Orga-Krams: Zu wenig Zeit für viel zuviel Stoff
■ Viele ifu-Teilnehmerinnen fühlten sich vom Programmumfang gestresst
Kritk an der ifu gab es genug: Sie sei nur etwas für reiche Akademikerinnen, sie sei viel zu kurz, sie sei ähnlich hierarchisch organisiert wie eine konventionelle Universität. Auch in Bremen gab es Kritik. Aus rund 50 Ländern kamen die Sommerstudentinnen, und vielen fiel es nicht leicht, sich in zwei großen Städten – erst Hannover, dann Bremen – so schnell hintereinander neu zu orientieren. Das dämpfte den Forscherinnen-Elan erheblich. „Das würde bestimmt bei einem nächsten Mal nicht mehr so geplant“, erklärt Sigrid Schade, Professorin und Projektbereichsleiterin in Bremen.
„Ich komme mir vor wie ein Computer, der nur Input bekommt“, sagte eine Teilnehmerin in einer wie die gesamte ifu in Englisch gehaltenen Plenumsdiskussion und traf damit einen Nerv: Zuviel Information, zu wenig Gelegenheit, das Gehörte aufzubereiten – diese Kritik äußerten Mehrere. „Die Tutorien sind vielleicht zu kurz“, gaben die Organisatorinnen vom Zentrum für Feministische Studien (ZFS) zu. Denn hier wurden nicht nur die Vorlesungen aufbereitet, sondern auch die eigenen Projekte der Teilnehmerinnen vorgestellt .
Neben dem Vorwurf der Überfrachtung kam die Frage auf, ob die ifu nicht zu verkopft sei. Einigen kam die Arbeit mit dem Körper zu kurz. Eine Afrikanerin hätte sich mehr Orientierung zum Komplex „Körper“ gewünscht. Abgehoben, ohne Bodenhaftung seien ihr viele Vorlesungen vorgekommen.
Aufregung gab es um einen Film von Birgit Hein, Professorin für Film und Video an der Kunstakademie Braunschweig. Er beschreibt die Suche einer weißen älteren Frau nach Liebe und Sexualität in Jamaika – für einige Frauen wegen äußerst freizügiger Szenen offenbar ein Affront. „Es war von uns nicht vorauszusehen, dass einige von dem Film so verletzt sein würden“, bedauert ZFS-Frau Kathrin Heinz, „Wir hatten erwartet, dass diskutiert würde, was ein künstlerischer Film sei. Stattdessen gab es eine Rassismusdiskussion, die wir so keinesfalls provozieren wollten.“
Schließlich riefen einige Frauen dazu auf, bei Problemen auch mal selbst Lösungen zu finden. „Ich kann die Sruktur meines Lernens doch selbst wählen“, so die eine. „Vergiftet die Atmosphäre nicht“, appellierte eine andere, die Bremer Probleme seien die gleichen wie in Hannover. Der Tenor aber war versöhnlich: so viele Frauen aus aller Welt, jede mit ihrem eigenen Hintergrund – „it's a wonderful thing“.“
Gudrun Fischer
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