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Ostern in Kroatien während der PandemieWarten auf Corona und den Regen

Kroatien weist eine vergleichsweise niedrige Infiziertenzahl auf. Dafür liegt der Tourismus darnieder. Ein Ortsbesuch an einer stillen Küste.

Ein schöner Anblick: die Adria vor Slatine – nur kann ihn dieser Tage kaum einer wahrnehmen Foto: Richard James/Unsplash

Slatine taz | Der Blick von der Südspitze der Insel Ciovo auf den Hafen von Split und das hinter der Stadt aufsteigende dramatische Küstengebirge war für viele Touristen vor Jahresfrist ein Anziehungspunkt. Auch wenn sie von Slatine aus ein paar Kilometer zu Fuß zurücklegen mußen. Das in gleissender Sonne blau stahlende Meer, die Segler und Ozeanriesen, dazwischen die Fischerboote, boten ein buntes Bild. Nach Westen hin bestaunten sie die Inswelwelt der Adria, Brac, Hvar und Vis.

Dieser Blick lässt sich auch am Ostersonntag genießen. Doch das Meer Richtung Split liegt an diesem Tag verwaist da. Kein Segel ist zu sehen, keine Fähre bewegt sich auf die Inseln zu, die Fischerboote sind im Hafen geblieben.

Split liegt zum Greifen nahe, ist jedoch dieser Tage sehr fern. Am Hafen von Slatine sucht man vergeblich die Passagierschiffe der Bura-Line, die Verbindung von Slatine direkt ans Ufer vor den Diokletians-Palast in Split. Niemand ist im Hafen zu sehen. Auch nicht an den weitläufigen Kiesstränden, wo Cafés und Bars geschlossen sind. Denn die kroatischen Behörden haben ein rigoroses Reiseverbot ausgesprochen.

Wer von Split aus auf diese nächstgelegene Insel will, braucht nun einen Erlaubnisschein. An den Ausfallstraßen steht die Polizei und kontrolliert. Auch in den anderen Städten und Gemeinden Kroatiens ist das der Fall. Das Virus soll so eingegrenzt werden. Bislang mit Erfolg: In Split gibt es mit 302 Fällen zwar die meisten Infizierten nach Zagreb, doch sind das vor allem Bewohner und das Personal eines einzigen, jetzt unter Quarantäne stehenden Altersheims. Im Ganzen hat Kroatien mit bisher 21 Toten bei 1534 Infizierten eine vergleichsweise niedrige Zahl an Opfern zu beklagen.

Der Priester hat Disziplin gepredigt

Vrsela, das alte Dorf von Slatine, ist bisher vom Virus verschont geblieben und an diesem Ostersonntag zudem wie ausgestorben. Morgens um neun Uhr verkrümelten sich gerade fünf Leute in der Kirche, die oben auf dem Hügel im Zentrum von Vrsela liegt. Im Gegensatz zum unteren Dorf sind hier noch ein paar Seelen ansprechbar. „Wir schauen uns im Fernsehen die Messe aus Rom an,“ sagt Mara, die mit ihrer Tochter im Garten ihres Hauses sitzt und den Fernseher drinnen laut gestellt hat.

Die rund 1000 ständigen Einwohner – im Sommer sind es alljährlich weit über 5000 – sind erzkatholisch. Der Priester hat das Dorf eigentlich fest im Griff. Wer nicht zur Messe kommt muss sich rechtfertigen, dank der Beichte weiß er über alle Schäfchen genauestens Bescheid. Für die Männer, die während des Gottesdienstes draußen auf dem Friedhof bleiben, hat er Lautsprecher angeschafft, so dass sie die Messe gut hören können.

Das zahlt sich jetzt aus. Die Kirchen sollen ja geschlossen bleiben. Der Priester hat Disziplin gepredigt, die Prozession ist ausgefallen. Die Leute bleiben in ihren Häusern. Nur der alte Tomo nicht. Der sitzt auf einer Bank in einer Nebenstraße und passt auf sein Hündchen auf, das munter zwischen den alten Mauern tollt. Er fühlt sich in diesem Dorfteil sicher. „Wir haben frische Luft, hierher kommt doch keiner.“ Wie viele alten Leute beurteilt er das Gesundheitssystem skeptisch. Da könnte man doch kränker zurückkommen als man reingegangen ist. Lieber sich an die Regeln halten.

Ihn macht noch mehr Sorgen, dass es seit Mitte Februar nicht mehr geregnet hat. März und April sind eigentlich Regenmonate. Der Boden ist schon knochentrocken, noch gestern haben die Leute fleissig die Gärten gewässert. Die Kartoffeln und Tomaten und anderes Gemüse sind gesetzt, die Olivenbäume beschnitten. Aber ohne Regen sieht es für die Ernte düster aus, es steigt zudem die Waldbrandgefahr.

Denn noch gibt es hier Wald und Macchia. Auch der 40-jährige Tommy, der in Deutschland aufgewachsen ist, kommt gerade mit seinem Labrador vom Brdo, dem Inselberg. „Ein Funken genügt da schon,“ befürchtet er. Die Feuerwehr sei schon in Alarmbereitschaft. Schlimmer aber sei es auch für die Leute, die jetzt in Ferienwohnungen investiert haben. Seine Familie hat nach der Rückkehr nach Kroatien eine Baufirma aufgebaut und in den letzten Jahren viel zu tun gehabt. „Die Leute haben investiert und sich verschuldet, In diesem Sommer kannst du den Tourismus aber vergessen.“

Alle warten auf den Regen. Auch Heike, eine Renterin aus Scheswig-Holstein, die mit ihrem kroatischen Mann im Dorf lebt. „Da kann man nichts machen außer warten. Aber in Bezug auf das Virus machen es die Kroaten doch ganz richtig. Wir hier im Dorf sind noch sicher,“ hofft sie.

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