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Opec und ÖlpreisTun sie's oder tun sie's nicht?

Öl wird immer billiger. Das sorgt für Löcher in den Kassen vieler Förderländer. Sie könnten das ändern, indem sie die Produktion drosseln.

Nicht nur dieser Arbeiter im Nar Bin Umar-Feld ist abhängig vom Ölpreis: 80 bis 85 Prozent der Einnahmen Irans stammen aus dem Ölverkauf. Bild: Reuters

HAMBURG taz | Gespannt schaut die Welt auf die am Donnerstag stattfindende Sitzung der Opec in Wien. Auf jenes einflussreiche Kartell aus zwölf Erdöl exportierenden Staaten. Seit Ende Juni sind die globalen Ölpreise um rund 30 Prozent eingebrochen. Die Frage ist, ob die Opec-Länder die Produktion kollektiv drosseln, um die Preise zu stabilisieren.

Doch die Differenzen innerhalb der Opec sind groß. Irans Ölminister Bidschan Namdar Sanganeh forderte Einigkeit unter den Mitgliedstaaten, um den Preisverfall zu stoppen. Trotz der vom Westen wegen des Atomstreits verhängten Wirtschaftssanktionen gehört die Islamische Republik derzeit zu den größten Opec-Produzenten.

Das sehr stark von Öleinnahmen abhängige Mitgliedsland Venezuela ging sogar noch einen Schritt weiter. Präsident Nicolás Maduro kündigte an, ein Bündnis gegen den Ölpreisverfall schmieden zu wollen. Dabei wollte er auch Nichtmitglieder der Opec einbeziehen, in erster Linie Russland. Die rohstoffabhängigen Staatsfinanzen Moskaus sind von den gesunkenen Preisen hart getroffen. In der Opec hat Venezuela allerdings im Vergleich zu den arabischen Produzenten wenig Einfluss.

Mexiko und Venezuela vs Saudi-Arabien

Größter „Gegenspieler“ innerhalb des Kartells dürfte dabei Saudi-Arabien sein. Das Land hatte zuletzt auf den Preisverfall nicht mit Produktionskürzungen reagiert. Im Gegenteil: Der mit Abstand größte Opec-Produzent gewährte sogar Anfang November ausgerechnet US-Kunden einen überraschenden Sonderrabatt.

„Der Krieg hat schon begonnen“, meinte kürzlich das Russische Institut für Strategische Studien (RISS). Danach gibt es Abmachungen zwischen den Vereinigten Staaten und Saudi-Arabien, den Ölpreis durch Überproduktion zu drücken, um Russland in den Bankrott zu treiben. Die USA haben ihre Produktion durch die umstrittene Fracking-Technik drastisch ausgeweitet und sind mittlerweile weltgrößter Ölförderer.

„Ich glaube nicht an solche Verschwörungstheorien“, konterte der russische Wirtschaftsminister Alexei Uljukajew diese Woche in Interviews mit westlichen Medien. Man könne so viele Marktteilnehmer nicht beeinflussen. „Das ist unmöglich zu steuern.“

Deutschland hat seine eigenen Interessen

Versuchen könnten es die großen Spieler trotzdem. „Solche Preiseinbrüche beim Öl können einzelne Länder rasch in große wirtschaftliche Schwierigkeiten bringen“, warnt der Ökonom Jörg Goldberg in einer Analyse für den „Informationsbrief Weltwirtschaft & Entwicklung“. Aktuell seien besonders Ecuador, Kolumbien, Mexiko und Venezuela betroffen.

Trotz zahlreicher geopolitischer Unruhen ist der Ölpreis in den letzten Monaten fast ununterbrochen gefallen, bis auf ein Vierjahrestief. Den Kursfall sehen die meisten Rohstoffexperten wie Leon Leschus vom Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) als eine normale Folge von Angebot und Nachfrage: „Zurzeit kann der Ölmarkt als gut versorgt angesehen werden.“ Einerseits werde „sehr viel Öl“ gefördert, und anderseits entwickeln sich die Weltkonjunktur und damit die Ölnachfrage schwächer als erwartet. Die Wirtschaft im Euroraum stagniert, in den Schwellenländern wächst sie langsamer.

Gleichzeitig profitieren die alten Industrieländer. „Der zunehmend günstige Ölpreis macht sich in der deutschen Wirtschaft langsam, aber sicher (positiv) bemerkbar“, analysiert die DZ Bank. Ob das deutsche Glück anhält, hängt von den Reaktionen der Ölanbieter heute in Wien ab. (mit dpa)

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