwieriger: Man kontrolliert eine Rasse, die mit modernen Technologien ausgestattet ist und ihre Gegner mit Flugzeugen und Schiffen attackiert. Ziel ist die Eroberung des Planeten. Hat man das geschafft, kommt der Höhepunkt des Games: Die Weltraumphase, bei der man sich ins All begeben darf. Letztere ist auch die komplexeste Stufe des Spiels und kann sehr lange dauern.
Das ganze macht schon Spaß. Allerdings muss sich EA den Vorwurf gefallen lassen, dass Spore in seiner jetzigen Version vor allem eine Art Gerüst darstellt: Das 50 Euro teure Game bietet derzeit zwar ein robustes Dutzend Stunden Spielspaß, doch fühlt sich das alles ein bisschen leer und langweilig an. Die echte Revolution, die Spieleguru Wright bei seinen Auftritten mit der Demonstrationsversion versprochen hatte, findet nicht statt, dafür sind die fünf Spieleteile einfach zu unterschiedlich. Doch genau das kann ja noch kommen: Der Hersteller hat bereits diverse Zusatzpacks in Planung und wird das Spore-"Franchise" melken, wie es nur geht. Für den Spieler heißt das, dass er in den nächsten Jahren noch etliche Euro für die Evolutionssimulation hinblättern werden muss, wenn er auf dem aktuellen Stand bleiben will - "The Sims", Wrights letzter Hit, machte das vor.
Positiv fällt wiederum die Internet-Anbindung auf. Spore macht es möglich, seine Kreaturen und später auch Raumschiffe anderen Netznutzern zur Verfügung zu stellen. Der Katalog ist dank dem enorm einfach und gut funktionierenden "Kreatureneditor" bereits prall gefüllt - man muss also gar nicht besonders kreativ sein, wenn man bei Spore mit einem coolen Lebewesen antreten will.
Technisch macht Spore einen ordentlichen Eindruck: Die Ladezeiten halten sich in Grenzen, die Grafik ist hübsch, wenn auch nicht ganz auf dem Niveau allerneuester 3D-Ballerspiele, was aber auch nicht sein muss. Als störend erweist sich allerdings der vom Hersteller EA verwendete Kopierschutz namens "SecuROM": Der bedingt, dass man Spore bei der Firma via Internet registriert. Als Gegenleistung kann man das Spiel dann zwar ohne ins Laufwerk eingelegten Originaldatenträger nutzen, doch funktioniert der Vorgang nur ganze drei Mal. Besitzt man mehr als drei Rechner oder installiert das Betriebssystem irgendwann komplett neu, kann es passieren, dass diese Zwangsregistrierungen ausgeschöpft sind. Dann hilft nur noch ein Anruf bei der überlasteten Hotline des Herstellers. Der Ärger um den Kopierschutz führte dazu, dass zahlreiche Nutzer beim Online-Riesen Amazon eine schlechte Kritik für Spore hinterließen. Derzeitiger Stand: Nur zwei von fünf Punkten - sowas nennt man wohl Demokratie.
Nervig ist auch, dass das Spiel nicht auf allen Apple-Rechnern läuft. Zwar wird Spore in einer praktischen Doppelversion verkauft, die Mac- und Windows-Version auf einer Scheibe enthält. Doch unterstützt wird nur jeweils die aktuelle Apple-Generation mit Intel-Chip samt neuestem Betriebssystem Leopard. Außerdem muss der Obstfreund darauf achten, dass er die richtige Grafikkarte besitzt: Gehört man zu den Nutzern von Apples populärer MacBook-Laptop-Reihe, schaut man in die Röhre, falls das Gerät älter als ein Jahr ist, wie einige Spore-Käufer in Spieleforen schmerzlich berichteten. Besonders dreist: Der in älteren MacBooks enthaltene Grafikprozessor wird auf PCs unterstützt. Apples kleinster und billigster Mac, der Mac mini, beherrscht das Abspielen von Spore gar nicht: Bei der Installation erscheint eine Fehlermeldung wegen der "falschen" Grafikkarte.
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