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Olympische Sommerspiele in TokioRekordverdächtig stur

Kommentar von Johannes Kopp

AthletInnen fordern eine Absage der Olympischen Spiele in Tokio. Das IOC will noch Bedenkzeit. Warum eigentlich?

Zwei Frauen machen ein Selfie vor den olympischen Ringen in Tokio Foto: Jae C. Hong/ap

D ie Olympischen Sommerspiele in Tokio werden in diesem Jahr nicht stattfinden können. Die Frage ist nur: Wer verrät das dem Hüter der großen Sportspiele, dem Internationalen Olympischen Komitee IOC? Dessen Chef Thomas Bach gibt vor, für den Traum von 11.000 AthletInnen zu kämpfen, obwohl VirologInnen mittlerweile sehr deutlich gemacht haben, dass Olympische Spiele in diesem Sommer vor allem für das Coranavirus ein Traum wären: Eine Bühne, auf der es sich rekordverdächtig vermehren könnte.

Als erstes nationales olympische Komitee hat deshalb am Sonntagabend das kanadische beschlossen, die Verantwortung dafür nicht tragen zu wollen. Man werde kanadische SportlerInnen nicht nach Tokio zu den Spielen schicken, hieß es.

Offenbar verfügt das IOC aber über andere exklusive Informationsgrundlagen, nach denen eine jetzige Entscheidung verfrüht sei. Eine Frist von stattlichen vier Wochen hat man sich deshalb auserbeten. In einem offenen Brief an die AthletInnen nennt Bach das einen „rationalen Ansatz“, der möglicherweise nicht mit den Emotionen übereinstimme. Der Appell im selben Brief, man wisse doch als SportlerIn, dass man niemals aufgeben sollte, auch wenn die Chance auf Erfolg sehr gering erscheint, liest sich wiederum wie ein Plädoyer, sich möglichst irrational zu verhalten. Das alles wirkt wie Durchhalteparolen eines Diktators, dem das Volk schon längst den Rücken zugekehrt hat.

Die aktiven SportlerInnen selbst, die sich öffentlich zu Wort gemeldet haben, werben in großer Überzahl für die Verschiebung der Olympischen Spiele. Ihre Statements strafen die Beteuerung des IOC Lügen, es gehe ihm um die Träume der SportlerInnen. Die vorrangige Sorge gilt eher den massiven Einnahmeverlusten und Organisationsproblemen, die mit einer Verschiebung der Spiele verbunden wäre. Das IOC spricht von komplexen Herausforderungen, welche etwa die Vertragssituation mit TV-Unternehmen und Sponsoren oder die Übernachtungsbuchungen in Millionenhöhe mit sich bringen würde.

Während der beiden Weltkriege wurden die Olympischen Sommerspiele jeweils abgesagt. Inzwischen hat das Geschäftsrad des Sports derart viel Schwung aufgenommen, dass es so schwer wie kaum ein anderes aufzuhalten ist. Über massive Menschenrechtsverletzungen in diversen Gastgeberländern von Großveranstaltungen rollt es seit Jahren nahezu widerstandslos hinweg. Und selbst im Angesicht einer Pandemie träumen die Funktionäre vom IOC noch von einem möglichst unbeschadeten Schlusssprint durch die Katastrophe. Ein Albtraum.

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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4 Kommentare

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  • Erwähnt werden sollten in diesem Zusammenhang auch die Spiele 1980 und 1984.



    1980 - Moskau: 42 Staaten boykottierten die Spiele wegen des Einmarsches sowjetischer Truppen in Afghanistan (leider ist nicht mehr allgemein bekannt, dass die Sowjets 1979-1989 in Afghanistan Krieg führten!).



    1984 – Los Angeles: Boykott der Sowjetunion und der mit ihnen verbündeten Staaten. Begründet mit „mangelnder Sicherheit“. Aber eher Retourkutsche für 1980.



    In beiden Fällen waren die erreichten Rekorde mangels Beteiligung nicht real. Ähnlich wäre es nun in Tokio!

    • @Pfanni:

      "leider ist nicht mehr allgemein bekannt, dass die Sowjets 1979-1989 in Afghanistan Krieg führten!"

      Doch klar, die Doku kennt doch jeder: RamboII !

  • Die Olympiade sollte generell nicht mehr durchgeführt werden.



    Die Spitze der Maximalleistungen wurde schon lange erreicht und ist nur noch durch Doping steigerbar. Die Folge sind schlimme Vorfälle wie ein Tod mit 31 Jahren durch Schlaganfall, besonders bei den Frauen.



    Die Olympiade sollte in symbolischer Form eröffnet werden mit dem olympischen Feuer und dem einen oder anderen Ritual, und ansonsten in die Erinnerungskultur einwandern.



    Bei den Mannschaftssportarten Fussball, Handball der Männer und Frauen ist das etwas anders - sie verursachen weniger stark die Räumung von Wohngebieten wie in Sao Paolo und Peking und sind nicht auf Weltrekorde ausgerichtet.

  • "Das IOC will noch Bedenkzeit. Warum eigentlich?"

    G E L D ?



    Um was geht es sonst bei Olympia?

    Was zahlt wohl Toyota gerade für die Olympia Werbung im TV?