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Osterbrand bei WiesenhofKeine Feuerpause für Hähnchen

Wer denkt, die Verwüstung der Wiesenhof-Fabrik in Lohne hätte Einfluss auf die Produktion, irrt. Das Schlachten geht woanders weiter.

Wiedergewonnene Freifläche für einen Neubau: Das Feuer hat ordentlich gewütet Foto: dpa

BREMEN taz | Ein Großbrand hat in einer Schlachtfabrik der Firma Wiesenhof (PHW-Gruppe) in der niedersächsischen Kleinstadt Lohne für einen Millionenschaden gesorgt. Zwei Menschen wurden leicht verletzt, Tiere waren bei Brandbeginn nicht in der Fabrik.

Die Anlage, deren Ausbau auf eine Schlachtleistung von täglich 330.000 Hähnchen das Land Niedersachsen vor sechs Jahren mit drei Millionen Euro subventioniert hatte, stand kurz vor der nächsten Erweiterung: Trotz fast 500 Einwendungen und gegen teils erbitterten Widerstand hatte das zuständige Gewerbeaufsichtsamt Oldenburg eine Erhöhung der Schlachtkapazitäten auf 432.000 tote Tiere pro Tag Mitte März bewilligt.

Bereits am Karsamstag war es in dem Schlachtwerk zu einem ersten Feuerwehreinsatz gekommen: Giftiges Ammoniak, also NH3, war ausgetreten. Das ist zwar nur mäßig entzündlich, allerdings findet sich in Ammoniak-Kühlanlagen mitunter auch Wasserstoff als Fremdgas. Die Frühschicht war nach Hause geschickt, das Stickstofftrihydrid beseitigt und das Leck gestopft worden.

Am frühen Nachmittag des Ostermontag dann entdeckte der Wachschutz, dass es im Kartonlager und der Filettieranlage brannte. Wenige Stunden später hatten die Flammen große Teile der Schlachtfabrik erfasst. Eine kilometerweit sichtbare Rauchwand bildete sich und zog über den 25.000-Einwohner-Ort. Erst am späten Dienstagvormittag hatte die Feuerwehr, die mit fast 450 Einsatzkräften gegen das Inferno ankämpfte, das Feuer unter Kontrolle gebracht.

Pro Tag dürfen 432.000 Tiere geschlachtet werden

Während Polizei und Feuerwehr noch während der Löscharbeiten schätzten, es sei ein Schaden im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich entstanden, hielt sich das Geflügelunternehmen gestern mit konkreten Angaben zurück. Nur dass man die Anlage in den kommenden Wochen nicht nutzen könne, war seitens des Geflügelfleischmarktführers zu erfahren. Zugleich kündigte das Unternehmen an, die fehlenden Kapazitäten, rund 10 Prozent des Wiesenhof-Broilervolumens, durch die Nutzung anderer Standorte auszugleichen.

Wie das Feuer ausbrach, war am Dienstag noch unklar. Auch als im Februar 2015 im niederbayerischen Bogen eine Wiesenhof-Schlachtfabrik verbrannte, scheiterte die Rekonstruktion: „Wir konnten die Ursache nicht ermitteln“, sagte der zuständige Staatsanwalt Klaus Dieter Fiedler der taz. Für Fremdverschulden durch Brandstiftung oder Fahrlässigkeit habe es „keine Anhaltspunkte“ gegeben, ebenso wenig wie für die Verdächtigung, das Unternehmen betreibe Versicherungsbetrug. „Auch dieses Verfahren wurde eingestellt“, so Fiedler.

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