: Opel: Verluste riesig, Chef geht
Autobauer machte 2000 viermal so viel Minus wie 1999. Unternehmen unterschätzte Einbruch der Autokonjunktur
BERLIN/FRANKFURT taz/dpa ■ Robert Hendry, der umstrittene Chef des Autokonzerns Opel, legt sein Amt nieder. Das kündigte Hendry gestern bei der Bilanzpressekonferenz seines Unternehmens in Frankfurt an. Der Grund für den Rücktritt ist der Rekordverlust, der im vergangenen Jahr nach Angaben des Konzerns vor Abzug der Steuern 982 Millionen Mark betragen hat. Das ist fast viermal so viel wie noch 1999.
Dramatisch entwickelte sich auch der Umsatz: Er sank um 476 Millionen auf 33,5 Milliarden Mark. Der Marktanteil der deutschen Firma, die eine Tochter des US-Autobauers General Motors (GM) ist, schrumpfte im Jahr 2000 von 13,8 auf 12,2 Prozent. Das Unternehmen hat 992.948 Fahrzeuge gegenüber mehr als einer Million im Vorjahr produziert. Beim Absatz hat sich das Gewicht vom Inland zum Export verschoben: Bei einem Gesamtabsatz von 1.282.186 Autos sind mehr als 400.000 auf Deutschland entfallen, aber rund 860.000 auf den Export.
Hendry sagte, er habe „wie viele Branchenkenner den Einbruch der Automobilkonjunktur in den vergangenen 18 Monaten in dieser Dimension nicht erwartet“. Finanzvorstand Walter Borst nannte als Gründe für das schlechte Ergebnis weniger Verkäufe in Deutschland, eine reduzierte Gewinnspanne, gestiegene Vertriebskosten und außergewöhnliche Belastungen. Wie andere Volumenhersteller auch sei das Unternehmen von dem schwachen deutschen Automobilmarkt besonders betroffen gewesen. Gestiegene Benzinpreise und ein hoher Gebrauchtwagenbestand beeinflussten zusätzlich das Neuwagengeschäft, sagte Borst.
Der 56-jährige Amerikaner Hendry war am 1. November 1998 von Saab zu Opel gekommen. Den zuvor schwer defizitären schwedischen Autohersteller hatte er wieder in die schwarzen Zahlen gebracht. Anfangs hatte Hendry auch bei Opel Zuversicht verbreitet: Er führe das Unternehmen aus den roten Zahlen. Tatsächlich schaffte er es, den Betriebsverlust 1999 auf 275 Millionen Mark zu reduzieren. Ende 1998 hatte Opel schon einmal einen Verlust von mehr als 800 Millionen Mark ausgewiesen. Als möglicher Nachfolger gilt der Ex-BMW-Manager Carl-Peter Forster. KK
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