Online-Game und TV-Serie „Defiance“: Postapokalyptisches Multikulti
Ein Novum: Die Serie „Defiance“ kommt auch als Online-Game auf den Markt. Doch überzeugend ist die Verquickung noch nicht.
Nichts ist auf der Welt mehr, wie es war, und doch ist immer noch alles sehr vertraut. Wir schreiben das Jahr 2046: Ein schäbiges Fahrzeug brettert durchs Ödland. Hinterm Steuer sitzt Joshua Nolan (Grant Bowler), ein bärtiger Einzelkämpfer, Marke Indiana Jones. Neben ihm sitzt seine Ziehtochter Irisa (Stephanie Leonidas).
Finster blickt die junge Frau mit den bernsteinfarbenen Augen drein, die beiden haben sich gestritten. Doch als aus dem Autoradio Johnny Cashs Country-Klassiker „Jackson“ ertönt, ist die Welt wieder in Ordnung. Während ein Raumschiffwrack mit brennendem Schweif vom Himmel stürzt, trällern die beiden vergnügt im Duett.
Die Apokalypse ist in der Welt von „Defiance“ Normalität. Sieben verschiedene Alien-Rassen haben die Erde bevölkert, nachdem ihr Heimatsystem zerstört wurde. Seither versuchen sie ein einigermaßen friedliches Zusammenleben auf der mutierten Erde. Postapokalyptisches Multikulti könnte man sagen.
Noland und Irisa sind die beiden Hauptfiguren einer neuen Syfy-Serie, die am Dienstag, nur einen Tag nach dem US-Start, auch in Deutschland anläuft. Die Produktion von „Defiance“ ist ein Novum. Erstmals haben sich eine Produktionsfirma (Universal Cabel Productions/NBC) und ein Computerspielentwickler (Trion World) zusammengetan und sowohl eine TV-Serie als auch ein gleichnamiges Onlinespiel auf den Markt gebracht.
Interaktiv durch die zerstörte Landschaft
Künftig können die Zuschauer das Geschehen in einer von Aliens bevölkerten Erde im Fernsehen verfolgen und gleichzeitig in Ego-Shooter-Optik durch die zerstörte Landschaft pirschen, um Abenteuer zu bestehen. „Was wir in der Serie zeigen, können die Zuschauer dann im Onlinegame noch einmal weitererleben“, sagt Daniel Hufschlag, Programmredakteur bei Syfy, dem Science-Fiction- und Mystery-Kanal beim Bezahlsender Sky.
Ebenso wie Noland und Irisa sind auch die Spieler des Multiplayer-Online-Games „Arkhunter“ – Kämpfer also, die sich durchs Gelände schlagen, um aus dem Weltraumschrott, der immer wieder aus der Erdumlaufbahn abstürzt, brauchbares Material zu bergen. Dazwischen gilt es, sich und die noch auf der Erde verbliebenen Menschen gegen Angriffe feindlicher Aliens zu verteidigen.
Der Online-Gaming-Markt gehört zu den am schnellsten wachsenden Sparten der Unterhaltungsindustrie. 8,9 Millionen Gamer gibt es laut einer Umfrage des Instituts für Medien- und Konsumforschung in Deutschland. 19,6 Millionen Deutsche bezeichnen sich als Fans des Science-Fiction-Genres. Sowohl für die Serienproduzenten als auch für Computerspielentwickler ist es also ein lohnendes Geschäft, beide Gruppierungen mit einer Kooperation zu bedienen.
Die Handlung beeinflussen
„Trends, die sich in der Spielewelt entwickeln, könnten auch die Handlung der Serie beeinflussen“, sagt Jeff Pabst von Trion World. Einzig: So richtig überzeugend ist die Verquickung bislang noch nicht. Das liegt vor allem daran, dass die erste Staffel der Serie bereits produziert ist.
Was in der Onlinewelt des Computerspiels passiert, kann also in die ersten 13 Folgen keinen Eingang finden. Das, so die Ankündigung, soll erst bei der zweiten Staffel der Fall sein. Ob diese aber tatsächlich produziert wird, hängt vom Erfolg der ersten Staffel ab. Und der ist fraglich bei einer Geschichte, die nur eine weitere Wir-gegen-die-Aliens-Space-Opera ist, gepaart mit altbekannten Westernklischees.
Das Videospiel läuft auf PC, Xbox und Playstation 3, Standard-Edition 49,99 Euro
Die Serie: ab Mittwoch, 20.15 Uhr, Syfy/Sky
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Paragraf 218 im Rechtsausschuss
CDU gegen Selbstbestimmung von Frauen
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
FDP stellt Wahlkampf Kampagne vor
Lindner ist das Gesicht des fulminanten Scheiterns
Wahlkampf-Kampagne der FDP
Liberale sind nicht zu bremsen
Sednaya Gefängnis in Syrien
Sednaya, Syriens schlimmste Folterstätte
Syrische Geflüchtete in Deutschland
Asylrecht und Ordnungsrufe