Osteuropa-Workshop Frühjahr 2024: Auszeit und Austausch
Die taz Panter Stiftung bleibt dran und bringt erneut Journalist:innen aus acht Nachfolgestaaten der Sowjetunion in Berlin zusammen. Das macht Mut.
Viele Journalist:innen haben ihren Stift oder Laptop gegen eine Waffe getauscht. Doch dank der Medienschaffenden bleibt der Krieg in der Ukraine im Bewusstsein der Weltöffentlichkeit präsent. Die Ukrainer:innen blicken nach Brüssel, Berlin und Washington. Sie fragen sich: Wann werden weitere Waffen geliefert? Denn mit jeder Verzögerung tickt die Uhr für sie ein bisschen schneller.
Ist Wladimir Putins bester Verbündeter die Zeit? Eines ist klar: Mit dem Fortgang des Krieges nehmen die Repressionen gegen kritische Stimmen in Russland zu. Das Regimes zieht die Schlinge um den Hals unabhängiger Journalist:innen und Andersdenkender immer weiter zu.
Der Krieg in der Ukraine hinterlässt eine Schneise im gesamten postsowjetischen Raum. Für die Oppositionellen, die in russischen Straflagern einsitzen oder in Gefängniskellern in Belarus und Aserbaidschan vergessen werden, läuft die Uhr ab. In Georgien gehen erneut Tausende auf die Straße, um einer Hinwendung ihres Landes nach Russland entgegenzutreten. Auch in der Republik Moldau ziehen – trotz einer proeuropäischen Regierung – zwielichtige Oligarchen, Militärs und Politiker im Auftrag Russlands die Fäden.
Im April 2024 hat die taz Panter Stiftung erneut zahlreiche Journalist:innen aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion zu einem Workshop nach Berlin eingeladen. Dabei entstandene Texte sind auf Sonderseiten der taz und auf taz.de am 26. April 2024 erschienen. Tigran Petrosyan, Leiter der Osteuropa-Projekte der taz Panter Stiftung, erklärt in einem Editorial die Idee hinter dem Workshop. Nika Musavi, Sona Martirosyan und Tatevik Khachatryan schreiben über den vergessenen Konflikt im Südkaukasus.Anastasia Simonova schreibt über die Hoffnung vieler Ukrainer:innen auf den EU-Beitritt. Irina Tabaranu schreibt über Moldaus schwierige Beziehungen zur EU. Tornike Mandaria schreibt über Georgiens langes Streben nach Europa.Alle Texte auch aus vorhergehenden Workshops finden Sie hier.
Unabhängige Medienschaffende sind gefragt
In Zeiten wie diesen sind kritische, unabhängige Medienschaffende mehr denn je gefragt. Die taz Panter Stiftung hat im vergangen Jahr das Projekt „Krieg und Frieden: Austausch über Grenzen hinweg“ mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes aufgelegt. Zum vierten Mal kommen im April fünfzehn Journalist:innen aus der Ukraine, Armenien, Georgien, der Republik Moldau, Kirgistan, Russland, Belarus und Aserbaidschan zusammen – dieses Mal in Berlin. Viele von ihnen versuchen, aus dem Exil der Propaganda aus Moskau, Minsk und Baku etwas entgegenzusetzen.
Dafür braucht es Austausch. Die taz Panter Stiftung schafft hierzu Raum und Zeit – dank zahlreicher Spender:innen, denen unabhängige Medien in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion am Herzen liegen. Sie machen es möglich, dass die Journalist:innen ihr Handwerk verbessern und ihren kritischen Blick während eines einwöchigen Workshops in Berlin schärfen können. Und sie sorgen mit dafür, dass vielfältige Stimmen aus Osteuropa weiter ihren Platz in der taz finden.
Im Rahmen des Workshops beschäftigen wir uns auch mit mentaler Gesundheit. Was sollten Journalist:innen über die Auswirkungen von psychischen Belastungen wissen? Welche Möglichkeiten einer Prävention von Burn-out gibt es, wie geht man mit belastenden Bildern im Kopf sowie Antriebslosigkeit und Erschöpfung um? Für eine Mitwirkung an dem Workshop konnte das Dart Centre Europe (DCE) – Regionalbüro des Dart Center for Journalism and Trauma, ein Projekt der Columbia University School of Journalism, gewonnen werden.
Die Kolleg:innen werden am 27. April beim diesjährigen taz lab auf unterschiedlichen Panels aus ihren Heimatländern berichten oder auch im persönlichen Gespräch bei einem tazpresso. Im Armenischen sagt man: Zeit ist Gold. Sie ist knapp und teuer. Schenken Sie uns weiter Zeit für einen Gedankenaustausch, er ist dringend nötig.
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