Oppositionelle Machado in Venezuela: Die Anti-Maduro
Am Wochenende protestierten in Venezuela wieder Zehntausende gegen das autoritäre Regime. Ganz vorn dabei: Oppositionsführerin María Corina Machado.
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Die 56-jährige Wirtschaftsingenieurin stammt aus einer reichen Familie von Stahlunternehmern. Als älteste von vier Töchtern besuchte sie eine elitäre katholische Schule in Venezuelas Hauptstadt und ein Internat in den USA. An einer prestigereichen Handelsschule spezialisierte sie sich auf Finanzen und nahm an einem Programm für Führungskräfte in den USA teil. Erst arbeitete sie im Familienbetrieb, dann mit ihrer Mutter in einem Kinderheim. Sie ist geschieden und Mutter von drei Kindern, die alle im Ausland leben.
Der Kult um Machado ähnelt ein wenig dem um Hugo Chávez, den 2013 gestorbenen Ex-Präsidenten. Dass sie gegen diesen und seinen Nachfolger Nicolás Maduro seit mehr als 20 Jahren Opposition macht, hat ihr den Titel „Eiserne Lady“ eingebracht. Das passt, da sie Margaret Thatcher am meisten bewundert. In den vergangenen Monaten gab sich die rechte Politikerin aber als warmherzige Mutter der Nation.
All die Menschen, die ihr weinend das Herz ausschütteten, hätten Spuren bei ihr hinterlassen, sagte sie in einem Interview. Machado habe eine Sprache gefunden, die einfache Leute ebenso wie Eliten anspreche, meint die Kulturanthropologin Mirla Pérez. Sie alle eine der Schmerz um die, die wegen der Krise das Land verlassen mussten. Machado verbreite hier Hoffnung.
„Wir werden die Straßen nicht verlassen“
Ihr Programm ist vor allem wirtschaftsliberal: Sie will, dass Unternehmer:innen wieder dem Staat vertrauen können, dass ausländische Investor:innen herkommen – und die ausgewanderten Venezolaner:innen zurück. Privateigentum, Rechtsstaat plus freier Handel, das ist ihr Programm – also das Gegenteil von Verstaatlichung und Willkür, für das Maduro steht.
Dass sie auf Eigeninitiative setzt, kommt bei vielen gut an. Die Krisenjahre haben aus Venezuela ein Land von Kleinunternehmer:innen gemacht, die sich zu den kargen Löhnen etwas dazuverdienen wollen. Dass sie aus eigener Kraft irgendwie über die Runden kommen, trotz des Versagens des Staates, darauf sind viele stolz.
In ihrem Wahlprogramm kommt das Wort „Frau“ nicht vor, dafür mehrfach „Familie“. Ihre Gegner:innen bezeichnen sie als „autoritär“, andere als prinzipientreu und mutig. In der männerdominierten venezolanischen Politik war sie lange eine Außenseiterin. Sie gründete, wohl aus Frust, ihre eigene Partei, und einte am Ende die Opposition.
Bereits 2014 rief sie mit zu Protesten auf, die Monate dauerten. Weil sie im Ausland die Menschenrechtsverletzungen in Venezuela anprangerte, entzog ihr das Regime das Mandat und verbot ihr, das Land zu verlassen. Bei der Präsidentschaftswahl vor einer Woche durfte sie nicht kandidieren. Doch ohne sie, das ist klar, hätte der eher unbekannte Edmundo González Urrutia bei der fragwürdigen Wahl, die Maduro gewonnen haben will, nie so viele Stimmen bekommen.
Die USA haben González als Wahlsieger anerkannt. Maduro dagegen spricht von Staatsstreich und Terrorismus. Machado muss deshalb die Verhaftung fürchten, doch sie gibt nicht auf. „Wir werden die Straßen nicht verlassen“, rief sie am Wochenende.
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