Oxfam-Bericht zum UN-Klimagipfel: Ein Cent ist nicht genug

Die Industrieländer mogeln bei ihren Angaben, wie viel Geld sie für Klimaschutz in Entwicklungsländern zur Verfügung stellen.

Eine Orange liegt während einer Dürre auf vertrockneter Erde

Im Oxfam-Bericht werden vor allem Dürren und schlechte Ernten in Ost- und Südafrika erwähnt Foto: ap/Fernando Bustamante

BERLIN taz | Nicht mal einen Cent pro Kopf und Tag: So viel steht rein rechnerisch jeder Person in den 48 ärmsten Ländern der Welt pro Tag für Klimaschutz zur Verfügung. Das gab Oxfam in einem neuen Bericht bekannt. „Zugegeben, der Betrag ist nur symbolisch“, sagt Jan Kowalzig, Klimareferent bei Oxfam.

2009 versprachen die Industrieländer ab 2020 jährlich Investitionen in Klimaschutz in Höhe von 100 Milliarden US-Dollar in den ärmsten Ländern der Welt. Sie sollen dabei unterstützt werden, ihre Emissionen zu senken und sich an die Erderwärmung anzupassen. Die Projekte, die dazugerechnet werden, überprüften nun Oxfam und drei weitere Organisationen.

„Wir haben einen Kassensturz gemacht: Wo ist Klimaschutz drin, wo er auch draufsteht?“, sagt Kowalzig. Das Ergebnis des Berichts: Es sind 56 Milliarden US-Dollar im Jahr für die 48 ärmsten Länder, also ein Cent pro Tag und Kopf. Oxfam findet: Das reicht nicht.

Der Bericht wurde anlässlich des UN-Klimagipfels in New York veröffentlicht, der am Montag nach Redaktionsschluss startete. „Für uns ist wichtig, dass die Geberländer auf dem Gipfel ihre Leistungen anheben“, sagt Kowalzig der taz. Die Mittel für den Green Climate Fund müssten verdoppelt werden, der Teil des 100-Milliarden-Programms ist. „Langfristig wird das nicht reichen. Aber für 2020 hilft es“, sagt Kowalzig.

Weniger Klimaschutz als behauptet

Oxfam kritisiert, dass die Industrieländer oft irreführende Angaben machten: „Es gibt Projekte der Geberländer wie Deutschland, die nur teilweise mit Klimaschutz zu tun haben“, sagt Kowalzig. „Trotzdem werden diese zu 50 Prozent angerechnet. Manchmal wird das Klima in der Projektbeschreibung gar nicht erwähnt.“

Ein Extrembeispiel sei ein GIZ-Projekt, das Rechnungskontrollbehörden in Südostasien stärkt. Oder das KfW-Projekt „Nachhaltige Rückkehr und Reintegration afghanischer Flüchtlinge“, das Geflüchtete unterstützt, die nach Afghanistan zurückkehren. Beide Projekte seien laut Kowalzig von der Bundesregierung zu 50 Prozent als „Anpassung an den Klimawandel“ markiert worden, obwohl sie mit dem Klima nichts zu tun hätten.

„Die Leistungen für den Klimaschutz sind deutlich geringer als kommuniziert“, sagt Kowalzig. Oxfam fordert außerdem, das Pariser Klimaschutzabkommen einzuhalten: Um die globale Erwärmung unter 1,5 Grad zu halten, müsse man die CO2-Emissionen im Vergleich zu 2010 bis 2030 weltweit um 45 Prozent senken.

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